Schnitzel-Jagd mit USB-Sticks: Neuer Trend Dead Drops

Wer durch die Innenstadt flaniert, sollte mal ganz genau in Mauerritzen, unter Treppenstufen oder Fensterbänke schauen. Gut möglich, dass da ein USB-Stick hervor lugt, ein so genannter „Dread Drop“ (toter Briefkasten). Ein neuer Trend: Aktivisten verstecken überall auf der Welt an frei zugänglichen Stellen USB-Sticks, damit sie jeder nutzen kann. Als geheime Übergabestelle für Nachrichten, Botschaften oder Daten jeder Art.

Die Idee dazu hatte der Berliner Künstler Aram Bartholl, der das Ganze als Kunstprojekt im Oktober 2010 in New York gestartet hat. Das Prinzip: Überall auf der Welt sollen öffentlich zugängliche USB-Sticks als Datentankstelle fungieren. Jeder kann die darauf gespeicherten Daten laden – oder neue hinzufügen. Dazu muss man sich an den jeweiligen Ort begeben, dort, wo die USB-Sticks sich befinden. Der erste Dead Drop wurde in einer Mauer in Manhatten untergebracht, ein weiterer unter einem öffentlichen Telefon in der U-Bahn, ein weiterer in einem Mauervorsprung in der Nähe der Brooklyn Bridge.

Wer einen Dead Drop entdeckt hat: Einfach den PC, das Notebook, das Smartphone anstöpseln – und die gespeicherten Daten kopieren oder neue Daten hinzufügen. Es macht schon Spaß, die USB-Sticks aufzuspüren – zufällig wird man allerdings eher nicht darüber stolpern. Das Ganze ist also eine Art Schnitzjagd und Wundertüte in einem.

Derzeit gibt es etwa 150 „Dead Drops“ mit einer Speicherkapazität von mehr als 300 GByte. Wo man die Sticks genau findet, verrät die Webseite www.deadrops.com. Wer einen USB-Stick als Übergabestelle versteckt, kann hier den genauen Ort eintragen. Meist machen die Aktivisten auch noch ein paar Fotos von dem Versteck, damit man die winzigen USB-Sticks auch schnell und einfach findet. Auch in Deutschland sind mittlerweile einige Dead Drops versteckt, etwa in Berlin und Stuttgart…

Dead Drops ‚How to‘ – NYC from aram bartholl on Vimeo.

Meist werden USB-Sticks vor dem Einbau präpariert, damit sie keinen Schaden nehmen, nicht geklaut werden, sicher vor Regen geschützt sind und trotzdem benutzt werden können. Es empfiehlt sich, die Hülle zu entfernen, damit die Sticks kleiner werden, danach werden sie mit Komponentenkleber umhüllt, damit sie optimal dort halten, wo sie untergebracht werden.

Dead Drops sind Datentankstellen. Jeder, der sie findet, kann sich frei bedienen. Was auf so einem Stick gespeichert ist, weiß man vorher natürlich nicht. Es können Fotos sein, Musikstücke, Dokumente, oft auch mit Kunstwerken lokaler Künstler. Theoretisch könnten aber auch Viren, Würmer oder Trojaner auf dem USB-Stick sein.

Noch ist die Bewegung zu klein, dass sich das lohnen würde, die Sticks entsprechend zu präparieren, undenkbar ist es allerdings nicht. Deshalb sollte man einen Mac oder Linux-PC benutzen – oder einen Windows-Rechner mit einem aktuellen Virenschutz, wenn man seinen Rechner mit den öffentlichen Knotenpunkten im USB-Format verbindet. Sicher ist sicher.

Andere Sorgen werden sich auch schon gemacht. Theoretisch könnten natürlich auch urheberrechtlich geschützte Werke, Musik etwa, über die Dead Drops verteilt werden – das wäre dann illegal. Für Fotos und Filme gilt dasselbe. Auch denkbar wäre, dass jemand Pornografie auf den Dead Drops hinterlegt, die dann arglose User zu Gesicht bekommen… Die üblichen Probleme, die bei öffentlich zugänglichen Netzwerken früher oder später immer auftauchen. Damit müssen sich die Betreiber und Nutzer nun auch auseinandersetzen.

Auch die Gefahr einer ungewollten Infektion des USB-Sticks besteht. Weil die meisten User auf ihrem PC die Autostart-Funktion aktiviert haben, könnten auf einem Notebook vorhandene Viren unbemerkt auf dem Stick oder auf dem Rechner landen. Der Dead Drop könnte sich so zu einem Trojanischen Pferd entwickeln. Während der User die sichtbaren Dateien auf dem Drop durchforstet, klappert das Schadprogramm im Hintergrund die Festplatte ab, sucht nach Passwörtern oder anderen sensiblen Daten. Deshalb empfehlen die Betreiber: Autostart-Funktion deaktivieren, bevor mit dem Dead Drop Kontakt aufgenommen wird.

In der Szene gehen die Meinungen über Dead Drops deshalb auch auseinander. Nicht wenige sehen darin ein Sicherheitsrisiko, andere eine gelungene Idee.
Wikipedia über Dead Drops:

https://en.wikipedia.org/wiki/Dead_drop

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