Deep Reading: Wie sich unsere Lesegewohnheiten ändern

 

Bücher sind ein beliebtes Weihnachtsgeschenk. Sie bereiten Freude, können eine schöne Stimmung erzeugen – oder auch zum Nachdenken anregen. Je nachdem, was man da liest. Nur: Es wird immer weniger gelesen. Und vor allem anders. Kurze Infohäppchen im Internet, alles lässt sich googeln.

Die Aufmerksamkeitsspanne wird immer kürzer. Oder wird sie nur anders? In den USA wird schon über ein Schulfach „Deep Reading“ nachgedacht. Kinder sollen lernen, sich intensiv mit einem Text zu befassen – und ihn zu verstehen.

Computer „denken“ für uns

Warum sich noch etwas merken, wenn man doch alles bequem nachschlagen kann? Oder man fragt gleich seinen Digitalen Assistenten. (Beispiel ON: Alexa. Wie viele Einwohner hat Bielefeld?) Assistenten beantworten Fragen, Suchmaschinen finden die gewünschten Infos – und Navisysteme planen die optimale Route. Wir müssen in der Tat immer weniger nachdenken.

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geralt / Pixabay

 

Erledigen alles Computer für uns – wenn wir sie lassen. Natürlich bleiben da Fähigkeiten auf der Strecke. Wer sich immer vom Navisystem durch die Stadt leiten lässt, kann irgendwann nicht mehr selbst den Weg planen.

Welche Auswirkungen es hat, wenn man ständig Infohäppchen liest, habe ich Deutschlands renommiertesten Hirnforscher und Buchautor Dr. Manfred Spitzer gefragt. Er meint:

Wenn man sich angewöhnt, nur noch kurze Texte zu lesen, hat man irgendwann mal mit längeren Texten Schwierigkeiten. Weil man nicht mehr gewöhnt ist, längere Satzteile im Kopf zu behalten.

Ein klares Plädoyer, mehr zu lesen – und eben „richtig“.

Schulfach Deep Reading

Deshalb wird in den USA darüber nachgedacht, ein Schulfach wie „Deep Reading“ einzuführen. Vertieftes Lesen. Die Schüler sollen wieder lernen, lange Texte zu lesen, sogar ein dickes Buch.

Dr. Spitzer hält „Deep Reading“ allerdings für einen Hype-Begriff – denn es sei das, was man ansonsten „Lesen“ nennt. Recht hat er.

Wenn es darum geht, ein Buch nicht nur zu lesen, sondern auch zu verstehen, auch Fragen dazu beantworten zu können, ist Projekt Antolin eine feine Sache. Antolin ist ein webbasiertes Programm zur Leseförderung in den Klassen 1 bis 10 mit Schwerpunkt auf Grundschulen. Antolin belohnt Kinder, wenn sie die gelesenen Texte gut verstehen – und Fragen dazu beantworten können.

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Das Prinzip Antolin

Das Prinzip Antolin funktioniert ganz einfach: Zuerst lesen die Kinder das Buch. Natürlich möglichst vollständig. Danach beantworten sie Fragen. Online, im Web. Und kassieren für richtige Antworten Punkte. Die Fragen sind in der Regel als Quizz gestaltet – und lassen sich gut beantworten, wenn man den Text vorher aufmerksam gelesen hat.

Die Kinder haben für die Beantwortung der Fragen nur begrenzt Zeit. Auf der Webseite des Projekts kann man nachschauen, welche Bücher mit Antolin funktionieren. Sicher eine gute Motivation, die Bücher aufmerksam zu lesen. Allerdings kann man Antolin nur nutzen, wenn die Lehrer die Kinder bei Antolin anmelden und Punktekonten für sie einrichten.

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Und eBook Reader?

Aber was ist, wenn man keine kurzen, sondern lange Texte am Monitor liest? Zum Beispiel unterwegs, auf so einem eBook-Reader? Die werden ja immer beliebter. Sie haben schließlich den ungemeinen Vorteil, dass man mühelos Dutzende, Hunderte eBooks mit sich herumtragen kann – auch in den Urlaub. Das macht die Geräte zu beliebten Weihnachtsgeschenken.

Aber sind sie auch das Richtige? Auch das habe ich den Hirnforscher Dr. Spitzer gefragt.

Man hat untersucht, wie die Wirkung von aufgemotzten eBooks ist. Wenn man in einem Kinderbuch auf den Löwen klickt, dann brüllt der. Ergebnis: Je aufgemotzter die eBooks, je mehr die Möglichkeiten der Elektronik verwendet werden, umso schlechter ist der Informationstransfer.

Geht also OK, findet Dr. Spitzer, wenn man nicht gerade knallbunte, interaktive eBooks anschaut.

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Story Telling in Games

Außerdem gibt es heute noch eine andere Form von Story-Telling. Gut gemachte Computer- und Videospiele zum Beispiel. Sie erzählen auch komplexe Geschichten. Hier müssen die Spieler zwar nicht lesen, aber gut zuhören – und ganz genau aufpassen. Außerdem müssen sie Rätsel lösen, Fragen beantworten, Dingen auf den Grund gehen.

Wer solche Spiele verschenken möchte, findet beim Kindersoftwarepreis eine Übersicht über gute und empfehlenswerte Spiele für Kinder und Jugendliche. Eins steht jedenfalls fest: Gute Spiele können durchaus Fähigkeiten fördern, etwa logisches Denken, Kombinationsgabe oder Teamwork. Das aber auch nur, wenn man in Maßen spielt.

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