Spotify streamt nicht nur Musik, sondern auch Podcasts

Wie Spotify um Millionen betrogen wurde

Es ist nicht groß durch die Presse gegangen – aber Betrügern ist es gelungen, Spotify minderwertige Musik-Clips unterzujubeln und diese andauernd abzuspielem. Dafür wurden dann Lizenzen kassiert – im großen Stil. So etwas kann passieren, wenn keim Mensch mehr aufpasst, was eigentlich vor sich geht.

Nicht nur arglose Computernutzer werden im Netz betrogen, sondern auch große Unternehmen – und es fällt gar nicht mal immer auf. Jetzt ist entdeckt worden, dass Betrüger den Musikstreamingdienst Spotify gelinkt und betrofen haben. In den vollautomatisierten Systemen unserer Zeit gibt es immer Lücken.

Bei Spotify ist es ja so: Hört man sich Musik an, gestreamt, bekommt der Urheber der Musik dafür Geld. Egal, ob der Nutzer kostenlos Spotify nutzt (werbefinanziert) oder über ein Bezahlkonto. Jeder abgespielte Stream bringt einen Betrag X. Winzig klein, summiert sich aber.

Der Teufel steckt im System

Wer den Musikdienst aus Skandinavien abzocken will, muss man also (a) eigene Musik ins System einstellen (kann mehr oder weniger jeder), die dann in Playlisten landet. Dann braucht man aber (b) möglichst viele Menschen, die sich die Musik anhören.

Betrüger haben nun genau das gemacht: Sie haben Musikbrei am Computer erzeugt, mindestens 30 Sekunden lang (die Untergrenze, um von Spotify Geld zu bekommen). 500 Songs dieser Art. Würde sich kein Mensch jemals anhören. Deshalb braucht es (c) Bots, die so tun, als würden sie zuhören.

matuska / Pixabay

 

Die beiden Spotify-Playlists „Soulful Music“ und „Music from the Heart“ wurden von eigens programmierten Bots ununterbrochen angehört, berichtet das Branchenmagazin Music Business Worldwide: Dafür haben die Betrüger rund 1.200 Kundenkonten eingerichtet, die immer wieder diese beiden Playlists abgespielt haben. Durch diese „Popularität“ sind die Musiktitel sogar von echten Menschen gesehen und abgespielt worden. Auf diese Weise haben sich die Betrüger wohl Tantiemen in Millionenhöhe ergaunert.

Künstliche Intelligenz macht es schlimmer, nicht besser

Kaum zu glauben, dass es so einfach geht. Doch der Vorfall belegt eindrucksvoll, wie einfältig und damit auch anfällig komplett automatisierte Systeme sind. Wo kein Mensch mehr hinschaut, wo nur Algorithmen entscheiden, was ankommt und populär ist und alles vollautomatisch abgerechnet wird, wo das nicht mal auffällt, dass eingestellter Content absoluter Bullshit ist, da passiert so etwas halt. In den letzten Tagen sind auch Betrügereien bei Verkaufsprovisionen aufgefallen: Kriminelle haben Plug-Ins verteilt, die angeklickt Webseiten so manipulieren, dass sie daran verdienen.

Gar nicht auszumalen, wie schwierig es in Zukunft wird, solche Lücken zu entdecken – und vor allem, sie zu beseitigen – wenn Künstliche Intelligenz (KI) eine größere Rolle spielt. Denn KI-Systeme neigen dazu, ihre eigenen Regeln aufzustellen – Kontrolle kaum bis gar nicht möglich. Was logisch und erfolgsversprechend erscheint, das wird halt gemacht. Songs, die innerhalb kürzester Zeit Tausende Male abgespielt werden? Klingt super: Mehr davon.

Wir alle leiden darunter. Die Qualität sinkt. Immer mehr Schrott. Gewinner sind nicht die, die Qualität anbieten und uns alle voran bringen, sondern jene, die das System am besten auszunutzen verstehen. Motto: Wer gewinnt den Klick-Battle?

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