Seit 35 Jahren Lachgesichter: Emoticons und Emojis

Lachgesicht. Einhorn. Affe. Länderflaggen. Kackhaufen… Klingt ein bisschen nach Kindersprache, ist es vielleicht auch, doch all diese Zeichen und Symbole sind heute Alltag in der Kommunikation von Milliarden Menschen. Viele setzen heute regelmäßig Emojis ein. Kleine bunte Sinnbildchen, die Emotionen oder Inhalte transportieren sollen. Vor ziemlich genau 35 Jahren wurde die Lawine ins Rollen gebracht: Da wurden die erste Emoticons im Netz gesichtet, damals noch reich zeichenbasiert.

Die meisten von uns kennen diese Minibildchen, die man heute nicht nur im Messenger, sondern immer öfter auch in Mails sieht. Herzchen. Lachgesicht. Weingesicht. Einhorn. Pferd. Sektflasche. Würstchen. Es gibt wirklich unglaublich viele Emojis, und manche sogar mehrfach: Gesichter, Hände, Liebespaare – die gibt es mittlerweile mit heller, dunkler und gelber Hautfarbe, damit sich niemand diskriminiert fühlt.

Angefangen hat alles mit 176 Emojis – mittlerweile gibt es über 1800 davon, zu finden ist unseren Smartphones. Schon bald sollen 72 weitere Sinnbildchen dazu kommen, darunter die Selfie-Hand, Speck und ein schwarzes Herz.

KreativeHexenkueche / Pixabay

Vor 35 Jahren ist es losgegangen

Angefangen hat alles vor genau 35 Jahren. Da hat der Amerikaner Scott Fahlman, ein Informatik-Professor, in einem öffentlichen Diskussionsforum im Internet das Smiley vor, das erste Lachgesicht – rein zeichenbasiert. Es war der 19. September 1982, um 11:44 Uhr. Ich habe die Nachricht rausgesucht. Die Emoticons waren erfunden.

19-Sep-82 11:44 Scott E  Fahlman :-)
From: Scott E Fahlman <Fahlman at Cmu-20c>

I propose that the following character sequence for joke markers:

:-)

Read it sideways. Actually, it is probably more economical to mark
things that are NOT jokes, given current trends. For this, use

:-(

Zum Lachgesicht kamen das traurige Gesicht und viele andere. Erst Ende der 90er Jahre wurden daraus dann in Japan Minigrafiken, für den mobilen Onlinedienst DoCoMo. Anfangs haben sich die Emojis nicht so durchgesetzt, in den letzten drei, vier Jahren explodiert ihre Nutzung aber – und es kommen ständig neue Symbole dazu. Mit Emojipedia gibt es sogar ein eigenes Wiki-Nachschlagewerk, wo man die Bedeutung jedes einzelnen Emojis nachschlagen kann.

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Welche Emojis werden benutzt?

Es sind immer wieder dieselben Emojis, die benutzt werden. Aber wer es ganz genau wissen will: Unter www.emojitracker.com kann man nachschauen, welche Emojis gerade auf Twitter benutzt werden. Eine Live-Statistik, in der man sieht, welche Emojis gerade in diesem Moment in Tweets genutzt werden. Man sieht die Tweets – und vor allem sieht man, welche Emojis gerade zum Einsatz kommen. Auf den ersten Plätzen eigentlich immer das Lachgesicht mit Tränen, das rote Herz,. Das Smiley mit herzförmigen Augen.

Der Begriff Emoticon steht für „emotionales Icon“, also Sinnbild. Zwar könnte man meinen, das „Emo“ in „Emoji“ stehe für „Emotionen“ – doch das ist falsch. Emoji kommt aus dem Japanischen und bedeutet bildhafte (e) Schriftzeichen (moji). Und genau das sind Emojis schließlich auch: Bildhafte Schriftzeichen, die mehr oder weniger beschreibend sind – durch die Kraft ihrer Bilder. Damit lässt sich einiges ausdrücken, aber eben längst nicht alles sagen.

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Emojis: Eigene Sprache?

Es stimmt: Mit einem Emoticon kann man am ehesten noch eine Gemütslage ausdrücken, lustig, traurig, betrübt, verärgert… Aber Emojis können mehr. Sind sie eine eigene Sprache? Viele sind der Ansicht, Emoji wäre längst eine eigene, international funktionierende Sprache, weil ein Lachgesicht mehr oder weniger überall verstanden wird – oder ein gelbes Gesicht mit einem Tränchen. Zweifellos. Diese doch recht überschaubare Aussage – happy oder traurig – bekommt man mit Emojis problemlos hin, so wie viele weitere Aussagen auch.

Aber eine eigene Sprache ist Emoji deswegen noch lange nicht. Denn in einer Sprache muss man alles(!) sagen können. Unmissverständlich. Emojis jedoch bilden keine Laute oder Silben nach, sondern stehen für sich. Das hat zweifellos seinen Charme und manchmal auch seinen Vorteil, rückt die Emojis aber nicht in den Rang einer eigenen Sprache. Es gibt kein „Emojisch“, da man mit Emojis nicht alles ausdrücken und sagen kann.

jarmoluk / Pixabay

Eigene Geschichten

Es gibt den Klassiker „Moby Dick“ mittlerweile als „Emoji Dick“, vollständig in Emoji-Zeichen erzählt. Aber mehr als ein Gag ist das nicht. Verstehen und erfassen lässt sich der Text nur, wenn man die Geschichte ohnehin schon kennt. Aber wie will man in Emoji fragen: „Hast Du gestern Abend Deine Schwester getroffen oder hattest Du doch mehr Lust auf ein gutes Buch?“ Unmöglich. Der Zeichensatz ist bei weitem nicht umfangreich genug.

Animojis

Aber wie geht es weiter? Apple hat beim neuen iPhone etwas eingeführt, das sich „Animojis“ nennt. Klingt nach einer Verwandtschaft zu Emojis – ist es das auch? Das neue iPhone X, das im November auf den Markt kommen soll, ist mit einer Gesichtserkennungsfunktion ausgestattet. Das heißt: Das Smartphone kann erkennen, ob der Besitzer auf das Handy schaut – oder jemand anders.

Diese spezielle Fähigkeit erlaubt es aber darüber hinaus, zu erkennen, welchen Gesichtsausdruck man gerase macht: Hochgezogene Augenbrauen, Nasenrümpfen, Lächeln oder Schmollen, Auge(n) zu oder Stirnrunzeln? All das kann die Software tatsächlich „sehen“ – und live auf bestimmte Emojis übertragen. Das bedeutet: Der Affe, der Kackhaufen, das Einhorn Emoji macht denselben Gesichtsausdruck wie man selbst.

Das geht nicht nur für eine Momentaufnahme, sondern auch in Videos. Ein Spaß also: iPhone-X-Benutzer können Emojis durch eigene Emotionen zum Leben erwecken, sie animieren und per Kurznachricht verschicken. Das funktioniert erst mal nur innerhalb der Apple-Welt, ich halte es aber für sehr wahrscheinlich, dass das Schule macht – und bald auch auf anderen Geräten zu sehen und nutzbar ist.

 

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