Proteste bei StudiVZ

studi.jpgWas sich da gerade bei StudiVZ tut, ist schon ein bisschen erstaunlich – oder aber auch wieder nicht, denn es ist immer mehr oder weniger wieder dasselbe zu beobachten. Neue Portale starten, indem sie attraktive Inhalte oder Dienstleistungen anbieten. Natürlich kostenlos, denn kaum jemand möchte im Internet für so etwas Geld bezahlen. Auf diese Weise werden erst mal jede Menge Mitglieder „eingesammelt“. Später, wenn man erst mal eine gewisse „kritische Masse“ (im positiven Sinne) erreicht hat, muss man sich als Anbiete – natürlich! – Gedanken machen, wie man denn nun eigentlich Geld verdienen möchte.

Oft haben die Gründer dieser Portale dann längst Kasse gemacht: Sie haben die Idee, das Portal und all die registrierten Mitglieder verkauft. Sollen sich doch andere nun den Kopf zerbrechen, wie man nun Kasse macht… 😉 Das Beispiel StudiVZ zeigt, dass es gar nicht so einfach ist, Menschen, die sich daran gewöhnt haben, etwas kostenlos zu bekommen (und womöglich werbefrei) dann irgendwann doch zur Kasse zu bitten oder mit Werbung zu „traktieren“. Hier ist eine Menge Fingerspitzengefühl angesagt. Es muss der richtige Preis gefunden werden, das richtige Maß an Werbung und Promotion.

StudiVZ ist nun ein Beispiel dafür, dass man mit Holzfällermethoden nicht weit kommt. StudiVZ wollte den Mitgliedern personalisierte Werbung zeigen und hat kurzerhand die AGBs entsprechend abgeändert. Ziemlich radikal sogar. Und jeder sollte zustimmen, dass StudiVZ mehr oder weniger ungehemmt die vorhandenen Daten nutzen darf, um diese personalisierte Werbung präsentieren zu können. Der Proteststurm war enorm: Tausende von Studenten haben ihre Profile zusammen gestrichen, Daten gelöscht, Fotos entfernt und Protestnoten online gestellt. Datenschützer haben StudiVZ auf die Finger geklopft. Dieses Vorgehen war eins: ungeschickt.

Allerdings stören mich persönlich völlig übertriebene und maßlose Einordnungen wie „StasiVZ“. Solche Extremverleiche werden immer wieder und sehr gerne gemacht. Doch sie verniedlichen die Geschichte, verneben die Problematik und schüren eine unnötige Aggression. Die Stasi war menschenverachtend, hat im Verborgenen gehandelt und lässt sich deshalb sicher nicht mit dem damit vergleichsweise harmlosen Ansinnen eines StudiVZ auf eine Stufe stellen. Damit wird man der Sache nicht gerecht. Zuspitzen ist in Ordnung, und Vergleiche hinken natürlich immer, aber ein gewisses Maß sollte schon sein.

Wenn dem Bundestrojaner mit „Stasi 2.0“ abgekürzt wird, so ist das natürlich auch übertrieben – aber trotzdem noch eher zu verstehen, weil man sich der staatlichen Kontrolle nicht entziehen kann. Der Kontrolle durch StudiVZ kann man sich sehr leicht entziehen: Einfach abmelden. 😉

Natürlich hat der Protest dennoch sein Gutes: Die AGBs wurden abgemildert, die Betreiber können ihr ursprüngliches Vorhaben nicht durchsetzen. Man würde sich wünschen, die Proteste gegen den Bundestrojaner wären ähnlich fruchtbar.

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