Wann kommen Plagiate auf Knopfdruck?

Wie schnell und effektiv sich mit einem Wiki herausfinden lässt, ob ein Textdokument originell (oder besser: originär) ist oder doch eher ein Meisterwerk à la Copy and Paste, das hat der Fall zu Guttenberg eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Mit Hilfe ganz gewöhnlicher und zudem kostenlos verfügbarer Hilfsinstrumente wie Suchmaschinen lässt sich heute in Sekundenbruchteilen herausfinden, ob ein Satz oder Absatz so oder so ähnlich schon mal veröffentlicht wurde – zumindest, wenn der Text im Internet verfügbar ist, was heute auf die meisten Texte mehr oder weniger zutrifft.

Längst gibt es für Lehrer oder Hochschulprofessoren spezielle Software, die ebenfalls beim Aufspüren von Schummeleien behilflich ist. Die Programme finden heraus, ob Hausarbeiten sich auffallend mit Arbeiten ähneln, die bereits im Netz verfügbar sind – oder ob doch ein bisschen viel Wikipedia in der Arbeit enthalten ist.

So sehr sich alle über zu Guttenberg echauffieren, und das sicher nicht mal zu Unrecht: Wohl jeder hat zumindest schon mal daran gedacht, bereits vorhandene Texte aus öffentlich zugänglichen Quellen zu „übernehmen“, ohne sie ausdrücklich entsprechend zu kennzeichnen.

Wie mühsam es ist, die Texte dann zu bearbeiten, zu paraphrasieren, so dass sich nicht mehr ohne weiteres erkennen lässt, dass es sich um eine Dublette handelt. Daher denke ich: Schon bald wird es Webdienste geben, die Textpassagen so umarbeiten, umtexten, dass der Sinn erhalten bleibt, aber nicht mehr nachgewiesen werden kann, dass es sich um eine Kopie handelt. Kreatives Umtexten auf Knopfdruck – ob ein Computer das heute schon kann?

Vermutlich schon, bei entsprechender Programmierung. IBM hat mit seinem Watson ja gezeigt, dass eine Maschine heute durchaus auf umgangssprachlich und sogar ironisch formulierte Fragen korrekt antworten kann, schneller und besser als jeder Mensch, sogar in einer Fernsehsendung wie „Wer wird Millionär?“. Es dürfte also nur eine Frage der Zeit sein, bis es so etwas gibt – kommt dann allerdings zu spät für zu Guttenberg, jedenfalls für die letzte Dissertation. Wer weiß: Vielleicht plant der (Noch-)Bundesminister aber ja auch schon eine neue Doktorarbeit – in der Zeit nach seinem Karriereende. Kann eigentlich nicht mehr lange auf sich warten lassen…

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