Das Ende des Router-Zwangs: Ein Grund zum Wechsel?

Seit dem 1. August können Nutzer ihren Router selbst wählen. Wer profitiert davon?

Bereits im November 2015 hat der Bundesrat beschlossen, dass der Router-Zwang abgeschafft wird. Am 01.08.2016 ist das Gesetz in Kraft getreten – zumindest für Neukunden. Aber welche Auswirkungen hat das Ende des Router-Zwangs eigentlich?

Router-Freiheit – was heißt das eigentlich?

Bisher konnten die Internet-Provider ihren Kunden vorschreiben, welchen Router sie für ihren WLAN-Zugang zu nutzen haben – dieser Umstand wird als Router-Zwang bezeichnet. Oftmals handelte es sich um ein Gerät vom Betreiber, das für den Abnehmer sogar noch kostenpflichtig war.

Das ist seit dem 1. August nicht mehr der Fall. Somit können die Kunden jetzt frei wählen, welchen Router sie verwenden möchten. Das neue Gesetz verpflichtet den Internetanbieter außerdem dazu, die benötigten Zugangsdaten an den Kunden weiter zu geben.

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In Deutschland gab es in 2014 laut dem Verband für Internetwirtschaft 31,4 Millionen installierte WLAN-Router. Diese Zahl ist in den letzten zwei Jahren sicherlich nicht gesunken – jetzt, wo der Anbieter nicht mehr vorschreiben kann, welches Gerät der Kunde nutzen muss, eröffnen sich auch für die Router-Hersteller neue Märkte.

Das heißt jedoch nicht, dass jetzt alle Internetnutzer plötzlich Post von ihren Providern zu erwarten haben, die sie über die Zugangsdaten zu dem Netz informiert. Denn das Gesetz tastet keine bestehenden vertraglichen Bestimmungen an, sondern richtet sich hauptsächlich an Neukunden. Aber auch diese werden um eine Anfrage an den Anbieter nicht herum kommen – die Kabelnetzbetreiber waren nämlich nicht besonders froh über die neue Regelung.

Der wichtigste Punkt bei der Router-Freiheit ist sicherlich, dass der Nutzer jetzt selbst entscheiden kann, welchen Router er verwenden möchte. So gibt es Modelle, die wenige bis gar keine Einstellungsmöglichkeiten zulassen, während andere Geräte wesentlich mehr Möglichkeiten zur Individualisierung des Netzwerks bieten.

Am Router kann zum Beispiel eingestellt werden, welche IP-Adressen vergeben werden, welcher Nutzer wie lange das Internet nutzen darf oder ob Gäste möglicherweise ein nicht verschlüsseltes Netz zur Verfügung gestellt bekommen. Das ist zwar ein Vorteil für alle, die sich damit auskennen, jedoch nicht zwangsläufig für jeden. Ein Nachteil könnte nämlich sein, dass jemand, der seinen Router selbst wählt und verwaltet, auch dafür sorgen muss, dass alle Updates installiert werden und die Einstellung auf dem neusten Stand sind – ein Grund, warum bisher nicht allzu viele Nutzer Gebrauch von der neuen Freiheit machen.

Ein anderes Problem, das bereits angeklungen ist: Die neue Regelung gilt nur für Neukunden und neu abgeschlossene Verträge, tastet somit die bestehenden Verträge nicht an. Bestandskunden müssen den vorgeschriebenen Router also so lange weiter nutzen, wie es ihr Vertrag vorgibt. Eine Unterbrechung kann durch eine Vertragsverlängerung geschehen oder auch durch eine Anfrage beim Provider: Manche gewähren die Freiheit nämlich auch ihren bestehenden Kunden. Die Alternative: ein Anbieterwechsel. Aber lohnt sich das? Es kommt darauf an.

Für wen sich ein Wechsel lohnt

Ein Wechsel lohnt sich für all jene, die die Router-Freiheit nutzen wollen. Da neue Verträge automatisch unter die neue Regelung fallen, kann dann sofort der eigene Router verwendet werden – vorausgesetzt, der Anbieter liefert die Zugangsdaten direkt mit. Der Wechsel muss zwar an einem Tag erfolgen, durch die Router-Konfiguration könnten jedoch Verzögerungen entstehen. Ansonsten ist der Anbieter-Wechsel recht einfach im Ablauf, und eventuell wird er sogar durch weitere Vorteile belohnt. Hier lohnt es sich entsprechend, sich vorher umfassend zu informieren.

Eine Voraussetzung für die Nutzung des eigenen Routers: ein gewisses Knowhow. Denn wie bereits erwähnt, können bei der Entscheidung für die Router-Freiheit nicht nur alle Einstellungen selbst getroffen werden, sondern sie müssen selbst getroffen werden. Nicht jeder ist dazu in der Lage – ein falsch eingestellter Router kann dann ein ganzes Netzwerk lahm legen. Wer sich mit dem Thema nicht auskennt, sollte lieber die Finger davon lassen, da viel schief gehen kann.routerUnterschiedliche Router-Modelle liefern verschiedene Einstellungsmöglichkeiten – manche eine Vielzahl mehr als andere. Wer sich damit auskennt und die Einstellungen und Absicherung eigenständig treffen kann, genießt viele Vorteile durch die Abschaffung des Router-Zwangs. Wer sich das nicht zutraut, sollte lieber weiterhin den Router des Providers benützen. Am Ende haben nur die wenigsten Nicht-Technik-Affinen die Zeit und Muße dazu, sich mit dieser Materie auseinander zu setzen. Auch ist der Provider dann nicht mehr alleine dafür zuständig, dass alles reibungslos abläuft – aktuell können die Anbieter nämlich noch über Fernsteuerung auf die hauseignen Router zugreifen. Das fällt mit dem privaten Router weg. Wenn die Störung also durch Probleme mit dem Gerät entsteht, könnte nur der Gerätehersteller Abhilfe schaffen oder der Nutzer selbst.Wer hingegen davon profitieren kann, sind beispielsweise Netzwerke mit viel Gästeverkehr oder solche, die besonders schützenswert sind. Denn wer sich damit auskennt, genießt plötzlich viele Vorteile durch die Möglichkeit der Nutzung des Wunschgeräts. Für alle, die das nicht nutzen können und wollen: Es gibt natürlich weiterhin die Möglichkeit, den Router des Providers zu nutzen. Es ist zwar fraglich, wie sich dieses Angebot zukünftig verändern wird, aber noch ist die Möglichkeit da und beinhaltet keinen Zwang zum Erlernen der IT-Kenntnisse.FazitDie neue Regelung lohnt sich für alle die, die mit der Technik selbst zurechtkommen und auch fähig sind, alle zukünftigen Updates und Einstellungen selbst vorzunehmen. Wer sich darin sieht und froh ist, endlich frei über den eigenen Router zu entscheiden, der kann durch einen Anbieter-Wechsel von der Abschaffung des Router-Zwangs profitieren. Wer hingegen nicht dazu bereit ist, zukünftig selbst für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen und lieber auf die Kenntnisse des Providers vertrauen möchte, der alle Updates bei Zeiten installiert und die Einstellungen auf dem neusten Stand hält, der ist gut beraten dabei zu bleiben und weiterhin das gestellte Gerät zu nutzen. Am meisten profitieren letztendlich die Router-Hersteller von dem Gesetz. Sie können nun neue Märkte erschließen und das B2C-Marketing ausweiten. Für alle Verbraucher gilt: Weise wählen, denn für jeden gibt es nun die passende Lösung.
Bild 1: pixabay.com © ivke32 (CC0 1.0)Bild 2: pixabay.com © OpenClipartVectors (CC0 1.0)

Pro: Wechsel wegen des Router-Zwangs Contra: Wechsel wegen des Router-Zwangs
· Router-Freiheit sorgt für mehr Einstellungsmöglichkeiten und Freiheiten für den Nutzer · Einstellungen müssen selbst beim Anbieter angefragt und eingegeben werden
· Kein Zugriff des Providers auf das eigene Gerät · Updates müssen manuell herunter geladen und installiert werden
· Für Nicht-Technik-Affine weiterhin die Möglichkeit, die Kompetenz des Providers zu nutzen · Störungsfall liegt ausschließlich beim Provider

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