Facebook: Neue Timeline und Paywall

Facebook probiert eine neue Timeline aus: Im oberen Bereich erscheinen nur die Postings von Freunden, in einer zweiten Timeline der Rest – etwa News aus Redaktionen oder Nachrichten von geliketen Seiten. Was das bringen soll? Mehr Umsatz… So wie auch die Paywall, die Facebook für Instant Articles einführen will.

Wer in seine Facebook-Timeline schaut, sieht dort normalerweise nicht nur die neuesten Postings von Freunden, sondern auch aktuelle News von Seiten, die er in der Vergangenheit mit „Gefällt mir!“ markiert hat.

Doch in sechs Ländern ist das seit einer Weile anders. In Bolivien, Kambodscha, Guatemala, Serbien, Sri Lanka und der Slowakei probiert Facebook eine ganz neue Art von Timeline aus. Sie ist zweigeteilt: In der Haupt-Timeline erscheinen wie gewohnt die Postings von Freunden, in der „Explore“ überschriebenen Timeline darunter alle anderen Postings, etwa die von geliketen Seiten oder die Inhalte von Medienangeboten.

Zwei Timeslines statt einer

Neue Spielregeln im Newsfeed für uns alle? Nein, der Test in den sechs Ländern sei keine Blaupause für einen globalen Relaunch, stellt Facebook in einem Blogpost klar. Es handele sich dabei lediglich um ein Experiment. Nicht mehr, aber auch nicht weniger. Doch viele Menschen sind misstrauisch. Aus gutem Grund, denn Facebook macht nichts nur, um die „Nutzerfahrung zu verbessern“, wie sie immer behaupten. Es geht darum, den Umsatz zu steigern. Natürlich möchte Facebook, dass bezahlte Postings – sprich: Anzeigen – besonders häufig angeklickt werden. Denn bei jedem Klick fließt Geld.

Facebook will offensichtlich den Anreiz erhöhen, dass Anbieter für mehr Sichtbarkeit zahlen. Nur wer sein Posting sponsort, landet in den sechs Testländern in der Haupt-Timeline, also zwischen den Postings von Freunden und abonnierten Feeds. Dort werden Postings eher wahrgenommen und häufiger geklickt.

Die ersten Erfahrungen in der Slowakei scheinen das zu bestätigen: Zahlreiche Anbieter beklagen einen erheblichen Rückgang bei der Reichweite. Wer dem entgegen wirken will, muss bezahlen. Die Rechnung geht für Facebook auf. Wer in der „Explorer“-Timeline landet, hat kaum eine Chance, wahrgenommen zu werden. Das ist die Strafbank für Postings.

Simon / Pixabay

Wer gelesen werden will, muss zahlen

Die Zweiteilung der Timeline in eine Timeline erster Klasse und einer zweiter Klasse ist also ein weiteres Instrument nach dem Edgerank, mit dem Facebook die Daumenschrauben anlegen kann. Oder anders formuliert: Es könnte gut sein – noch ist das nicht bestätigt, aber eben Teil des Feldversuchs – dass für das Ugrade eines Postings in die erste Klasse künftig bezahlt werden muss. Die Motivation, das zu tun, ist beim Zwei-Klassen-Timeline-Konzept definitiv größer als heute.  Denn es zwingt alle, die in Facebook präsent sein wollen dazu, Geld in die Hand zu nehmen.

Ob und wann diese neue Timeline zu uns kommt, wissen wir noch nicht. Offiziell wird die neue Timeline-Methodik einige Monate lang in den genannten sechs Ländern getestet. Doch nun befürchten vor allem Medienanbieter um ihre Reichweiten. Ist ja klar: Wenn man nicht mehr in der Haupt-Timeline auftaucht und für Sichtbarkeit immer mehr bezahlen muss, wird das ein kostspieliges Unterfangen.

Da Facebook nicht bei den Nutzern abkassiert, jedenfalls keine Dollar oder Euro, müssen alle zahlen, die in der Plattform Reichweiten erzielen wollen. Ganz klar: Facebook möchte Unternehmen und Medienanbieter dazu erziehen, zu bezahlen. Und es ist noch komplizierter: Facebook will auch eine Paywall für Medieninhalte einführen. Dann lassen sich Inhalte auf Facebook abonnieren, etwa Newsfeeds, Artikel, Videos – und dafür bezahlen die User, direkt bei Facebook.

geralt / Pixabay

 

Die Paywall kommt

Die Paywall wurde bereits im Juli 2017 angekündigt. So wie es aussieht, könnte es schon in den nächsten Wochen losgehen. Wie es aussieht, sind Spiegel und Bild unter den ersten deutschsprachigen Inhalteanbietern, die mit der Bezahlschranke für Instant Articles experimentieren wollen. Zum Start soll es die Paywall erst mal nur auf Android-Smartphones geben, später auch auf anderen Plattformen. Die Verleger und Anbieter sollen 100 Prozent der generierten Umsätze erhalten. Das ist ungewöhnlich. Facebook erwartet zweifellos, dass die Anbieter mehr für gesponsorte Postings ausgeben, um ihre Paywall-Inhalte populär zu machen.

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