WhatsApp, die neue Fake-News-Schleuder

Fake-News. Verbreitung von Falschmeldungen. Wahlmanipulation… Wenn wir das hören, denken wir reflexartig an Facebook. Vielleicht noch an Twitter. Instagram. Snapchat. Aber das war’s. WhatsApp hat keiner so richtig auf den Zettel. Dabei entwickelt sich WhatsApp zunehmend zu einem wichtigen Instrument, um Falschmeldungen zu verbreiten. In Brasilien – wo gerade erst Wahlen stattgefunden haben – war das schon so.

WhatsApp sieht völlig harmlos aus. Wie eine App, mit der man Nachrichten mit Freunden austauschen kann. Ist sie auch – aber eben längst nicht nur das. Da WhatsApp mittlerweile über 1,5 Milliarden Nutzer weltweit hat, lässt sich über WhatsApp fast jeder erreichen. Kostenlos. Unkontrolliert. WhatsApp ist damit ein ideales Instrument zur gezielten Manipulation geworden.

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Wahlmanipulation per WhatsApp in Brasilien

In Brasilien wurde von dieser Möglichkeit offensichtlich intensiv Gebrauch gemacht – für politische Kampagnen.

Brasilien hat ja kürzlich erst gewählt. Vor allem dem Sieger, dem künftigen Präsidenten Bolsonaro, wurde schon vor der Wahlvorgeworfen, im großen Stil Falschmeldungen verteilt zu haben. Über WhatsApp.

Aufgedeckt hat das die größte brasilianische Tageszeitung Folha de São Paulo. Demnach wurden etliche Kampagnen, Falschmeldungen, Hetze und auch Fotos über WhatsApp verbreitet, die den politischen Gegner denunzieren sollen. Angeblich hat aber auch die andere politische Seite zu solchen Tricks gegriffen, wenn auch nicht so intensiv.

Fest steht – auch das kann man in der brasilianischen Presse nachlesen: In Brasilien ist WhatsApp der größte Verbreiter von Fake-News, in den USA ist es Facebook.

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Gezielte Kampagnen auf WhatsApp

Die Wahlbehörde in Brasilien hat daraufhin 100.000 WhatsApp-Konten schließen lassen, auch von PR-Agenturen, die dahinter gesteckt haben sollen.

Es ist völlig unstrittig, dass es die Kampagnen gegeben hat. Man weiß nur nicht, was sie genau gekostet haben, wie viele Leute durch die Kampagnen erreicht wurden und welche Wirkung sie konkret entfaltet haben.

Nur eins ist unstrittig: WhatsApp lässt sich für das gezielte Verteilen von Falschmeldungen nutzen. Und: Es wird dafür auch genutzt.

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Falschmeldungen verbreiten sich besonders schnell

Studien belegen: Falschmeldungen verbreiten sich sechs Mal schneller und erreichen zehn bis hundert Mal mehr Leute als wahre Nachrichten. Denn Falschmeldungen sind emotional, sie wühlen den Empfänger auf. Und: Die User verbreiten die Nachrichten weiter. Geht ja auch ganz einfach bei WhatsApp: In Gruppen. Und durch die Weiterleitungsfunktion.

Das Problem: Der Empfänger sieht: Aha, eine Nachricht von jemanden, den ich gut kenne. Das Vertrauen in die Relevanz der Nachricht ist hoch. Sie wird gelesen. Und wieder weitergeleitet. Der Schneeballeffekt ist kaum aufzuhalten. Die ursprüngliche Quelle der Nachricht kennt keiner. Eine gefährliche Mixtur.

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Ein gefährlicher Effekt

Wie gefährlich dieser Effekt ist, zeigt ein anderes Beispiel aus diesem Jahr. In Indien gingen Fotos und Videos viral, die Kidnapping zeigen: Da stürmen junge Männer mit Motorrädern in Dörfer und entführen Kinder auf offener Straße. Diese Meldungen haben sich wie ein Strohfeuer verbreitet – und ungeheure Angst ausgelöst. Verständlicherweise.

Am Ende haben die Falschmeldungen eine Massenpanik maniplausgelöst und sogar zu einigen Lynchmorden geführt.. Denn das Kidnapping  hat es nie gegeben. Das Video kann aus Pakistan und war nicht echt.

Das zeigt, welche Dynamik so etwas auslösen kann – und wie gefährlich eine Messenger-App ist, die jeder nutzt, über die sich unkontrolliert Nachrichten verteilen lassen.

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Ein Video, das in Indien viral gegangen ist

Es ist nicht leicht, das Problem in den Griff zu bekommen. In Brasilien wurden 100.000e WhatsApp-Konten durch die Wahlbehörde gesperrt. WhatsApp hat nur widerwillig mitgemacht. Aber die Sperrungen sind nötig, um das Schlimmste zu verhindern.

Nach den schlimmen Ereignissen in Indien hat WhatsApp zumindest die Zahl der Empfänger reduziert, denen man eine Meldung gleichzeitig weiterreichen kann. Das verlangsamt den Schneeballeffekt lediglich ein wenig, löst aber keineswegs das Problem. Das Problem ist WhatsApp selbst. Weil es kostenlos und unkontrolliert ist.

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Politik muss wach werden

Die Politik muss wach werden, damit unsere Wahlen in Europa im Mai 2019 nicht manipuliert werden. WhatsApp müsste gezwungen sein, auffällige Konten blitzschnell zu sperren. Die massenhafte Verbreitung von Meldungen zu verhindern. Unseriöse Quellen zu kennzeichnen. Es bleibt nicht viel Zeit.

 

 

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