Die zunehmende Abhängigkeit von Facebook, Twitter und Co.

von | 21.01.2016 | Tipps

Diese Woche ist Twitter für ein paar Stunden ausgefallen – und viele User waren in heller Aufregung. Solche Reaktionen sind immer wieder zu beobachten: Wenn Dienste ausfallen oder komplett streiken, dann bringt das unseren Alltag durcheinander. Wenn das schon bei Social Media Diensten so ist – was würde dann bei einem Ausfall eines wirklich wichtigen Systems passieren?

Die Störung bei Twitter hat nur wenige Stunden gedauert: Techniker des populären Kurznachrichtendienstes haben an der Software geschraubt, deswegen ließen sich neue Tweets kaum oder gar nicht abrufen und auch keine eigenen Tweets absetzen.

Die Twitter-Gemeinde war in heller Aufregung. Als wäre sie von der Welt abgeschnitten, nur weil man keine Tweets absetzen oder lesen kann. Sogar die selbstironisch gedachten Hinweise auf den Ausfall machen deutlich, was die kurze Abstinenz mit vielen macht. Ein klarer Fall von Abhängigkeit, würde ich sagen.

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Wenn Facebook mal Schluckauf hat oder ausfällt, sieht es nicht anders aus. Oder wenn es bei einem Provider mal wieder nicht rund läuft: Stets wird auf den jeweils anderen möglichen Kanälen hektisch gepostet, getwittert, geirgendwast. Irgendwie muss man doch drüber reden, dass man ganz kribbelig ist, weil irgendwas nicht funktioniert. Die Nervosität bricht aus uns heraus – weil wir uns irgendwie nicht damit abfinden wollen, dass nicht immer alles perfekt funktioniert.

Monokultur vergrößert das Problem

Man kann sich über diese Nervosität lustig machen – so wie ich gerade und hier. Doch im Grunde genommen ist das vielleicht eine durchaus angemessene Reaktion, denn es ist eine Vorahnung darauf, wenn die Systeme, von denen wir abhängig sind – man kann es nicht anders sagen -, tatsächlich im großen Stil ausfallen.

Länger. Mehrere gleichzeitig. Was, wenn das Internet insgesamt in unserem Land mal für einen Tag wegbricht? Oder eine Woche? Nicht auszudenken, was dann los wäre. Zwar ist das Internet generell so konzipiert, dass sich die Daten einen anderen Weg suchen, wenn der eine verstellt ist. Aber es sind Szenarien denkbar, in denen das nicht (mehr) funktioniert. Überlastung wäre die unweigerliche Folge.

 

Die großen vier schlucken alles

Auch die zunehmende Monokultur ist ein Problem. Wirtschaftsprofessor Scott Galloway hat auf der DLD2016 zu Recht darauf hingewiesen: Die Big Four (Apple, Google, Facebook, Amazon) fressen ihr Umfeld auf. Sie bekommen eine Größe und damit eine Macht, die nicht nur wirtschaftlich von beängstigender Bedeutung ist, sondern auch strukturell.

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Wenn sich alle und alles auf einen Anbieter konzentrieren, sind Ausfälle besonders folgenreich. Konkretes Beispiel: Immer wieder mal gibt es Ausfälle in der IT-Infrastruktur von Amazon. Viele Startups nutzen die Amazon Web Services (AWS), um ihre Web-Portale zu betreiben und Datenbanken zu pflegen. Wenn AWS ausfällt, liegen Hunderte von Startups lahm, teilweise auch große Anbieter. Eine Folge der Monokultur.

Folgen bei systemrelevanten Ausfällen

Wenn Facebook nicht funktioniert, wären vermutlich keine wirllich relevanten Konsequenzen zu befürchten. Aber wenn die Systeme von Flughäfen, der Bahn oder der Banken ausfallen, möglicherweise sogar über mehrere Tage – etwa durch einen Cyberangriff -, hätte das fatale bis katastrophale Folgen. Darüber sind wir uns oft viel zu wenig im Klaren: Die Abhängigkeit von Strom und eben auch dem Internet nimmt enorm zu und hat mittlerweile ein Maß erreicht, das bedenklich ist.

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Als Nutzer oder Konsument hat man darauf natürlich erst mal wenig Einfluss. Das einzige, was er machen kann, ist seine Daten auf verschiedene Anbieter zu verteilen und möglicherweise auch Backups anzulegen. Das bewahrt einen zumindest davor, nicht auf seine Daten zugreifen zu können, wenn mal ein Dienst ausfällt. Aber schon bei der E-Mail ist es schwierig, Ausweich-Strategien zu entwickeln. Und in vielen Bereichen werden wir gar nicht erst gefragt. Was wir brauchen, ist also deutlich mehr Vielfalt. Nicht weniger.