Smart-TVs verraten Nutzerdaten – und die Hersteller verdienen daran

Kaum einer fragt sich, was so ein Smart-TV eigentlich alles macht, wenn man auf der Fernbedienung die bunten Tasten drückt. Jetzt hat ein Branchen-Insider zugegeben: Die Hersteller von Smart-TVs sammeln Nutzungsdaten und verkaufen diese an Interessemten. Damit werden erhebliche Summen verdient – und die TV-Nutzer wissen nichts davon.

Alles wird teurer? Stimmt nicht. Fernseher zum Beispiel werden zunehmend günstiger. Und das, obwohl sie immer flacher, größer und smarter werden. Während wir 2005 für einen Fernseher in Deutschland noch durchschnittlich rund 1.600 EUR ausgegeben haben, waren es 2017 nur noch 600 EUR.

Ein Minus von satten 60 Prozent. Die Hersteller verdienen an den Geräten. Aber nicht mehr so sehr an der Ladenkasse, sondern indem sie ihre Kundschaft ausspionieren und die ermittelten Daten verkaufen.

Insider berichten über die Details der Datensammelei

Viele Smart-TVs schauen ihren Nutzern sprichwörtlich rund um die Uhr über die Schulter. Was wird geschaut? Von wem, wann und wie lange? Daten, die für viele Unternehmen wertvoll sind – und deshalb von den Fernsehherstellern verkauft werden. Zwar in anonymisierter Form, aber trotzdem: Die Sehgewohnheiten werden sogar mit Angaben wie Alter, Geschlecht, Einkommen und Bildungsstand angereichert – und so attraktiver gemacht.

Rund 90 Prozent aller Smart-TV-Nutzer stimmen dieser Nutzeranalyse zu – ohne zu wissen, was mit den Daten passiert. Das hat der der technische Chef (CTO) des US-Herstellers Vizio dem US-Dienst The Verge erklärt.

Demnach ist das Einsammeln, Auswerten und Weiterverkaufen der Nutzerdaten mittlerweile das eigentliche Geschäft bei Smart-TVs. Die Preise für die Geräte fallen. Die Verkaufsmargen belaufen sich nur noch auf magere 6 Prozent. Viel mehr wird mit dem klammheimlichen Verhökern der Nutzerdaten verdient.

Kaum einer weiß davon

Das wäre so weit ein legitimes Geschäftsmodell – schließlich funktioniert genau so der Großteil des Internets -, wenn es da nicht ein erhebliches Problem gäbe: Die Nutzer wissen nichts davon. Offensichtlich sammeln die meisten Hersteller von Smart-TVs unbemerkt und in der Regel ungefragt Nutzerdaten, ob Vizio, Samsung, LG, Sony oder Philips, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Nutzer stimmen beim Einrichten der Geräte zwar eine Erfassung der Daten zu, wissen aber nicht mal ansatzweise, was damit passiert.

Bei einem Smart-TV gehen die Leute nicht davon aus, dass Daten erfasst und weitergegeben werden. Viele Fernsehgeräte haben heute Google Android eingebaut und können die Daten so direkt bei Google abliefern. Ich bin sicher: Den meisten Smart-TV-Zuschauern dürfte das weder geheuer, noch Recht sein.

Bedeutet was? Dass sich jeder, der sich heute ein Smart-TV zu Hause hinstellt, bewusst darüber sein sollte, dass hier anfallende Daten weitergegeben werden. Das passiert sogar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, es sei denn – und das ist auch eine Möglichkeit! -, man widerspricht der Auswertung der Daten ausdrücklich, meist in den Optionen. Aber auch der Gesetzgeber ist gefordert: Derart klammheimliche Datensammelei und -auswertung sollte auf keinen Fall erlaubt sein.

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