Wenn der eigene PC vorliest

Eine neue Software spendiert dem PC eine passable Vorlesefunktion. Erstmals klingt die synthetische Stimme einigermaßen natürlich.

Jedes Jahr denken sich die Macher des „Brockhaus multimedial“ etwas Neues aus. In der jüngsten Ausgabe für 2008 ist zum ersten Mal eine Vorlesefunktion integriert. Keine schlechte Idee: Man kann sich jeden einzelnen Artikel aus dem elektronischen Nachschlagewerk am PC vorlesen lassen oder als MP3-Datei auf seinen mobilen MP3-Player holen. Der komplette Brockhaus als Hörbuch, sozusagen.

Der komplette Brockhaus als Hörbuch

Allerdings hat der Brockhaus dafür keine Profisprecher engagiert. Das wäre angesichts der schieren Textmasse auch etwas teuer geworden. Brockhaus hat eine Software sprechen lassen. Deshalb war ich zunächst auch eher skeptisch, denn nur in Kinofilmen haben Computer eine angenehme Stimme. In der Realität klingen synthetische Stimmen meist blechern, synthetisch und abgehackt. Mit einem Wort: unangenehm. Da längere Zeit zuzuhören ist nicht nur anstrengend, sondern macht auch keinen Spaß.

Zu meiner großen Überraschung ist das bei den Sprechtexten auf der Brockhaus-DVD ganz anders. Man hört zwar auch hier, dass eine Maschine spricht (oder besser: gesprochen hat, denn es handelt sich um Aufzeichnungen). Aber dennoch: Die Sprachqualität ist deutlich besser als sonst üblich. Selbst eine Sprachmelodie gibt es. Erstaunlich! Darum wollte ich wissen, welcher Software die Sprachausgabe zu verdanken ist. Brockhaus hat den Voice Reader von Linguatec verwendet. Die Windows-Software kann jeder kaufen. Für 49 Euro liegt der PC dann Texte vor, mit einer angenehmen Frauenstimme.

Voice Reader liest alles vor

Dazu muss der gewünschte Text einfach in den Eingabebereich des Voice Readers kopiert werden, schon beginnt die Software zu sprechen. Die Software kann beliebige Texte vorlesen. Sofern keine Fremdwörter im Text vorkommen, funktioniert das auch erstaunlich gut. Fremdwörter oder Wörter in fremden Sprachen werden allerdings oft falsch oder zumindest schwer verständlich ausgesprochen. Den normalen Wortschatz versteht man dafür umso besser. Grundlage der Software ist die Aufzeichnung ausgebildeter Sprecher, und das ist gut zu hören.

Auf Wunsch lassen sich Audiodateien im MP3- oder WAV-Format erzeugen und zum Beispiel auf den MP3-Player oder ins Handy kopieren, für unterwegs. Die Exportfunktion installiert zudem automatisch Plugins in Word, Outlook und einigen anderen Programmen. So lässt sich die Vorlesefunktion bequem per Mausklick aus den Programmen heraus aktivieren. Voice Reader liest zum Beispiel auf Wunsch neu eingetroffene E-Mails vor und speichert sie als MP3s ab. Die lassen sich dann beim Joggen oder im Auto anhören.

Interessante Einsatzmöglichkeiten

Eine weitere Einsatzmöglichkeit: Wer einen Vortrag halten möchte, kann seine Rede quasi „probe hören“. Es ist durchaus etwas anderes, ob man einen Text liest – oder sich anhört. Auch das ist mit Voice Reader kein Problem.

Es gibt den Voice Reader in verschiedenen Sprachen. Neben Deutsch werden auch amerikanisches Englisch, britisches Englisch, Französisch, Italienisch, Spanisch sowie einige andere Sprachen angeboten. Jede einzelne Sprachversion kostet 49 Euro.

Linguatec bietet aber auch noch eine Deluxe-Version an: Voice Reader Studio kostet 499 Euro, enthält dafür aber nicht nur alle Sprachversionen, sondern bietet verschiedene Sprecherinnen und Sprecher an. Der Benutzer kann den Sprecher auswählen und jederzeit wechseln, er kann Stimme und Sprechtempo variieren und sogar ein Avatar auf den Bildschirm holen, der lippensynchron den Text spricht. Ein nettes Gimmick.

Mehrere Sprachen und verschiedene Stimmen

Mit der Studioversion lassen sich auch neue Wörter trainieren. Bei Bedarf kann die Aussprache durch entsprechende Kontrollbefehle variiert und kontrolliert werden. Selbst Soundeffekte wie Applaus lassen sich in die Soundausgabe integrieren. Voice Reader Studio eignet sich dazu, um Sprechtexte zu erzeugen, die möglichst professionell klingen sollen, ohne einen (teuren) professionellen Sprecher engagieren zu müssen. Das Ergebnis klingt natürlich nicht so gut wie ein Profisprecher, ist aber auf jeden Fall besser, als wenn ein Laie den Text vorträgt.

Unter https://www.springhin.de/rotkaeppchen gibt es ein Hörbeispiel: Das Märchen „Rotkäppchen“, vorgetragen von Voice Reader Studio.

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