Always on? Gibt’s nicht

von | 10.11.2017 | Internet

Die Werbung vermittelt uns den Eindruck, mit dem richtigen Smartphone und dem passenden Mobilfunkanbieter hätten wir kein Problem mehr: Jederzeit online, jederzeit top Speed, keine Probleme. Doch die Wirklichkeit sieht bekanntlich anders aus.

Smartphone in der Hand – und damit immer online? Mit stets rasanter Datengeschwindigkeit, ohne Mucken, ohne Murren und zu bezahlbaren Preisen? Das versprechen uns die glücklich wirkenden User auf Plakaten, in Anzeigen und Werbespots.

Denn natürlich wollen Smartphone-Hersteller und Mobilfunkprovider, dass wir das Märchen glauben. Doch die Realität sieht ganz anders aus. In Wahrheit müssen schon eine Menge Voraussetzungen erfüllt sein, damit das mit dem Onlinegehen unterwegs nicht nur reibungslos, sondern auch zufriedenstellend funktioniert. Und diese Voraussetzungen sind eher selten erfüllt.

LadyBB / Pixabay

WLAN da – und funktionstüchtig?

Beispiel: WLAN. Ist überhaupt ein WLAN in der Nähe – und ist es eins, in das man einfach so rein kann? Und falls man rein kann, ist es auch schnell genug? In der Deutschen Bahn zum Beispiel gibt es mittlerweile häufig kostenloses WLAN. Solange man im Bahnhof steht, funktioniert das auch. Doch kommt der Zug in Fahrt, was seinem Zweck entspricht, gerät der Datenstrom ins Stocken. Selbst für einfache Webseiten reicht es dann oft nicht, geschweige für Netflix im Zug. Videostreaming in der Bahn? Undenkbar.

Dafür kann man nicht der Bahn die Schuld geben, denn sie nutzt die Infrastruktur der Mobilfunkanbieter. Und die ist völlig unzureichend, nicht nur dort, wo Züge langfahren. In Ballungsgebieten gibt es zwar LTE und damit zumindest theoretisch ordentliche Übertragungsraten.

Allerdings teilen wir uns die zur Verfügung stehende Bandbreite immer mit vielen anderen, die sich gleichzeitig mit einem Onlinewunsch in derselben Funkzelle aufhalten. Das Ergebnis: LTE wirkt wie angeschossen. Die Daten flitzen nicht, sie humpeln in unser Gerät. Videostreaming unterwegs? Denkbar, aber nur wenn die Mobilfunkzelle nicht überlastet ist.

Dein Vertrag entscheidet, wie online Du bist

Natürlich braucht man auch noch einen guten Vertrag. Denn die günstigen Verträge bieten kein Turbo-LTE, nicht mal theoretisch. Und für alle Verträge gilt: Die Provider tun zwar so, als könnten wir sorglos und endlos surfen, doch in Wahrheit gibt es immer ein Kontingent. Ist das aufgebraucht, wird gedrosselt – auf in der Regel 64 KBit/Sekunde. Was so ist, als würde man seinen Sportwagen den Berg runterrollen. Es sei denn, jemand hat einen Spezialvertrag mit Telekom oder Vodafone geschlossen. Bei StreamOn und Vodafone Pass lassen sich einige Dienste grenzenlos nutzen. Dafür mit anderen Nachteilen, wie Ihr hier erfahrt.

Natürlich: Grundsätzlich ist es eine schöne Idee, mit Smartphone und Tablet unterwegs online gehen zu können. Und genau das ist es auch, was uns die Hersteller solcher Geräte und die Mobilfunkanbieter in ständiger Komplizenschaft suggerieren. So verkauft man halt. Nur hat das mit der Realität nicht viel zu tun. Unsere Luxusgeräte sind nicht ausgelastet, weil unsere Mobilfunknetze schwach auf der Brust sind. Viel zu schwach. Und weil wir an die Kosten denken müssen. Und ans Datenkontingent. Klingt nicht nach always on, finde ich.