Onlinemagazin „Cargo“: Eldorado für Filmliebhaber

von | 29.06.2009 | Tipps

King Kong und Konsorten haben auf dieser Website Hausverbot. Anspruchsvollere Filme wie „Alle anderen“ hingegen, gerade erst mit dem Silbernen Bären ausgezeichnet, sind beim Onlinemagazin „Cargo Film“ hochwillkommen. In der Online-Ausgabe der gleichnamigen Zeitschrift liefert die Redaktion einen umfassenden Überblick über Filme jenseits des Mainstream-Kinos. Es gibt Rezensionen, Interviews mit Autoren und Regisseuren sowie Besprechungen aktueller Filmliteratur. Hinzu kommen wöchentliche Filmbewertungen sowie ein mehrmals täglich aktualisiertes Blog. Genereller Anspruch: Ein Brückenschlag zwischen Akademie, Feuilleton und Film.

Und das ist alles andere als dröge: Cargo Film“ vermittelt exzellent, wie faszinierend es hinter den Kulissen sein kann und was alles zutage kommt, wenn Insider von ihrer Arbeit plaudern. Dabei belassen es die Filmemacher aus verschiedenen Kulturkreisen nicht bei grauer Theorie und schöngefärbten Statements. Es geht auch um Krisen und Kritiken und darum, welche Hindernisse sie bei ihrem Job mitunter überwinden müssen.

So erfährt der Zuschauer in dem Movie „Radio Radio Muezzin“ dass für die dort zu sehenden Kairo-Impressionen Bilderverbote ausgesprochen wurden. Beispielsweise durften keine Esel und Hunde zu sehen sein, auch Müll war strikt unerwünscht. Dafür ist aber der Vizeweltmeister im Koranrezitieren zu sehen, wie er am Laptop arbeitet und Gewichte stemmt.

Faszinierend sind die vielen Interviews und Gespräche, nicht nur zum Nachlesen, auch zum Anschauen und Anhören. Beispielsweise der Dialog mit Filmemacher Dominik Graf über den Bestsellerautor Johannes Mario Simmel. Oder Ekkehard Knörer, der sich über Videogames äußert.

cargo-filmGelungen auch die Kritikermatrix, „Cargo Ratings“ genannt. Hier ist zu sehen, wie die führenden Feuilletons einen Film bewertet haben. Die Gesamtnote ist dann schon aussagekräftig. Solch spannende Hintergrundinfos, die über das übliche inhaltliche Rezitieren aktueller Filme hinausgehen, sind für Filmfreunde ein wahres Goldgräberparadies. Denn es liefert zweierlei: Die schnelle Information, etwa um sich für den Kinoabend schlau zu machen, aber auch vertiefende Informationen für echte Filmfans, die mehr wollen als Inhaltsangabe und Rezensionen.

Und weil Cargo sich global orientiert, gibt es auch Afrika-Spezifisches ist zu lesen – in den Notizen vom schwarzafrikanischen Filmfestival „Fespaco“ in Burkina Faso. Der Artikel „Kritik der Gewalt“ untersucht die US-amerikanische Welt des Clint Eastwood, gesehen durch „Gran Torino“, während sich der Beitrag „Keiner der verspannten Jungs“ mit der Karriere von Mickey Rourke befasst. Ein freundlicher Farbtupfer aus Asien: Das Video-Feature mit dem Thailänder Apichatpong Weerasethakul. Der derzeit wohl bedeutendste Autorenfilmer seiner Generation gibt Details über seine Herkunft und seine Ausbildung preis und äußert sich zu Filmfestivals und thailändische Popkultur.

Mitunter bewegen sich die Beiträge, ob gewollt oder mehr zufällig, nahe an der aktuellen Politik. Das zeigen Schwerpunkte wie „Israel verstehen. Notizen zu Bildern und Texten über den Konflikt im Nahen Osten“, oder auch „Jobless Men. Eine Reihe zu Hollywood-Filmen aus der und über die Depressionszeit“.
Cargo-Film.de – Kultfilme aus aller Welt mit viel informativem Beifang serviert. Ein tiefgründiges Schlemmermenü für Cineasten, die mehr wollen als die übliche Kommerz-Illusionsware.

Online Film-Magazin „Cargo“:
www.cargo-film.de

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