Google Chromecast: Fragen und Antworten

Der Onlinekonzern Google hat diese Woche die Fachwelt überrascht: Auf einer Pressekonferenz in kleinem Kreis in San Francisco haben Google-Manager ein neues Stück Hardware präsentiert, das nicht viel größer als ein Daumen ist, aber unsere Wohnzimmer verändern könnte. Denn das Chromecast genannte Minigerät macht aus einem ganz einfachen Fernseher im Handumdrehen einen Google-Fernseher.

  • Wie genau muss man sich diesen neuen Stick von Google vorstellen. Wie funktioniert Google Chromecast?

Man kennt Google ja in erster Linie als Suchmaschine und Onlinedienst, aber Google baut durchaus auch Hardware, Tablets zum Beispiel oder Smartphones. Chromecast ist ebenfalls Hardware: Ein Stick, der aussieht wie ein etwas zu fett geratener USB-Stick, den aber steckt man nicht auf einen PC auf, sondern auf die HDMI-Schnittstelle des Fernsehers, also dort, wo man sonst den BluRay-Player oder die Settop-Box anschließt. Schon wird aus einem handelsüblichen Fernseher ein internettaugliches Smart-TV, ein Fernseher mit Internetzugang also.

Technisch gesehen ist der Stick eine Art Minirechner. Nachdem man ihn an den Fernseher gestöpselt hat, stellt er per WLAN Zugang zum Internet her und streamt Fotos, Musik, Videos oder Leihfilme aus dem Internet direkt aufs Gerät. Alles, was man dazu braucht, ist ein Google-Konto. Bemerkenswert ist der Preis: Der Stick kostet lediglich 35 Dollar und ist damit deutlich günstiger als alles andere, was es auf dem Markt gibt.

  • Funktioniert das wirklich mit jedem Fernseher?

Nicht mit jedem, aber mit Geräten, die man in den letzten Jahren gekauft hat. Man braucht dafür eine HDMI-Schnittstelle. Ganz alte Fernseher haben das nicht, da kann man Chromecast dann nicht nutzen. Aber jeder Flachbildschirm hat heute auch eine HDMI-Schnittstelle, bei alten Röhrengeräten ist die Chance kleiner.

  • Wie wird der Stick denn bedient? Fernseher verfügen schließlich nicht über Maus und Tastatur – und über die normale Fernbedienung ist doch eine Bedienung des Sticks schwer vorstellbar.

Man könnte so einen Stick natürlich mit einer eigenen Fernbedienung ausliefern, so wie Apple das bei seinem Apple-TV macht. Aber das würde den Preis nach oben treiben – und man hätte noch eine weitere Fernbedienung auf dem Couchtisch rumfliegen. Die Ingenieure haben sich deshalb etwas wirklich Schlaues einfallen lassen: Man bedient den Chromecast-Stick mit Smartphone oder Tablet.

Die Mobilgeräte fungieren als Fernsteuerung. Interessanterweise hat Google keinerlei Berührungsängste, was die Welten anderer Hersteller betrifft. Man kann auch ein iPhone oder iPod Touch nehmen, um Chromecast zu steuern – und natürlich jedes Android-Gerät. Auch ein PC mit Chrome als Browser kann zur Fernsteuerung benutzt werden. Der Benutzer hat da jede Freiheit, das ist gut so. Es wird sogar Apps geben, die speziell für Chromecast entwickelt werden.

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  • Der Preis von 35 Dollar scheint ein Kampfpreis zu sein. Kann Google damit Geld verdienen?

Am Stick selbst wird Google nichts oder nicht viel verdienen. Das ist wirklich ein Kampfpreis. Google will Apple angreifen, denn Apple hat mit AirPlay und Apple TV durchaus vergleichbare Produkte im Angebot. Aber Apple TV kostet 109 Euro, ist also drei Mal so teuer wie Chromecast. Apple dürfte also am meisten Probleme bekommen… Verdient wird auf lange Sicht. Dadurch, dass man über das Gerät zu Onlinediensten gelenkt wird und sich Inhalte aus dem Internet besorgt, wird Umsatz gemacht. Die Benutzer werden Musik kaufen, Filme in Online-Videotheken ausleihen, vielleicht auch für Apps bezahlen. Dass so etwas klappt, hat Apple vorgemacht, das könnte bei Chromecast ganz genauso sein.

  • Apple, Microsoft, Google: Alle großen IT-Unternehmen stürzen sich aufs Wohnzimmer und versuchen hier Fuß zu fassen. Warum eigentlich?

Der Grund ist klar: Wir verbringen recht viel Zeit im Wohnzimmer, auf der Couch sitzend – und nutzen dann elektronische Medien, etwa das Fernsehen. Hier spielen Apple, Microsoft, Google und Co. bislang keine so große Rolle. Das wollen die Unternehmen ändern. Sie wollen einen Teil der medialen Aufmerksamkeit, sie wollen uns mit Spielen oder eigenen Videoangeboten unterhalten – und natürlich auf die ein oder andere Weise Geld verdienen. Direkt, indem sie uns Inhalte wie Musik oder Filme verkaufen. Oder indirekt, durch Werbung und indem wir ihre Onlinedienste nutzen.

Es gibt schon lange das Gerücht, dass Apple ein eigenes Fernsehgerät entwickeln will. Bislang hat sich das noch nichts Konkretes ergeben. Durch Erweiterungen wie Chromecast gibt es aber auch kaum noch einen guten Grund, so ein Gerät zu entwickeln oder zu kaufen, weil ja jeder Fernseher internettauglich gemacht werden  kann.

Für Google ist Chromecast auch eine feine Sache, denn das Unternehmen muss keine strategischen Partnerschaften mit Fernsehherstellern mehr eingehen, jeder Kunde kann selbst entscheiden, ob er seinen Fernseher zum Google-Fernseher macht. Durch Chromecast kommt meiner Meinung nach Bewegung in die Sache. Wir werden in Zukunft viel öfter Apple, Microsoft und Google in unseren Wohnzimmern sehen.

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