Vroniplag zeigt: Chatzimarkakis schreibt bei mir ab

Da schaue ich Sonntag abend noch „Anne Will“ und höre dem FDP-Politiker Dr. Chatzimarkakis zu, der sich verteidigt, wieso er die zahlreichen Zitate in seiner Dissertation ohne Anführungszeichen verwendet hat – er hat sich auf schlichte Fußnoten beschränkt, die am Ende einer Seite wohl dokumentieren sollen, dass es hier leichte Entlehnungen aus bestehenden Arbeiten gibt. Doch dass das alles auch was mit mir zu tun haben könnte, daran habe ich Sonntag abend noch nicht gedacht.

Doch nun hat mich ein geschätzter Kollege von wdr.de angerufen und mit mitgeteilt: „Der Chatzimarkakis hat auch bei Dir geklaut“. Bei mir? Und in der Tat: Vroniplag belegt die Plagiate. Der Politiker hat in seiner Dissertation einige Absätze aus einem Buch von mir, „Ratgeber Internet“, erschienen bei der Stiftung Warentest 1997, einfach zu übernommen.

So fühlt sich das also an, wenn eigene Inhalte übernommen werden – aha. Für mich keine Premiere, meine Texte werden oft kopiert, ohne eine Quelle zu nennen. Im Web ist so etwas üblich. Leider. Aber dass mir das auch in einem so prominenten Fall passieren könnte, dass mich jemand in einer Doktorarbeit „zitiert“, oder besser: Teile meiner Arbeit übernimmt, ohne diese angemessen kenntlich zu machen, ist dann doch etwas anderes.

Es fühlt sich komisch an.

Ich fühle mich nicht betrogen oder beklaut, denn dem Absatz des Buches schadet das nicht (mehr). Anber es wundert mich, dass jemand, der wissenschaftlich arbeitet (oder arbeiten will), einfach so Textpassagen kopiert, komplette Sätze 1:1 übernimmt. Ich würde da erwarten, dass zumindest paraphrasiert wird, also alles in eigene Formulierungen gehüllt. Als Journalist bin ich es gewohnt, wenn ich zitiere, dann das Gesagte in Anführungszeichen zu setzen – und ganz sicher nicht mehr als einen Satz zu zitieren. Der soll dann etwas auf den Punkt bringen und keine Textstellen füllen.

Was mir eher Sorgen macht, ist die Tatsache, dass die übernommene Textpassage – es geht da unter anderem um Onlinedienste wie AOL und CompuServe – zum Zeitpunkt der Übernahme, also 2000, einfach nicht mehr aktuell und richtig waren. Chatzimarkakis hat sich also nicht mal die Mühe gemacht, zu überprüfen, ob es (noch) stimmt, was ich geschrieben habe – das, ehrlich, ist ein Hammer.

Ich werde das alles erst mal verdauen müssen.

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