Bezahlen mit dem Smartphone: Google Pay gestartet

Bargeldlos bezahlen? Das geht schon ziemlich lange – mit EC-Karte oder Kreditkarte zum Beispiel. Wir Deutschen sind allerdings nicht unbedingt Weltmeister darin, bargeldlos zu bezahlen. Wir bevorzugen immer noch Bargeld. Dennoch kommen immer wieder neue Zahlsysteme um die Ecke, die bargeldloses Bezahlen ermöglichen.

Warum zum Beispiel nicht mit dem Smartphone bezahlen, das hat man schließlich immer mit dabei – oder sogar mit der Smartwatch. Seit dieser Woche gibt es in Deutschland eine neue Möglichkeit, genau das zu tun: mit Google Pay. Ein Bezahlsystem fürs Handy. Was steckt dahinter und was kommt da auf uns zu?

Google Pay ist gestartet – was steckt dahinter?
Google Pay ist ein eigenes Bezahlsystem von Google, das es in den USA bereits seit drei Jahren gibt. Man lädt dazu eine entsprechende App auf sein Smartphone und kann damit nicht nur in Onlineshops und Apps bezahlen – etwa wenn man online etwas einkauft –, sondern auch in „echten“ Läden, am „Point of Sale“ (POS), wie das in der Fachsprache heißt.

Das Smartphone wird sozusagen zur Kreditkarte umfunktioniert. Aber ein Smartphone hat keinen Magnetstreifen und auch keinen Chip. Deshalb werden die Daten zum Bezahlen drahtlos übertragen. Man muss sein Smartphone zum Bezahlen nur kurz über das Lesegerät halten, schon werden die Daten ausgetauscht. Man sieht derzeit einen Werbespot von Visa im Fernsehen, da wird das mit einer Kreditkarte gemacht. Mit einem Smartphone geht das genauso.

 

Eine Kreditkarte habe ich einfach in der Tasche. Ein Smartphone natürlich auch. Was ist denn konkret nötig, damit ich auf diese Weise bezahlen kann – geht das überall?
Zunächst einmal braucht man ein Android-Mobilgerät, Smartphone oder Smartwatch. Es braucht mindestens Android 5.0 (Lolipop). Dann muss man die Pay-App laden und einrichten. Man benötigt eine Kreditkarte – und muss ein Konto haben bei einer Bank, die da bereits mitmacht.

Das sind zum Start in Deutschland nur sehr wenige, unter anderem Commerzbank, Comdirekt und N26. Natürlich muss auch der Händler das Verfahren unterstützen, aber die meisten Lesegeräte sind heute für kontaktloses Bezahlen gerüstet. Die Lesegeräte müssen nicht extra für Google Pay bereit sein. Bei Beträgen unter 25 EUR muss man nicht mal sein Handy entsperren. Bei Beträgen darüber ist eine Bestätigung erforderlich, etwa durch PIN oder Fingerabdruck, je nach Gerät.

 

Wie funktioniert das denn generell, das kontaktlose Bezahlen? Wenn ich eine Kreditkarte oder ein Smartphone über ein Lesegerät halte, wie können da Daten übertragen werden?
Wir sind es gewohnt, dass wir eine Karte in ein Lesegerät stecken. Da greift das Lesegerät dann auf den eingebauten Chip zu und liest die Daten aus. Oder – in älteren Geräten – da werden die Daten aus dem Magnetstreifen gelesen, der sich auf der Karte befindet.

Das können wir nachvollziehen. Beim kontaktlosen Bezahlvorgang wird auch ein Chip aktiv. Ein RFID-Chip. Der ist in der Kreditkarte oder im Smartphone eingebaut – und reagiert auf magnetische Impulse. Das ist kein Funk und klappt nur in sehr kurzer Distanz, wenige Zentimeter.

Deshalb wird dieses Verfahren auch „Nahfeldkommunikation“ oder „Near Field Communication“ genannt, kurz NFC. Es sind aber keine Funksignale wie bei WLAN oder Radio, sondern die Daten werden per elektromagnetischer Induktion ausgetauscht. Bei diesem Verfahren braucht der Chip keine Energie, deshalb können auch Geld- oder Kreditkarten mit solchen Chips ausgestattet sein, die Daten übertragen. Übrigens mit bis zu 424 Kbit/Sekunde, das ist ziemlich schnell.

 

Apple hat doch auch einen eigenen Bezahldienst – Apple Pay. Gibt es den auch in Deutschland?
Nein, Apple Pay ist in Deutschland noch nicht gestartet, aber in den USA recht erfolgreich. Das Prinzip ist nahezu identisch. Man kann mit Smartphone oder Smartwatch bezahlen.

 

Ein wichtiger Punkt ist zweifellos der Datenschutz. Welche Daten werden denn übertragen und gespeichert, wenn man mit Zahlsystemen wie Google Pay oder Apple Pay etwas bargeldlos bezahlen?
Interessanterweise fließen beim Bezahlen mit Google Pay und Apple Pay weniger Daten an den Händler als wenn eine Kreditkarte gezückt wird. Denn Google Pay und Apple Pay – beiden nutzen sehr ähnliche Verfahren – geben dem Händler keine Kreditkartennummer preis, auch keine Informationen über den Käufer. Stattdessen werden „Tokens“ übertragen, die im Smartphone generiert werden und keine Rückschlüsse auf den Kunden zulassen.

Diese Tokens sind für die Händler Geld wert: Sie bekommen dafür den geforderten Betrag. Aber sie erfahren nicht, von wem. Das ist ein smartes Verfahren, das mehr Datenschutz bietet. Auf der anderen Seite erfahren Google und Apple natürlich deutlich mehr über seine Nutzer. Das gilt auch für Banken oder Kreditkartenfirmen, wenn bargeldlos bezahlt wird. Google und Apple verfügen aber ohnehin über jede Menge Daten – und dadurch auch über das Konsumverhalten: Wer hat wann wo was gekauft?

 

Eine Verständnisfrage zum Token: Wenn die im Smartphone generiert werden, bedeutet das, dass man nicht mit dem Smartphone bezahlen kann, wenn man gerade kein Netz hat?
Man kann auch ohne aktuelle Internetverbindung bezahlen. In den Smartphones werden einige Tokens vorgehalten. Die werden also auf Vorrat generiert – und können jederzeit herausgegeben werden, selbst ohne Internetanbindung. Daran haben die Entwickler also gedacht.

TheDigitalWay / Pixabay

 

Werden sich diese Bezahlsysteme durchsetzen?
Google Pay und Apple Pay sind nicht die einzigen Bezahldienste dieser Art. In China sind WeChat und AliPay extrem weit verbreitet. Da kann man jede Suppe auf dem Wochenmarkt bargeldlos mit WeChat bezahlen. Aber diese Apps gibt es hier nicht. Hier gibt es noch andere Anbieter wie Samsung, die kontaktloses Bezahlen mit dem Smartphone ermöglichen.

Aber das wird sich nicht durchsetzen. Auch die Sparkassen haben ein eigenes System angekündigt. Das finde ich sehr gut, denn möchte man wirklich, dass amerikanische Onlinekonzerne noch mehr Daten von uns bekommen, auch über unser Konsumverhalten? Wohl eher nicht. Generell haben Google und Apple mit ihren Pay-Systemen aber die besten Karten, sich durchzusetzen. Jeder kennt sie. Und man kann die Zahlsysteme auch online nutzen. Das ist schon praktisch.

 

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