FCC beschließt Aus für Netzneutralität

Viele hatten es befürchtet – und es ist genau so gekommen: Die US-Regulierungsbehörde FCC hat das Aus für die Netzneutralität beschlossen. Künftig können DSL-Provider und Mobilfunkanbieter mehr oder weniger frei bestimmen, welche Daten sie zügig transportieren und mit wem sie kooperieren. Das wird teuer für die Kunden. Und ärgerlich.

Bisher war die Netzneutralität ein Garant für Chancengleichheit und Fairness im Netz. Alle Dienste im Netz sind gleichwertig. Alle Daten werden gleich schnell transportiert, nichts und niemand darf bevorzugt oder benachteiligt werden.  Willkürliche Sperren und Tempobremsen sind verboten.

Doch diese Zeiten sind vorbei – zumindest in den USA. Die zuständige Regulierungsbehörde FCC hat komplett neue Regeln eingeführt, die das Internet auf den Kopf stellen. Netzanbieter können dort künftig schalten und walten, wie sie wollen. Zum Nachteil von uns Benutzern. So können Netz-Provider in den USA künftig Inhalte nach Belieben sperren oder blockieren, sie können Angebote künstlich ausbremsen und eigene Angebote oder die von Partnern schneller machen.

Lizenz zum Gelddrucken

Man stelle sich einen DSL-Provider vor, der mit Netflix kooperiert. Die Streamingangebote von Netflix funktionieren hier wunderbar, Filme und Serien erscheinen in Top-Qualität – während es bei der Konkurrenz, etwa bei Amazon Prime Video, nur Ärger gibt, keine Videos in HD-Qualität. Bislang ist so etwas verboten und deshalb undenkbar. Künftig aber ist so etwas zumindest in den USA erlaubt – und wird meiner Meinung nach deshalb genau so kommen.

Das Ganze ist eine politische Entscheidung. US-Präsident Donald Trump wollte es so. Die Provider sollen extra kassieren dürfen: Die Kunden sollen für schnelleren Datentransport oder Extradienste wie Streaming bezahlen. Bei den Inhalteanbietern wird auch noch mal abgerechnet, damit ihre Daten bevorzugt behandelt werden. Man kann es auch so sagen: Für DSL-Provider und Mobilfunkanbieter ist das Ende der Netzneutralität eine Lizenz zum Gelddrucken. Die jahrelange Lobbyarbeit hat sich gelohnt.

Nur Klagen können jetzt noch helfen

Das, was Netzaktivisten seit Monaten befürchten, ist bittere Realität geworden. Es gibt in den USA kein freies Internet mehr, in dem alle Dienste gleichberechtigt nebeneinander existieren können, ob Megakonzern oder Startup. Künftig haben kleinere Anbieter das Nachsehen: Sie können es sich nicht leisten, Inhalte bevorzugt transportieren zu lassen. Sie werden weniger sichtbar – vielleicht sogar unsichtbar. Das ist unfair, ungleich und unschön. Vor allem für uns Benutzer.

Mehrere Interessensgruppen haben Klagen in den USA angekündigt. Das sorgt dafür, dass die neuen Spielregeln nicht sofort umgesetzt werden. Selbst in den USA ist die Netzneutralität angesehen: Rund zwei Drittel der Bevölkerung wollen sie. Wir können nur hoffen, dass sich am Ende neben der Vernunft auch die Mehrheit durchsetzt.

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