Google zeigt NPD-Karte als eine der Top-Treffer

Im Internet können wirklich merkwürdige Dinge passieren. Zum Beispiel kann es passieren, dass man den Begriff „Europa“ bei Google eintippt, auf „Bilder“ klickt – und eine Karte von Europa erwartet. Genau das bietet Google auch: Die Bildersuche präsentiert diverse Karten von Europa.

Allerdings ist auf Platz Nummer zwei derzeit eine Karte von der NPD. Die zeigt, wie Europa im Jahr 2015 aussehen könnte, wenn es mit der – aus Sicht der NPD – Überfremdung Europas so weiter geht. Deutschland heißt dann „Neu-Türkei“, Großbritannien ist „Nord-Pakistan“ – nur zwei Beispiele für die Kreativität solcher Menschen.

Nun ärgern sich viele darüber, dass Google dieses Bild unter den Top-Treffern präsentiert. Ich finde das auch nicht prickelnd. Aber so mancher, der sich beklagt, erweckt den Eindruck, als enthielte die Platzierung durch Google eine Botschaft des Suchmaschinenbetreibers. Nicht wenige fordern, dieses Ergebnis müsse sofort korrigiert werden.

Mit so etwas muss man vorsichtig sein. Denn zum einen: Woher sollte eine Suchmaschine „wissen“, dass Inhalte der NPD Göttingen besser nicht im Index auftauchen? Das wäre Zensur, zumindest aber eine inhaltliche Bewertung. Das würde den meisten von uns in diesem Fall gefallen, und wie gesagt: Ich könnte auch gut darauf verzichten, NPD-Angebote unter den Top-Treffern vorzufinden, aber mal ehrlich: Wollen wir wirklich, dass Suchmaschinen moralisch bewerten? Ich möchte das nicht. Denn wenn man damit mal anfängt, sind wir doch schnell tendenziell dort, wo China bereits ist – und darüber beklagen sich alle ständig.

Von daher finde ich die Haltung von Google nachvollziehbar: Google sagt, sie prüfen das – und nur, wenn ein Angebot gegen geltendes Recht verstößt (was in diesem Fall unwahrscheinlich ist), werden die Inhalte aus dem Index entfernt und tauchen nicht mehr in den Suchtreffern auf. Was sonst sollte Google tun, denn anderenfalls würde Google einen eigenen Wertekodex entwickeln und müsste diesen pflegen und verargumentieren.

Interessanter ist die Frage, wieso es eine Onlinekarte der NPD Göttingen auf Platz zwei schaffen konnte. Entweder, es gibt extrem viele Links auf das Angebot, oder der Bewertungsmechanismus von Google in Sachen Relevanz ist gestört. Da sollten die Google-Ingenieure mal einen genaueren Blick riskieren: Wie kann es das Onlineangebot einer zwerggroßen Webseite bei einem relevanten Begriff wie „Europa“ auf Platz zwei schaffen? Da würde mich die Antwort schon interessieren.

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