Blöde Computer-Spiele?

Kinder und Jugendliche lieben Computerspiele – die meisten Eltern würden sie lieber aus dem Kinderzimmer verbannen. Aber ist das realistisch – und auch sinnvoll? Es kommt auf das rechte Maß an.

Rasante Autojagden. Umher schwirrende Raumschiffe. Potthässliche Mutanten, die plötzlich aus der Ecke hervor springen und wie wild herum ballern. Verblüffend realistische Touren auf dem Snowboard durch die Alpen. Einer Archäologin, die durch Höhlen wandert, um einem Rätsel auf die Schliche zu kommen…

Gehören längst zum Kulturgut der westlichen Welt dazu

Computerspiel ist nicht gleich Computerspiel. Es gibt unzählige Genre – und genauso viele verschiedene Geschmäcker. Gespielt wird, was Spaß macht – allein, zu zweit oder auf einer LAN-Party. Computer Games sind in. Sie sind sogar mehr als das: Für die meisten Jugendlichen gehören Computerspiele einfach dazu. Sind längst Teil der westlichen Kultur geworden, so wie Bücher, Comics, Fernsehen oder Fußball. Nur wollen viele „Erwachsene“ das noch nicht so recht wahr haben. Sie diskutieren kontrovers über die Vor- und Nachteile von Computerspielen, lehnen sie aber meist insgeheim ab.

Ob schädlich, unterhaltsam oder einfach nur eine spaßige Angelegenheit: Jede Studie kommt zu einem anderen Ergebnis. Die einen Experten sind der Meinung, Computerspiele würden auf Dauer verblöden und hätten geistige wie körperliche Trägheit der Jugend auf dem Gewissen. Die anderen argumentieren ebenso plausibel – und belegen es mit Studien –, dass Games Reaktionsvermögen und Entschlussfreude steigern. Voilà: Irgendwie gibt es eben für jede gewünschte Haltung die nötigen Argumente und Untersuchungen.

Computerspiele: Das rechte Maß entscheidet

Es kommt zweifellos auf das rechte Maß an – wie fast immer im Leben. Wenn ein Südkoreaner, wie kürzlich berichtet, nach über 50 Stunden ununterbrochener Spielewut mit Herzversagen zusammen bricht, ist das natürlich Wasser auf den Mühlen der Warner. Klare Message: Computerspiele machen krank, süchtig – und können einen umbringen. Allerdings ist es auf der anderen Seite auch wieder kein Wunder, denn was kann ein Mensch schon 50 Stunden lang ununterbrochen, ohne Schlaf und Ruhephase, ohne eine körperliche Beeinträchtigung?

Es lässt sich ohnehin nicht mehr wegdiskutieren: Kinder und Jugendliche spielen gerne. Wenn eine Messe wie die „Games Convention“ in Leipzig von über 135.000 Menschen besucht wird, dann kann wohl kaum noch von einem Randthema gesprochen werden. Computerspiele sind heute tief in der Jugendkultur verankert. Sie haben Einfluss auf Comics, Literatur – und sogar Hollywood. Die beiden Verfilmungen mit Angelina Jolie alias Lara Croft sind das bekannteste Beispiel dafür, dass Games längst nicht mehr nur abbilden, was Comics, Literatur und Hollywood vorgeben, sondern auch der umgekehrte Weg längst bestens funktioniert. Demnächst wird Mario über die Leinwand flimmern. Der kleine, pummelige Klempner, der in den 80er Jahren in Spielautomaten und ersten Heimspielen für viel Furore sorgte. Die Welt der Computerspiele inspiriert Hollywood.

Ein immenser Wirtschaftszweig

Geld verdient wird mit Computerspielen sowieso. Weltweit spülen Computer Games mehr Geld in die Kassen als Kinofilme. Weil Games jeder Art bei uns in Deutschland noch so verpönt sind, ob nun für den PC, den Mac, Konsolen oder für tragbare Spielgeräte wie die neue Playstation Portable (PSP), gibt es hierzulande kaum Spieleschmieden. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, werden Computerspiele in USA, Großbritannien und Japan entwickelt. Schade eigentlich, denn der rasant wachsende Wirtschaftszweig könnte auch in Deutschland für aufregende, gut bezahlte Arbeitsplätze sorgen. Dann dürfte allerdings die Gesellschaft nicht mehr die Nase rümpfen, wenn ein erwachsener Mensch sagt: „Ich entwickle Computer Games“.

In den USA hört so jemand ein neidisches „Wow!“, während hierzulande wohl keine Mutter glücklich wäre, diesen Berufswunsch zu hören. Auch Banker öffnen ungern ihre Safes, um Startups zu fördern, die Computerspiele entwickeln wollen. Schade. Immerhin gibt es mittlerweile an der Universität Magdeburg einen Studiengang „Computerspiele“. Nur folgerichtig, denn Computerspiele sind – im wahrsten Sinne des Wortes – eine Wissenschaft für sich. In Magdeburg kann man studieren, wie gut gemachte Computerspiele aussehen, worauf es ankommt und wie man sie entwickelt. Hoffentlich finden die bestens ausgebildeten Absolventen am Ende auch einen Arbeitsplatz in der Deutschland AG – und müssen nicht auswandern.

Neue Medien, neue Gesetze

So ist das halt, wenn neue Medien den Siegeszug antreten: Auch als das Fernsehen heraus kam, war der Aufschrei groß. Heute gehört das Fernsehen überall auf der Welt zum Alltag. Die schädliche Wirkung ist bekannt – es kommt darauf an, damit richtig umzugehen. Computerspiele haben eine ähnliche Karriere vor sich und sind aus der Zukunft nicht mehr wegzudenken. Dafür werden schon die Kinder von heute sorgen.

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