Facebook hat ein Problem: Cambridge Analytica

Facebook bekommt immer mehr Druck: Weil das Cambridge Analytics im großen Stil Nutzerprofile abgegriffen und damit den US-Wahlkampf manipuliert hat, nimmt der Zorn und Druck auf Facebook erkennbar zu. Facebook versucht sich rauszureden und weist alle Schuld von sich. Dabei ist die Verantwortung in Wahrheit riesig. Wie so oft.

Insider des Vorfalls haben jetzt angesehenen Zeitungen wie der New York Times oder dem Observer berichtet, wie es wirklich war. „Wir haben Facebook ausgenutzt, um Millionen von Nutzerprofilen ‚abzuernten'“, gesteht ein Mitarbeiter aus dem Umfeld des britischen Unternehmens Cambridge Analytica recherchierenden Journalisten des Observer.

Cambridge Analytica ist ein Unternehmen, das auf Datenanalyse spezialisiert ist und im US-Wahlkampf 2016 Donald Trumps Wahlteam mit konkreten Daten über Wähler versorgt hat.

Dazu hat das Unternehmen das Wahlverhalten und die politische Gesinnung nahezu aller Amerikaner ausgespäht und berechnet. So konnten die Wahlfelfer die Menschen gezielt andprechen, sowohl vor Ort bei Hausbesuchen als auch mit Werbebotschaften über Facebook. Viele Experten gehen davon aus, dass das die Wahl erheblich beeinflusst hat. Bewiesen ist das noch nicht.

Im großen Stil Daten abgegriffen

Doch die Datensammelei und die gezielte Manipulation ist nun ans Tageslicht gekommen. 270.000 Nutzerprofile wurden direkt geknackt, mit Hilfe einer Fake-App namens „thisisyourdigitallife“, die von der Mediengruppe SCL entwickelt und von vielen Menschen freiwillig geladen wurde.

Die App hat Einblicke in die eigenen Social-Media-Profile versprochen, diente aber nur dazu, die User auszuspähen. Durch die ausgelesenen Kontakte hat sich das Datenmaterial am Ende auf 50 Millionen Personen erweitert.

So viele wurden ausgespäht. Diese Daten wurden „illegal“ von SCL an Cambridge Analytica weitergeleitet. Erst mit diesen Daten war die individuelle Ansprache jedes einzelnen durch das Trump-Team möglich – und die gezielte Meinungsbildung.

geralt / Pixabay

 

Facebook schließt Cambridge Analytica aus – jetzt

Darum hat Facebook SCL, Cambridge Analytica und auch alle anderen beteiligten Player bei Facebook ausgeschlossen. Sie bekämen keine Daten mehr, schreibt Facebook empört in einem Blogpost.

Facebook geriert sich als „Opfer“. So, als sei man empört über die Datensammelei, die Datenweitergabe und die politischen Konsequenzen. Das ist natürlich Unfug: Facebook will ablenken. Mark Zuckerbergs Unternehmen ist in den USA enorm unter Druck. Der US-Senat beschäftigt sich mit der Frage, welche Auswirkungen Facebook auf den Ausgang der US-Wahl hatte.

Es gibt die unzähligen geschalteten Anzeigen aus vermeintlich russischer Quelle und es gibt die gezielten Manipulationen von Cambridge Analytica. Sicher ist: Facebook hat enorm verdient am US-Wahlkampf, vor allem durch die Millionen geschalteter Anzeigen. Facebook hat viel zu viele Daten rausgerückt – und Facebook ist (mit) verantwortlich für die Stimmungslage in den USA.

Facebook wendet alle Tricks an, um seine User auszukundschaften

Facebook trägt die Verantwortung, will sich aber rauswinden

All das versucht Facebook, wie immer, zu dementieren. Doch das wird diesmal nicht gelingen. Facebook wusste bereits 2015 von dem Datenleck, das die Weitergabe der Daten an Cambridge Analytica ermöglichte. Facebook hat die betroffenen User nicht ausreichend informiert. Zwar wurde Cambridge Analytica aufgefordert, die abgegriffenen Daten zu löschen. Was bestätigt wurde, aber offensichtlich niemals geschehen ist, wie Recherchen der New York Times belegen.

Jetzt tut Facebook so, als wären SCL und Cambridge Analytica die Bad Guys. Sind sie auch, in jeder Hinsicht – und ganz sicher nicht nur, weil sie bei Facebook die Daten von Millionen Usern abgegriffen und missbraucht haben. Aber mal wieder versucht Facebook, von seiner eigenen Verantwortung abzulenken. Wieso ist es überhaupt möglich, dass so viele Daten von so vielen Nutzern einem anderen Unternehmen in die Hände fallen? Wieso darf Facebook selbst so viele Daten haben, die offensichtlich heikel sind?

Ich weiß nicht, wie viele Beispiele es noch bedarf, um endgültig festzustellen: Facebook handelt durch und durch amoralisch. Das Unternehmen denkt ausschließlich an seinen eigenen Nutzen, übernimmt nicht mal für nachgewiesene Fehler die Verantwortung und schon gar nicht für übergeordnete Interessen, etwa das Wohlergehen der Gesellschaft.

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