#sid2018: Warum Berlin das Netz zu einem unsicheren Ort macht

von | 06.02.2018 | Internet

Am Safer Internet Day (SID) wird üblicherweise Bilanz gezogen: Wie sicher ist das Internet, wie arglos sind die Menschen unterwegs, welche Schutzmechanismen sollte man einsetzen, worauf sollten wir alle achten? Doch das Internet ist kein Schrebergarten, sondern hat eine ungeheure Macht udn Wirkung – und die lässt sich nur durch die Politik lenken. Doch die steckt weitgehend den Kopf in den Sand.

Heute (06.02.2018) ist es mal wieder soweit – es ist Safer Internet Day. Ein Tag, an dem viele sagen, wie es eigentlich sein müsste. Etwa Niedersachsens Datenschutzbeauftragte Barbara Thiel.

Sie betont, wie wichtig es ist, dass wir alle uns bewusst darüber werden, dass wir beim Onlineshopping oder in den Sozialen Netzwerken jede Menge Daten über uns preisgeben. Als ob wir das nicht wüssten… Immerhin warnen mittlerweile Ex-Mitarbeiter von Facebook, Google und Co. vor den Suchtgefahren der Social Media.

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Medienkopmpetenz ist wichtig – für alle

Das reicht nicht. Es reicht auch nicht, nochmal ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass Kinder und Jugendliche besonders arglos im Umgang mit den neuen Medien sind – und es dringend ein Fach Medienkompetenz in den Schulen braucht. Das stimmt, das fordere ich seit Jahren.

Dabei sollte es nicht darum gehen, kleine Roboter zu bauen und zu programmieren (Stichwort: Coding), sondern die Mechanismen von Netzwerken, Werbung, Filtern, Bubbles und Kommerz ganz allgemein zu verstehen. Das sollte beim Verständnis des Prinzips von Kommerzfernsehen anfangen – und darf bei Fake-News, Echokammern und Datenschutz nicht aufhören.

Es ist schön, das in der Schule zu unterrichten. Oder besser: Es wäre schön. Aber wer bringt es dann den Erwachsenen bei? Auch hier herrscht weitgehende Ahnungslosigkeit. Und wer ein Fach Medienkompetenz in den Schulen fordert, der sollte es danach erst Recht als Pflichtfach im Bundestag verlangen. Denn die Ahnungslosigkeit in Berlin ist erschreckend. Zwar führen nun alle das Modewort „Digitalisierung“ im Mund, ohne aber auch nur einen Funken Verstand.

Medienkompetenz by Klicksafe: Die Symptome lindern

In Berlin kein Verständnis für die Komplexität

Digitalisierung wird offensichtlich ausschließlich als Chance begriffen. Besser: Als Pflicht. Wer sich nicht öffnet, der geht unter. Kann sogar sein – wirtschaftlich betrachtet. Aber welche ungeheuren gesellschaftlichen Veränderungen damit einhergehen, welche Leitplanken man aufstellen möchte, um diese Entwicklung zumindest in gewisse Bahnen zu lenken, ist nicht zu erkennen. Denn es gibt keine. Da wird vom schnellen Internet bis 2025 für alle gesprochen (ROFL) und von Tablets in Schulen. Als wäre das die Lösung.

Der Safer Internet Day ist also ein guter Anlass, diese unfassbaren Missstände zu beklagen. Es ist nicht damit getan, zum Installieren von Virenfiltern aufzurufen oder sich Vorschriften für Drohnenflüge zu überlegen. Die Digitalisierung ist überall. Das Silicon Valley hat uns den Krieg erklärt. Das Ziel: Disruption. So schnell wie möglich, so oft wie möglich. Alles soll zerstört werden. Ganz zu schweigen von den gesellschaftlichen Veränderungen durch Soziale Medien. Welchen Plan haben wir? Wo soll es hingehen?