Selfie-Karaoke: musical.ly steht in der Kritik

von | 30.04.2018 | Social Networks

Musik enthemmt. Das ist bekannt. Davon macht die App musical.ly Gebrauch: Wer mag, kann sich zum Takt der Musik bewegen und lippensynchron mitsingen. Eine neue Art von Karaoke – man könnte es auch Selfie-Karaoke nennen. Die Videos landen im Netz – und begeistern dort leider nicht nur die Freundinnen und Freunde.

Die meisten Eltern kennen die App: musical.ly. Das gilt vor allem für Eltern von Mädchen. Schon das aggressive Pink auf der Homepage macht deutlich, dass vor allem Mädchen angesprochen werden sollen. musical.ly hat sich für sie zu einer Must-have-App entwickelt.

Die Kids singen zu aktuellen Hits oder Musik jeder Art (teilweise auch zu Comedy) lippensynchron, tanzen dabei, setzen sich in Szene – und nehmen alles mit der App als Video auf. Mitunter sieht das richtig klasse aus. Es macht offensichtlich Spaß, sich auf diese Weise auszudrücken. Oder selbst mal eine Art Popstar zu sein.

Gruppenzwang: Mach doch mit – und toppe die anderen

Aber wie immer im Leben gibt es auch eine Art Gruppenzwang. Wenn andere Mädels und Jungs auf musical.ly etwas können, was man selbst nicht kann, muss man es halt lernen: Tanzschritte, Mimik, Gestik, oder Trickeffekte. Das wäre noch nicht weiter bedenklich. Bedenklich ist jedoch, was ab hier passiert. Vor allem Mädchen entscheiden sich – in der Regel unbewusst – für sexy Posen, spielen mit ihrer Weiblichkeit. Und posten diese Videos auf dem Portal von musical.ly.

Das wiederum zieht unweigerlich Pädophile an. Man muss es so deutlich sagen: Es wimmelt auf musical.ly mittlerweile offensichtlich nur so von Leuten, die den Mädchen nicht nur gerne zusehen, sondern sie auch motivieren wollen, weiter zu gehen.

Durch Postings wie „Niedlich!“, „Sexy!“, „Mehr davon!“ oder: „Leg doch mal die Sachen ab“. Keine Einzelfälle, sondern längst an der Tagesordnung. Gerade bei jüngeren Mädchen schrillen da leider nicht unbedingt die Alarmglocken.

Eldorado für Pädophile

Dank Anonymität im Netz weiß man natürlich nicht, wer hinter den Profilen steckt. Der britische Sender Channel 4 warnt schon länger davor, dass auf musical.ly Kinder und Jugendliche bedrängt werdent. Auch das Portal mobilsicher hat erhebliche Bedenken: Eigentlich darf die App erst ab 13 Jahren benutzt werde, doch die Realität sieht natürlich anders aus. Auch deutlich jüngere Kids nutzen die App und präsentieren sich öffentlich. Die Gefahr: Fremde schauen nicht nur zu, sondern nehmen möglicherweise sogar Kontakt auf.

Bedrohlich, denn der  App-Anbieter kontrolliert kaum, wer sich da anmeldet. E-Mail-Adresse reicht. Zwar werden die Postings durchaus überwacht, doch das reicht angesichts der Menge an Kommentaren kaum aus. Und: Wer nicht aufpasst, der postet seine Videos öffentlich, denn das ist die Standardeinstellung.

Eltern sollten sich dieses Problems deshalb bewusst sein. Es ist zwingend erforderlich, die Einstellungen zu prüfen. Videos sollten ausschließlich „privat“ gespeichert werden, damit sie niemand sehen kann – auf keinen Fall „öffentlich“.

Auch wenn dem Nachwuchs das sicher nicht gefällt, aber das muss sein. Eltern sollten sich also unbedingt die Zeit nehmen und sich auch mal zeigen lassen, was die Kids mit der App anstellen. Alles andere wäre unverantwortlich.