Twitter kappt die 140 Zeichen Grenze

Twitter scheint überall: Auf jeder Produkt-Verpackung steht ein Twitter-Account, dem man folgen kann. Moderatoren im Fernsehen werden mit Twitter-Account versehen. Man hat den Eindruck: Alle Welt twittert… Aber der Eindruck täuscht.

Auch wenn Twitter durchaus ein wichtiger Kommunikations-Kanal ist, so wachsen andere Dienste schneller. Und das wird für Twitter zunehmend zum Problem: Die Umsätze bleiben aus, die Börse ist enttäuscht. Jetzt will Twitter sich offenbar von der 140-Zeichen-Beschränkung lösen, zumindest ein bisschen. Ob das der Befreiungs-Schlag ist?

 

Die Beschränkung auf 140 Zeichen soll fallen. Was ist geplant?
Tweets, also Twitter-Nachrichten, sind normaler weise auf 140 Zeichen beschränkt. So steht es sozusagen im Grund-Gesetz des Twitter-Imperiums. Das macht den Reiz des Nachrichten-Dienstes Twitter aus. Man fasst sich kurz, die Tweets sind nicht zu lang – das mögen die meisten.

Die meisten, aber nicht alle. Denn manche haben einen enormen Mitteilungs-Drang und hätten lieber längere Twitter-Nachrichten. Deshalb wurde bei Twitter schon mehrfach diskutiert, ob man sich nicht von dieser 140-Zeichen-Regel lösen sollte, denn technische Gründe gibt es längst nicht mehr, sich auf 140 Zeichen zu beschränken. Das war in der Anfangs-Zeit so, weil man sich Tweets als SMS aufs Handy schicken lassen konnte. Das stammt noch aus der Zeit vor WhatsApp. Heute bräuchte es diese Beschränkung nicht mehr. Und deshalb soll sie fallen, heißt es.

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Bei den Direkt-Nachrichten innerhalb von Twitter hat es diese Diskussion doch auch gegeben – da ist die 140 Zeichen Grenze doch bereits gefallen. Können Twitter-Nachrichten dann demnächst beliebig lang sein?
Stimmt, seit August 2015 können Direkt-Nachrichten länger als 140 Zeichen sein, also Nachrichten, die man einem anderen Twitter-User direkt schreibt, die nicht öffentlich sind. Auch das wurde im Vorfeld diskutiert. In den nächsten zwei, drei Wochen soll nun auch die 140-Zeichen-Grenze für normale Tweets fallen.

Aber nicht komplett wie bei den Direkt-Nachrichten, sondern die Entwickler haben sich eine Art Kompromiss einfallen lassen: Die Adressen von eingebetteten Bildern oder Videos oder Links, die sollen künftig nicht mehr mitgezählt werden. Jede einzelne Adresse kostet normaler weise so 22-24 Zeichen, eine ganze Menge also.

Wer ein  Bild in den Tweet hängt oder einen Link mitschickt, hat deutlich weniger Platz zur Verfügung. Das soll sich ändern. Man kann also 140 Zeichen schreiben – und gleichzeitig so viele Links, Fotos oder Videos ergänzen wie man möchte.

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Klingt doch eigentlich ein bisschen albern. Wieso kleben die bei Twitter so an dieser 140 Zeichen Grenze, auch wenn sie ausgeweitet wird?
Die 140 Zeichen Grenze macht sozusagen die Identität von Twitter aus. Das ist die Kern-Eigenschaft. Daran erkennt man Twitter. Alles andere hat sich schon verändert, Twitter hat unzählige neue Funktionen eingeführt. Man kann Fotos oder Videos verschicken, es gibt Werbung, man kann Listen erstellen und vieles andere mehr. Das alles erinnert auch an andere soziale Netzwerke.

Die Beschränkung auf 140 Zeichen ist ein Allein-Stellungs-Merkmal. Viele User goutieren das, weil man gezwungen ist, sich kurz zu fassen. Außerdem muss man auch keine ellen-langen Tweets lesen, sondern weiß, dass sich auch alle anderen auf 140 Zeichen beschränken müssen. Das ist schon charmant. Von daher kann ich verstehen, dass Twitter seine Identität nicht aufgeben will.

Was läuft bei Twitter nur gerade schief?
Twitter weiß nicht so recht, in welche Richtung es sich entwickeln will. Die Chefs an der Spitze werden ständig ausgetauscht. Man weiß nicht so recht, wie man Geld verdienen will. Ein bisschen klappt es, aber nicht gut genug. Und während dessen entwickeln sich andere soziale Netzwerke dramatisch weiter, vor allem natürlich Facebook. Die haben viel mehr Möglichkeiten, neue Funktionen einzuführen.

Durch die Schwemme neuer Messenger, die gerade auf den Markt kommen, auch jetzt von Google das neue Allo, bekommt Twitter natürlich auch noch mal Konkurrenz. Alle Messenger setzen auf Bots – nur bei Twitter tut sich nichts. Twitter ist träge geworden. Wenn das so weiter geht, ist Twitter ein Übernahme-Kandidat. Dann könnte ein Unternehmen wie Apple oder Google sich dafür interessieren und den Dienst schlucken.

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