Was jeder über das Internet wissen sollte: Der Fixierungscode

von | 13.01.2010 | Tipps

Der Computer ist heute Surfstation, Musikzentrale, Reisebüro, Bankfiliale, Schreibmaschine und Datenspeicher in einem. Viele googeln, twittern, mailen, bloggen und spielen, ohne sich allzu viele Gedanken über Datenschutz und mögliche Konsequenzen der zunehmenden Digitalisierung zu machen. Das will Ibrahim Evsan ändern: Der Internetunternehmer sorgt sich, dass sich zunehmend der Mensch der Technik unterordnet – anstatt umgekehrt.

Ibrahim Evsan, Jahrgang 1975, ist mit dem Internet groß geworden – und nutzt Computer und Internet täglich. In seinem Buch „Der Fixierungscode“ beleuchtet er ausführlich die Möglichkeiten der neuen digitalen Welt. Obwohl als Gründer der Videoplattform sevenload.de selbst Internet-Unternehmer, bestaunt er das rasante Wachstum der Onlinewelt, er freut sich erkennbar über die zahlreichen Möglichkeiten und die immer leistungsfähigeren Mobilgeräte, mit denen wir auch unterwegs online gehen können.

Doch genau da kommt Evsan ins Grübeln: Sind die Geräte und Onlinedienste eigentlich für die Menschen da – oder ist es mittlerweile eher umgekehrt? Das ist eine der zentralen Fragen, die Evsan in seinem Buch „Der Fixierungscode“ stellt. In der Tat: Nicht wenige Menschen fühlen sich angesichts der zunehmend anschwellenden Infoflut gestresst. E-Mail, Instant Messenger, Twitter-Nachrichten, RSS-Feed, soziale Netzwerke – wer überall mitmacht, hat eine Menge zu tun. Außerdem nimmt auch das Tempo zu.

Wer sich früher Tage Zeit nehmen konnte, um einen Brief zu beantworten, der sieht sich heute gezwungen, innerhalb kürzester Zeit auf E-Mails zu antworten. Die Möglichkeiten, über soziale Netzwerke Kontakte zu knüpfen sind positiv, auf der anderen Seite nimmt die soziale Kontrolle zu, viele sind sich nicht im Klaren darüber, welche Informationen und Bilder nur für Freunde und welche ganz allgemein sichtbar sind.

Ein Dilemma, denn heute muss man regelrecht online sein. Ohne eigene Webseite, Blog oder wenigstens einer Profilseite in einem sozialen Netzwerk wird man praktisch nicht mehr gefunden. Das erhöht den Druck, mitzumachen. Evsan beschreibt das Für und Wider recht eindringlich, ohne eindeutig Position zu beziehen, denn jeder muss selbst abwägen, wie viel Onlinewelt erlaubt und erwünscht ist.

Für Insider sowie alle, die längst selbstverständliches Mitglied der „digital bohemian“ sind, also Leute wie Sascha Lobo und seine Gefolgschaft, die alles mitmachen, was die Onlinewelt bereithält, hat das Buch kaum Neues zu bieten. Evsan beschreibt in erster Linie, was in der Onlinewelt alles möglich ist und welche Risiken damit verbunden sind. Neue Positionen, erfrischende Sichtweisen, spannende Denkansätze oder gar Visionen sucht man in seinem Buch vergebens. Die Kritik an Internet-Giganten wie Google, die immer mehr Daten sammeln und keinem verraten, was sie damit anstellen, ist zwar berechtigt, aber auch nicht sonderlich neu.

Wer sich jedoch einen generellen Überblick über die aktuelle Online-Medienlandschaft verschaffen möchte, um Möglichkeiten und Risiken auszuloten und sich kritisch mit der zunehmenden Digitalsierung auseinandersetzen möchte, findet im Fixierungscode reichlich Hintergrundinformationen und Denkanstöße. Die 160 Seiten sind schnell gelesen, da flüssig geschrieben und selten wirklich langweilig, obwohl es reichlich Wiederholungen gibt, die vermeidbar gewesen wären.

„Was wir über das Internet wissen müssen, wenn wir überleben wollen“, so ist das Buch überschrieben. Das ist arg übertrieben

Ibrahim Evsan: Der Fixierungscode
Zabert Sandmann Verlag, München 2009
160 Seiten, 16,95 Euro
www.fixierungscode.de

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