Instagram: Wie Influencer Geld machen – und wie wir Werbung erkennen

Eigentlich ist Instagram dazu gedacht, um Fotos herzuzeigen: Wir laden mit unseren Handys Fotos in die Plattform – und Freunde können sie auf ihrem Handy sehen und kommentieren. Hübsche Idee. Doch leider gibt es auf Instagram viele Menschen, die sich für ihre Postings bezahlen lassen. Influencer. Wie sollen User erkennen, ob ein Posting bezahlt ist oder nicht?

Über eine Milliarde Menschen nutzen Instagram mittlerweile weltweit. Nicht wenige machen das aber sogar professionell – und verdienen Geld damit, dass sie den Leuten auf Instagram eine Handtasche herzeigen, eine Bluse tragen oder in einem bestimmten Restaurant essen gehen. Foto gemacht – abkassiert. Allerdings ist das Werbung. Aber es steht nicht immer dran. Deshalb hagelt es derzeit Abmahnungen, und die können richtig teuer werden. Unser Digitalexperte Jörg Schieb bringt nun Licht ins Dunkel.

Werbung oder nicht?

Bei Freunden gibt es kein Problem – eher bei Fremden. Das Problem sind sogenannte „Influencer“ (Beeinflusser). Das sind Menschen, die es schaffen – meistens weil sie gut oder charmant aussehen oder weil sie für ein Thema stehen -, viele Follower anzusammeln. Also Instagram-User, die ihnen folgen. Die Follower sehen neue Fotos, die auf Instagram veröffentlicht werden mehr oder weniger automatisch.

Einflussreiche Influencer haben mehrere Millionen Follower auf Instagram, aber das sind dann eher internationale Stars wie Justin Bieber (er hat 102 Millionen Follower). Es gibt viele Influencerinnen im Bereich Mode und Lifestyle. Manche haben mehrere Zehntausend Follower.

Wenn sie einen Eyeliner erwähnen, lässig eine Handtasche tragen oder in einem Café frühstücken und sich dabei fotografieren, beeinflusst das die Follower: Sie wollen das womöglich auch. Das hat also eine Werbewirkung. Deshalb treten Marken, Firmen und Agenturen an solche Leute heran und bezahlen sie dafür, dass die etwas zeigen der empfehlen.

Bezahlt fürs Herzeigen

Nicht immer – aber leider sehr häufig. Es ist ein Geschäft. Fast alle, bei denen der Eindruck entsteht, sie würden aus Begeisterung Klamotten oder Makeup präsentieren, machen das nicht aus Überzeugung, sondern um damit Geld zu verdienen. Hat man erst mal mehrere zigtausend Follower, bekommen die Influencer ohne weiteres mehrere Tausend Euro – für ein einziges Foto. Je mehr Follower, desto mehr wird gezahlt. Influencer mit wenigen Tausend

Followern einige Hundert EUR, Influencer mit Tausenden von Followern entsprechend mehr, Deshalb lohnt ein genauer Blick: Über oder neben dem Kontonamen kann man sehen, wie viele Follower das Konto hat. So viele Menschen sehen neue Fotos also. Man kann auch sehen, wie viele Leute ein Foto „geliked“ haben, wie viele Kommentare es gibt etc. Je größer die Follower-Schar, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass ich Werbung sehe.

Wie erkenne ich Werbung?

Genau das ist das Problem: Es gibt keine eindeutige und klare Regelung, wie Werbung zu kennzeichnen ist. Der Verbraucher bleibt im Unklaren. Ein Posting, für das Geld bezahlt wurde oder in dem Produkte zu sehen sind, die kostenlos geliefert wurden, muss „eindeutig als Werbung gekennzeichnet“ sein, sagt der Gesetzgeber. Aber was bedeutet „eindeutig“?

Der BGH (Bundesgerichtshof) sagt, es reicht nicht, ein „#AD“ in den Text zu schreiben. Die Kennzeichnung muss in deutscher Sprache erfolgen, also „#Anzeige“. Mit Hashtags werden bei Instagram Stichwörter markiert: Was ist im Foto zu sehen, was ist wichtig.

Abmahnungen: #abmahngate

Viele Influencer machen das aber nicht oder nichts ausreichend – und kassieren Abmahnungen von einem Verein. Sie werden aufgefordert, ihre Postings künftig entsprechend zu kennzeichnen.

Die Abgemahnten müssen mehrere hundert Euro Gebühr für den Anwalt bezahlen – und sollen eine Unterlassungserklärung unterschreiben. Kommt es dann in der Zukunft noch mal vor, dass sie etwas posten, was Werbung ist, ohne es als Werbung zu kennzeichnen, droht eine Strafe von 1.200 EUR pro Fall. Das verunsichert viele Instagramer natürlich enorm. Auch werden kleine Instagramer mit wenigen Hundert Followern abgemahnt, die dadurch total verunsichert sind – es trifft also manchmal auch die Falschen. Deshalb wird auch von #abmahngate gesprochen.

Inflationärer Einsatz von #anzeige oder #werbung

Natürlich werden jetzt mehr Postings mit #Anzeige oder #Werbung gekennzeichnet. Viele gehen dazu über, nun alles als #Anzeige zu markieren, selbst wenn kein Geld geflossen ist – um auf Nummer Sicher zu gehen. Einige veralbern die Sache, schreiben „Dauerwerbesendung“ über ihre Videos bei YouTube oder Instagram – dabei haben sie Recht: Es sind Dauerwerbesendungen. Aber der Effekt ist: Wenn nahezu überall „Werbung“ drüber steht, dann nimmt es keiner mehr wahr oder ernst. Die Wirkung verschwindet. Damit ist dem Verbraucherschutz auch nicht gedient.

ElisaRiva / Pixabay

Instagram – ein Werbesumpf

Also ich finde es traurig, wie sehr der Kommerz Instagram in Würgegriff hat. Instagram ist durch die vielen Influencer zu einem Werbekatalog verkommen. Das macht keinen Spaß mehr. Es trieft vor Kommerz. Es ist doch unglaublich, dass Menschen Tausende Euro bekommen, dafür, dass sie irgendwas herzeigen oder irgendwo sind. Das ist total unmoralisch. Mich stößt das in jeder Hinsicht ab.

Aber der Gesetzgeber ist auch gefordert. Telemediengesetz und Urheberrecht müssen fit gemacht werden für das 21. Jahrhundert. Es braucht klare Regelungen, wie Werbung oder bezahlte Postings zu kennzeichnen sind: Wer muss kennzeichnen und wie? Ein #Anzeige reicht meiner Ansicht nach nicht aus, das nimmt doch kein Instagram-User wahr. Instagram-User sind gut beraten, skeptisch zu sein: Bei Fremden mit mehreren hundert Followern muss man besser davon ausgehen, dass sie nicht aus freien Stücken irgendwas zeigen oder empfehlen – traurig, aber wahr.

 

 

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