Wenn Kinder Schockvideos auf YouTube sehen

 

YouTube kennt jeder. Das Videoportal versorgt uns heute rund um die Uhr mit Videos aus allen möglichen Quellen. Auch Kinder und Jugendliche. Für die gibt es sogar eine eigene App: YouTube Kids. Seit September in Deutschland, seit zwei Jahren in den USA. Doch schützt das Angebot wirklich vor unpassenden Inhalten? Es sind Zweifel angebracht, denn in den USA sind Tausende von Videos entdeckt worden, die Kinder verstören können – aber ein großes Geschäft sind. Was steckt dahinter?

YouTube Kids verspricht eigentlich, ausschließlich kindertaugliche Angebote zu präsentieren. Doch dem scheint nicht der Fall zu sein. In den USA gibt es einen Aufschrei wegen verstörender Inhalte. Die mildeste Form ist noch versteckte Werbung, da werden etwa Tausende von Überraschungseier ausgepackt – und somit Begehrlichkeiten geweckt. Doch es gibt auch richtig verstörende, schockierende Videos.

Bekannte Figuren wie Peppa Wutz aus England trinken Bleichmittel. Berühmte Disney-Figuren werden geköpft oder überfahren. Oder Mini Mouse muss ständig den Rock ausziehen. Es gibt Brutalität, Frivolität, Sexismus, Horror, Missbrauch. Versteckt hinter hypnotisierender Kling-Kling-Musik, die harmlos wirkt – und eben hinter bekannten Figuren, die Kinder anziehen und Eltern nicht misstrauisch machen.

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Wie schaffen es die Videos ins Angebot?

Aber wie schaffen es solche Angebote denn überhaupt in ein Kinderprogramm wie YouTube Kids? Es handelt sich bei YouTube Kids nur sehr bedingt um kuratierte Inhalte, also um Inhalte, die von kompetenten Menschen angesehen und ausgewählt wurden. In der Regel erledigen Algorithmen die Arbeit.

Und was viel geschaut wird, das hat die Chance, auf den Bestenlisten zu landen – egal, was dort zu sehen ist. Leider wird nicht nur Qualität viel geschaut. Google macht es sich einfach und bietet natürlich eine Meldefunktion an. Aber dann ist es meistens schon zu spät. Außerdem müssen Eltern erst mal davon erfahren, bevor sie melden können. Und über die Suchfunktion ist praktisch alles erreichbar. Immerhin: Die Suchfunktion können Eltern in YouTube Kids abschalten.

Die Absicht der Macher solcher Videos?

Einige wollen gezielt schockieren. Doch die meisten wollen abkassieren. Kinder und Jugendliche sind treue Zuschauer. Sie lieben ihre Lieblingsfiguren. Also produzieren manche Clips am Fließband, mitunter nicht mal manuell, sondern komplett automatisch. Programmierte Bots setzen ohne Sinn und Verstand künstlich Clips zusammen, die existentes Material zusammensetzen: Bilder, Animationen, Musik, Dialoge.

Alles geklaut – wird neu zusammengewürfelt, mit Kindermusik und Reimen unterlegt und dann mit griffigen Schlüsselwörtern in YouTube eingestellt. Kostet ja nichts. Ist wie bei Spam: Wenn sich zehn von 1000 eingestellten Videos als Erfolg erweisen: Bingo! Die Kasse klingelt, weil man Millionen Abonnenten einsammelt und mit Werbeeinnahmen Geld verdient. Die Hersteller nutzen das perverse System also geschickt aus. Zu Lasten der Kinder.

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Was unternimmt Google  dagegen?

Da sich Widerstand in den USA regt, vereinfacht Google die Möglichkeit, unpassende Inhalte zu melden und will diese auch schneller bearbeiten. Auch wolle man grundsätzlich umsichtiger sein. Aber nach einem Paradigmenwechsel klingt das nicht. Der Schutz der Kinder sollte allerhöchste Priorität haben. Doch dem ist nicht so: Natürlich soll alles möglichst kostengünstig für den Betreiber über die Bühne gehen, also vollautomatisch.

Jede Kontrolle stört da nur – weil sie kostet. Das macht die Schwächen solcher Systeme überdeutlich. Nicht nur in der Welt der Kindern, sondern auch in der Welt der Erwachsenen. Da stört man sich nur weniger daran – vergleichbare Konzepte gibt es hier aber auch. Automatisch erzeugte Videos, die keinerlei Nutzen bringen aber Werbeeinnahmen generieren sollen. Automatische Belohnungssysteme wie die auf YouTube fördern dessen Ausnutzung.

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Tipp für Eltern

Eltern sollten generell ihre Kinder beim Medienkonsum begleiten, je jünger die Kinder sind, desto intensiver. Das ist allgemein bekannt – wird aber viel zu häufig ignoriert, vor allem aus Bequemlichkeit. Im Fall von YouTube muss man sagen, dass es im Grunde unverantwortlich ist, Kinder und Jugendliche allein vor dem Gerät zu lassen. YouTube ist ein Pulverfass für Kinder.

Wenn schon YouTube Kids zum Einsatz kommt, dann wenigstens die Suchfunktion deaktivieren und manuell die Angebote auswählen, die eigenen Kinder sehen dürfen, damit der Rest unsichtbar bleibt. Das garantiert zwar auch nicht, dass keine verstörenden Inhalte gezeigt werden, reduziert aber das Risiko.

 

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