Wenn soziale Netzwerke in unsere Fotos schauen

von | 08.04.2016 | Tipps

Facebook und Google gucken in unsere Fotos hinein: Spezielle Software ermittelt mühelos die Bildinhalte. Davon können wir durchaus profitieren, etwa wenn wir ein bestimmtes Bild suchen. Es zeigt aber auch: Facebook, Google und Co. erkennen durchaus, was wir fotografieren – und ziehen ihre Rückschlüsse.

Facebook wollen viele nutzen, auch Menschen mit Sehbehinderung. Da immer mehr Fotos und Videos in der Timeline des sozialen Netzwerks auftauchen, ist das für Sehbehinderte nicht immer ganz einfach.

Deshalb haben sich Mark Zuckerbergs Leute jetzt etwas Besonderes einfallen lassen: Seit dieser Woche können sich Menschen mit Sehbehinderung von ihrem Smartphone die Fotos in der Facebook-Timeline beschreiben lassen. Denn Facebook liefert eine kurze Beschreibung bei jedem Foto mit. Wie funktioniert das – und lässt sich das auch weiterdenken?

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Service für Sehbehinderte

Facebook hat diese Woche in den USA damit begonnen, jedes Foto, das in der Facebook-App für iOS auftaucht, automatisch mit einer kurzen Beschreibung zu versehen. Die Infos stehen in den so genannten Alt-Tags, einer Art Bildschreibung, die es auch im Web gibt. Da steht dann zum Beispiel: „Selfie einer Person“.

Oder „Himmel, zwei Bäume“. Oder „Auto, rot. Zwei Personen.“ Die Beschreibungen können spezielle Screen-Reader vorlesen, das sind Spezialprogramme für Behinderte. Im Augenblick gibt es diesen Service nur in den USA und unter iOS, aber es ist klar, dass bei Erfolg bald alle App-Versionen unterstützt werden – weltweit.

Künstliche Intelligenz (KI) im Spiel

Das ist in der Tat das Besondere: Die Beschreibungen werden von Künstlicher Intelligenz (KI) automatisch erzeugt. Software schaut sich sozusagen die Fotos an und erkennt Orte, Objekte, Besonderheiten – und fügt diese dann in die Beschreibung ein. Es bereitet der Software keine Mühe, Alltagsgegenstände zu erkennen, also  Möbel, Autos, Lebensmittel, aber auch Strand oder Berge, Schnee oder Sonne, Erdbeeren oder Fischstäbchen.

Da rund zwei Milliarden Fotos jeden Tag auf Facebook geteilt werden, kann diese Aufgabe nur mit Software erledigt werden. Das aktuelle Beispiel von Facebook macht deutlich, wie leistungsfähig Bilderkennung-Software heute schon ist. Sie kann schnell und zuverlässig Bildinhalte erkennen.

Fotos

Kann das nur Facebook?

Google kann das auch. Google nutzt diese Fähigkeiten zum Beispiel bei der Suchmaschine. Aber auch der kostenlose Foto-Archivierungs-Dienst Google Fotos kann in Fotos hinein schaue: Wer hier seine Fotos hoch lädt, der kann gezielt nach Unhakten suchen. Man tippt zum Beispiel „Kinder“ oder „Banane“ oder „Boot“ ein, und die Software findet passende Fotos. Die Software schaut also definitiv in die Fotos hinein. Was für uns im Einzelfall praktisch sein mag, das ist für die Sozialen Netzwerke eine große Sache – denn sie können nun noch besser kennenlernen.

Welche Möglichkeiten ergeben sich daraus?

Bekanntlich wollen Soziale Netzwerke möglichst viel über uns wissen. Sie sammeln alle Daten, vor allem Facebook. Wo wir sind, mit wem wir vernetzt sind, was wir mögen, worüber wir uns unterhalten. Warum also sollte es Facebook oder Google nicht interessieren, was wir besonders gerne fotografieren? Jedes Foto enthält eine Menge Infos: Wo habe ich es fotografiert? Wann habe ich es fotografiert?

Mit welcher Kamera oder mit welchem Smartphone ist die Aufnahme entstanden? Und jetzt auch: Was ist im Foto zu sehen? Fotografiere ich gerne Essen, dann interessiere ich mich wohl dafür. Fotografiere ich gerne Motoräder, Natur oder Kunst? Ich werde meine Gründe haben – und für die Werbung ist das interessant und aufschlussreich.

google fotos

Lässt sich das verhindern?

Nein, man kann Fotos ja nicht verschlüsseln, jedenfalls nicht, wenn man sie in sozialen Netzwerken mit anderen teilen will. Man sollte sich aber klar machen: Nicht nur welche Webseiten wir ansteuern, welche Posts wir liken, welche Inhalte wir teilen und welche Texte wir schreiben ist für soziale Netzwerke relevant und interessant, sondern eben auch, was wir fotografieren. Ich glaube, dass die Daten bereits ausgewertet werden – in Zukunft ist das definitiv so.