IT-Gipfel und Saarbrücker Manifest

von | 18.11.2016 | Tipps

Bereits zum zehnten Mal gab es diese Woche den nationalen IT-Gipfel, der jedes Mal in einer anderen Stadt stattfindet – diesmal in Saarbrücken. Auf diesem Gipfel geht es immer ein bisschen um Nabelschau: Die Bundesregierung versucht sich in ein gutes Licht zu rücken, lobt sich für das, was bereits geschafft ist – und bringt neue Projekte auf die Spur, gemeinsam mit Experten und Vertretern aus der Wirtschaft.

Es geht darum, Deutschland bei der Digitalisierung voranzubringen. Daher ist der Breitband-Ausbau immer wieder ein wichtiges Thema. Da sind wir in Deutschland gar nicht so schlecht aufgestellt, haben aber auch nicht gerade einen Spitzenplatz – und sind für die Zukunft nicht sonderlich gut gerüstet. Der Glasfaser-Ausbau geht nicht schnell genug voran. Wirtschaftsminister Gabriel hat da auch einen Schuldigen ausgemacht: Der Verbraucher fragt nicht genug nach. Wir sind also sozusagen selbst schuld.

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Gabriel wünscht sich viele „kleine Silicon-Valleys in Deutschland“. Deswegen werden Digital-Hubs gegründet. Das sind Orte wie Dortmund, Hamburg, München, Berlin und Frankfurt, an denen die Kompetenzen aus Großkonzernen, Mittelstand und Startups gebündelt werden sollen, durchaus auch aus der Forschung und Wissenschaft – weil man sich gegenseitig befruchten kann.

Das ist ein durchaus guter Ansatz, weil es diese Berührungsängste in den USA nicht gibt. Titel des Programms: „de:hub“ für Deutschland. Die Hubs vor Ort sollen von den Städten selbst getragen werden. In Frankfurt kümmert man sich schwerpunktmäßig im Fintech-Lösungen, also Anwendungen aus dem Finanzbereich. Das passt.

Saarbrücker Manifest

Das Saarbrücker Manifest

Das Saarbrücker Manifest: Wilhelm Scheer und Wolfgang Wahlster. Überschrift: „Aufforderung zu einem Digitalisierungsruck – Herausforderungen meistern, Chancen nutzen“ Es soll also mal wieder ein Ruck durch Deutschland gehen, diesmal einer, der die Digitalisierung ernsthaft voran bringt – in der zweiten Digitalisierungswelle.

Viele Forderungen stehen in dem Papier: Ausbau der Breitbandinfrastruktur, Bündelung der Digitalkompetenzen bei der Bundesregierung, mehr staatliche Mittel für die Forschung, ein europäisches Digitalisierungsprogramm ähnlich dem Kernforschungszentrum CERN, flexiblere Beschäftigungsformen und vor allem: Ein völliges Umdenken in der Bildung.

Thema Bildung

Ganz einfach: Wer bei der internationalen Digitalisierung eine führende Rolle übernehmen möchte, der braucht auch ein Umfeld, das fruchtbar ist. Man braucht nicht nur Menschen, die IT nutzen können, sondern auch Menschen, die IT verstehen, die IT denken, die IT entwickeln und entwerfen können, die Ideen haben – auch Geschäftsideen.

Manche Politiker glauben, es reicht, in der weiterführenden Schule mal einen Word-Kurs anzubieten, um Menschen fit für Informatikthemen zu machen. Das ist natürlich völliger Unsinn. Es sollte darüber nachgedacht werden, ob Informatik in der Sekundarstufe I nicht zum Pflichtfach wird, weil das heute eine Kernkompetenz ist.

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Wenn man es ernst meint, dass man fit für die Digitalisierung sein will, dann sollte man das wohl tatsächlich in Erwägung ziehen. Auch im Bereich Mathematik muss umgedacht werden: Algorithmen und logisches Denken sollten weiter im Vordergrund stehen.

All das würde helfen, das Verständnis für die neuen Technologien zu erhöhen, nicht nur, damit Menschen das alles nutzen und neue Ideen entwickeln können, sondern auch, damit andere für ein gesundes Geschäftsumfeld sorgen können. An so etwas denkt die Politik überhaupt nicht, und das ist durchaus fatal.

Ein Ministerium für Digitales

Für Internet und Digitalisierung sind viele zuständig – und alle ein bisschen. Wirtschaftsminister, Innenminister, Verkehrsminister und einige andere teilen sich die Verantwortung. Genau das ist auch eine Kritik im Manifest: Man müsse weg kommen von der verteilten Zuständigkeit, hin zu einer zentralen Zuständigkeit. Mehr staatliche Mittel für die Forschung,  mehr gewagte Projekte, auch auf europäischer Ebene – etwas, was man mit dem CERN, der berühmten Forschungsanlage vergleichen könnte.

Das wären Visionen, entschlossene Schritte, aber davon will man in der Politik nichts wissen. Was wiederum durchaus an der Bildungsmisere liegen könnte (siehe oben), es wird bei den Entscheidern eben noch nicht verstanden, wie wichtig das alles ist.