Generation D: Wettbewerb für gute Ideen

Es tut sich was in der Bevölkerung: Menschen wehren sich gegen die Macht der Finanzmärkte und die Ohnmacht der Politik, sie demonstrieren vor Bankgebäuden und auf der Straße, artikulieren öffentlich ihren Unmut. Viele denken die Welt und die Gesellschaft neu, vor allem junge Leute. Aber wie schafft man es, dass solche Ideen nicht einfach ungehört verpuffen?

Genau zu diesem Zweck wurde das Projekt Gemeinsam anpacken aus der Taufe gehoben, ein Ideenwettbewerb in verschiedenen Kategorien, mit dem Ziel, einen Startschuss zum Umdenken zu geben – weil jeder einzelne etwas bewegen kann. Auf der Webseite des Projekts kann man einige besonders gute Ideen nachlesen. Unter www.gemeinsam-anpacken.de erfährt man auch, was sich junge Menschen ausgedacht haben, um die Welt ein bisschen besser zu machen.

Hier werden Ideen und Projekte vorgestellt, die zum Beispiel helfen, risikoarme und saubere Energien zu nutzen oder zu fördern, das Verhältnis zwischen Bürger und Politik zu verbessern oder die Chancen des demografischen Wandels für die Gesellschaft zu nutzen. Alles große Herausforderungen.

Leih Deiner Stadt doch mal Geld

Ein solches Projekt ist LeihDeinerStadtGeld, das den Bürgerkredit fördert. Die Idee ist simpel: Die meisten Städte und Kommunen sind bis über beide Ohren verschuldet und haben defizitäre Haushalte – und brauchen deshalb weiteres Geld, idealerweise zu besonders günstigen Konditionen. Anstatt das Risiko einzugehen, dass die Städte sich am Finanzmarkt bedienen und mehr Zinsen zahlen als nötig oder – noch schlimmer – Betrügern aufsitzen, was durchaus auch schon vorgekommen ist, lautet die Idee: Bürger leihen ihrer Stadt Geld – zu fairen Konditionen und Zinsen. Unter www.leihdeinerstadtgeld.de kann man nachlesen, wie das alles funktioniert.

Städte und Gemeinden können auf der Seite ihre ganz konkreten Projekte vorstellen, für die sie Geld brauchen, etwa den Ausbau einer Schule, den Bau eines Klärwerks, die Anschaffung von Büchern für die Bibliothek. Die Projekte werden genau beschrieben, der Finanzbedarf genannt. Dann kann sich jeder Bürger entscheiden, ob er für dieses Projekt Geld leihen möchte.

Natürlich kann man dann auf der Projektseite auch erfahren, zu welchen Konditionen das passiert, also die Laufzeit des Kredits, wann und wie schnell der Kredit zurückgezahlt wird und welchen Zins die Stadt oder Gemeinde dafür zu zahlen bereit ist. Auch bis wann das Geld eingesammelt sein muss, ist auf der Webseite vermerkt. So etwas machen Firmen ja auch, auch Firmen leihen sich Geld am Markt und zahlen dafür Zinsen. Wie hoch die Zinsen konkret sind, kann der Darlehensgeber mitbestimmen: Es gibt einen Zinsrechner, da lässt sich der Zins festlegen, der Zinsrechner rechnet aus, wie viel Zins die Stadt zahlen muss und der Kreditgeber erhält. Wer weniger Zinsen zahlt als der Markt, hilft der Stadt Geld zu sparen – der Zinsrechner teilt genau mit, wie viel die Stadt spart. Wer mag, kann auch ganz auf Zinsen verzichten.

Die gezahlten Zinsen der Städte und Gemeinde sollen durchaus marktgerecht sein, aber eben im Idealfall nicht so hoch wie an den Finanzmärkten, damit die Städte und Gemeinden günstiger zu Geld kommen. Es besteht ein emotionales Verhältnis zwischen Kreditgeber und Kreditnehmer, da man in der Regel ja „seiner“ Stadt Geld leiht. Eine schöne Projektidee, von der man nur hoffen kann, dass sie mal an den Start geht.

Konsumenten schließen sich zu Interessengruppen zusammen

Bei vielen der eingereichten Projektideen geht es ja darum, gemeinsam etwas zu machen, Menschen über das Internet zu organisieren und als Gruppe aufzutreten, weil man gemeinsam nun mal mehr erreicht. Ein anderes Beispiel ist ConsumerPool (www.consumerpool.de) gefallen. Der Name lässt schon vermuten, in welche Richtung das Ganze geht: Hier schließen sich Konsumenten zusammen, um als Gruppe aufzutreten und mehr zu erreichen. In diesem Fall konkret bei Strom und Gas. Die Preise für Strom und Gas kennen nur eine Richtung: nach oben, selbst wenn die Produktionskosten mal nicht steigen. Trotzdem wechseln nur die wenigsten den Anbieter, obwohl es eine große Auswahl gibt.

Die Idee ist nun: Wenn sehr viele Konsumenten als Gruppe auftreten, lassen sich Preise als Großabnehmer aushandeln. Diese günstigeren Konditionen sollen dann an die Konsumenten weiter gegeben werden, jedes Jahr aufs Neue. Jedes Jahr sucht Consumerpool für die in Gruppen zusammengeschlossenen Konsumenten neue Anbieter, wieder den günstigsten Anbieter für Strom und Gas, so dass man sicher sein kann, immer den jeweils günstigsten Anbieter zu haben.

Eine ziemlich gute Idee, deren Erfolg davon abhängt, wie viele Menschen mitmachen. Wenn erst mal eine Million Menschen bei so einem Projekt eingebunden sind, kann ich mir keinen Strom- oder Gaslieferanten vorstellen, der nicht mitbietet und versucht, den wirklich günstigsten Preis zu machen, um diese Kundengruppe zu gewinnen.

Die Idee ist simpel, aber überzeugend. Das Internet dient hier als Instrument, um Menschen zu organisieren und ihre Kraft, hier ihre Kaufkraft zu bündeln. Ein wirksamer Hebel, der die Allmacht der Energieindustrie ausbremsen könnte.
ConsumerPool ist bereits am Start und funktioniert auch schon. Wer mitmachen will, kann sich anmelden und auch direkt loslegen. Es werden Pools gebildet, es gibt Gas-Pools und Strom-Pools, es gibt Pools mit Schwerpunkt günstigster Stromanbieter oder günstiger Ökostromanbieter, da wird fein unterschieden, es gibt Gas-Anbieter und Biogas-Anbieter, auch da kann man sich entscheiden.

Die Pools unterscheiden weiterhin nach Wechsler und Anmelder, so kann Consumerpool besser und gezielter bei der Industrie Angebote einholen. Die Webseite zeigt auch, welcher Gesamtverbrauch durch die im Pool zusammengefassten Konsumenten repräsentiert wird, das ist schon interessant, was da zusammen kommt. Noch sind die Pools recht klein, nur einige Hundert Konsumenten sind dort zusammengeschlossen, aber es geht eindeutig los, die Sache nimmt an Fahrt auf.

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