Facebook setzt auf Fernsehen und Video

Mark Zuckerberg arbeitet mit Hochdruck daran, sein Unternehmen zu einem „Vollversorger“ in Sachen Medien zu machen, auch wenn Zuckerberg immer wieder betont, kein Medium zu sein – weil das mit Verantwortung einhergehen würde. Demnächst flimmern auf Faceook eigene Nachrichten-Shows – und Instagram öffnet sich für längere Videos. Was ist geplant?

Hinfallen. Krönchen richten. Weitermachen. Das ist ein häufig zu hörender Tipp – den offensichtlich auch Facebook befolgt. Der Cambridge-Analytica-Skandal hat das Social Network nur einige Wochen beschäftigt. Jetzt geht Facebook wieder mit voller Kraft voran.

Schon vor einem Jahr hat Facebook angekündigt, eigene Shows und Sendungen produzieren zu wollen. Mark Zuckerberg hat Hunderte, sogar Tausende von Shows versprochen, die sogar ausdrücklich mit „House of Cards“ mithalten können sollen. „Facebook Watch“ wurde diese neue Rubrik getauft. Zuckerberg hat also hohe Erwartungen geschürt, denn wir wissen: „House of Cards“ ist das Aushängeschild von Netflix und hat den Onlinestreamer für Fernsehsendungen und Filme berühmt gemacht.

Eigene Fernsehinhalte von ABC, CNN und Co.

Aus diesem Versprechen von Mark Zuckerberg ist nichts geworden. Es gibt kaum speziell für Facebook produzierte Inhalte, nicht mal in den USA. Produziert werden die auch nicht etwa von Facebook selbst, sondern von Verlagen wie New York Times, Condé Nast oder BuzzFeed. Facebook hat Millionen von Dollar ausgegeben, um diese Formate zu fördern.

Hat aber nicht so richtig funktioniert. Facebook hat angekündigt, sein „Watch“ mit eigenen Nachrichtenformaten aufzuwerten. Fernsehsender wie ABC, CNN, Fox News oder ATTN sollen eigene Nachrichtenformate entwickeln, die exklusiv auf Facebook zu sehen sein werden.

Dafür hat Facebook in den USA bekannte Fernsehgesichter verpflichtet, sogenannte „Anchor“, die diese Nachrichtenformate auf Facebook moderieren sollen. Es sollen also wohl tatsächlich eigene Sendungen sein, keine Zweitverwertung. Ein Format heißt „Anderson Cooper Full Circle“, ein Format von CNN, das wochentags auf Facebook zu sehen sein soll. Im Sommer soll es bereits los gehen.

Eigene Fernsehinhalte von ABC, CNN und Co.

Facebook will seriöser werden, etwas gegen den Vorwurf unternehmen, Plattform für Fake News und Hatespeech zu sein. Nun sind Fake News ntürlich kein Phänomen, das es ausschließlich online gibt. Auch Fernsehen verbreitete Fake News.

Aber wenn nun Redaktionen für Inhalte verantwortlich sind, ist das deutlich besser, als wenn Algorithmen und KI entscheiden, was wir zu sehen bekommen. Das dürfen wir also als Fortschritt werden. Allerdings erstellt Facebook die Inhalte nicht selbst, sondern kauft sie dort ein, wo reichlich Erfahrung vorhanden ist: bei US-Sendern. Das hat für die Sender Vor- und Nachteile.

Facebook will Kontrolle über Bewegtinhalte

Aber welche Nachteile soll es haben, wenn Sender zusätzliches Geld verdienen können mit eigenen Formaten auf Facebook? Das muss man mittel- bis langfristig sehen. Facebook versucht immer energischer, die erste Informationsquelle für seine User zu sein. Erst mit privaten Nachrichten, dann mit Nachrichten aus Zeitungen – jetzt mit Bewegtbildern, also Fernsehen.

Das verschiebt auf Dauer die Aufmerksamkeit von der Zeitung ins Netz, vom Fernsehbildschirm ins Netz – unter der Kontrolle von Facebook. Die Verlage haben schon zu spüren bekommen, was es bedeutet, wenn Facebook die Regeln vorgibt, etwa für das Nachrichtenportal „Instant Articles“ Dasselbe könnte auch den Fernsehsendern blühen. Gut möglich also, dass sie sich ins eigene Fleisch schneiden.

Längere Videos auf Instagram

Instagram ist als Plattform zum Verteilen von Fotos bekanntgeworden – und ist es auch heute noch. Instagram gehört zu Facebook und erfreut sich großer Beliebtheit, vor allem bei weiblichen Usern. Instagram wird immer weiter aufgebohrt: Schon lange kann man „Storys“ veröffentlichen – also persönliche Geschichten – oder auch Live-Feeds präsentieren, also Live-Sendungen.

Auch Videos kann man auf Instagram publizieren, bislang dürfen die aber maximal 1 Minute lang sein. Das soll sich nun ändern: Schon im Juni soll die 1-Minuten-Grenze fallen. Dann sollen Videos von bis zu einer Stunde möglich sein. Damit geht Instagram YouTube an. Nachrichtenformate in Facebook und lange Videos auf Instagram: Facebook will eindeutig zur Videoplattform werden und seine Leute länger in der Plattform halten.

Webster2703 / Pixabay

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