Update: Anti-Propaganda-Test bei Facebook

von | 24.11.2017 | Social Networks

Facebook bereitet einen „Anti Propaganda Test“ vor: Hier können Facebook-Nutzer nachschauen, ob sie manipulative Anzeigen russischen Ursprungs zu Gesicht bekommen haben.

Vor etwas über einem Jahr wurde Donald Trump zum US-Präsidenten gewählt. Bis heute ist nicht klar, welche Rolle russische Kräfte dabei konkret gespielt haben. Es ist von Manipulationen die Rede, von Hackangriffen, von Fake-News – und vielem anderen mehr. Wir wissen aber mittlerweile auch: Russische Quellen hat Millionen für Onlineanzeigen ausgegeben, die Stimmung in den USA gemacht haben, durch manipulative Inhalte.

Facebook, Twitter und Co. müssen sich dafür verantworten, denn sie haben die Anzeigen nicht nur zugelassen, sondern kräftig daran mitverdient. Künftig sollen Amerikaner testen können, ob sie eine solche Propagandaanzeige im Laufe ihres Lebens gesehen haben.

Ausmaß der Manipulationen

Facebook will aufdecken, wie groß das Ausmaß der Manipulationen durch russische Quellen im US-Wahlkampf gewesen ist. In der Zeit von Anfang 2015 bis August 2016 haben verschiedene Quellen, die meisten mit russischen Wurzeln und Geldgebern, massenweise manipulative Inhalte bei Facebook, Twitter, Instagram und Co. eingestellt, um gezielt Stimmung im US-Wahlkampf zu machen.

Das gilt mittlerweile als unbestritten und hat den großen Onlinekonzernen eine Menge Ärger in einer Anhörung vor dem US-Senat eingebracht. Sie mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, total versagt zu haben, schließlich haben sie die Anzeigen nicht nur zugelassen, sondern sogar kräftig daran verdient. Rund 126 Millionen Facebook-Nutzer sollen solche Anzeigen gesehen haben, etwa 20 Millionen Nutzer bei Instagram, das zu Facebook gehört. Das kann natürlich nicht folgenlos geblieben sein.

Das Anti-Propaganda Tool

Facebook hat von der Politik den Auftrag bekommen, die Sache aufzuklären. Dazu gehört natürlich auch die Frage, wer mit solchen Anzeigen konfrontiert worden ist. Das Anti Propaganda Tool soll jedem Facebook-Nutzer ermöglichen, nachzuschauen, ob er selbst in der Vergangenheit solche Anzeigen präsentiert bekommen hat.

Man wird also sehen können, ob man auf Facebook oder Instagram Propagandaanzeigen gesehen hat. Das bedeutet natürlich nicht, dass man sie auch wahrgenommen oder darauf geklickt hat, aber generell ist es schon mal interessant zu sehen, ob man auch erfolgreich mit solchen Anzeigen erreicht wurde. Für jeden zweiten Amerikaner trifft das definitiv zu. Das Tool soll in den nächsten Tagen, jedenfalls noch vor Ende des Jahres online gehen und dann kostenlos von jedem genutzt werden können.

Ein effektiver Schutz?

Der Name ist natürlich ein schlechter Witz. Wenn man Propaganda hätte verhindern wollen, wäre dazu damals Zeit gewesen. Facebook hat total versagt, im großen Stil Anzeigen zugelassen – und das sehr gerne, denn mit den Anzeigen wurden ordentlich Geld verdient.

Doch Facebook geht nicht in Sack und Asche, sondern sagt Dinge wie: “ Es ist wichtig, dass die Menschen verstehen, wie ausländische Akteure versuchten, Zwietracht und Misstrauen zu säen, indem sie vor und nach der US-Wahl 2016 Facebook nutzten“. Es stimmt: Es ist wichtig zu wissen, die fremde Mächte das versuchen – aber noch wichtiger ist wohl, wie Facebook und Co. das nicht im geringsten schert und sie nur Interesse an sprudelnden Einnahmequellen haben.

Zumindest so lange, bis ihnen kräftig auf die Finger gehauen wird. Es handelt sich also nicht um einen Anti-Propaganda-Test, sondern um einen Wo-hat-Facebook-versagt?-Test.

Andere Lehren gezogen?

Es gibt auch andere Konsequenzen. So sollen vertrauenswürdige Inhalte künftig besser zu erkennen sein. Facebook, Twitter, Google und andere Unternehmen haben mit einigen Medienkonzernen eine Initiative gegründet, die vertrauenswürdige Quellen kennzeichnen soll. Das sogenannte „Trust Project“ soll Nachrichten hervorheben, die ethische Standards erfüllen und transparent sind. Dazu gehören dann Quellen wie Zeit Online, Wallstreet Journalist, La Repubblica, Washington Post, dpa und andere namhafte Quellen.

Schluss mit manipulativen Inhalten ist deswegen aber noch lange nicht. Gerade muss sich Facebook den Vorwurf gefallen lassen, dass Anzeigen geschaltet werden können, die gezielt afroamerikanische Bürger, Rollstuhlfahrer oder Juden ausschließen.

Konkret geschehen bei Wohnungsanzeigen: Die Vermieter können gezielt Personengruppen ausschließen. Umgekehrt ist es möglich, ebenso gezielt Antisemiten anzusprechen, etwa um Nazi-Devotionalien zu verkaufen. Es ist unglaublich – aber das ist Facebook-Alltag. Facebook redet sich schon wieder mit „technischen Fehlern“ heraus, dabei steckt das Problem im Fundament.