Amazon Samples: Nicht bestellt und doch geliefert

Es kommt vor, dass uns der Postbote Pakete vorbei bringt, obwohl wir gar nichts bestellt haben. Etwa, wenn der Nachbar nicht da ist. Doch in  Zukunft könnte es passieren, dass der Postbote klingelt und UNS ein Paket bringt, das wir gar nicht bestellt haben. Von Amazon. In den USA melden viele Amazon-Kunden, dass sie von Amazon mit Sachen versorgt werden, die sie gar nicht geordert haben – und das ist kein Fehler, sondern gewollt. Amazon Samples nennt sich das.

Amazon hat sich einen neuen PR-Trick ausgedacht: Kunden erhalten kostenlos Gratisproben von Produkten zugeschickt. Keine Miniproben, sondern reguläre Produkte, aber vollkommen kostenlos – und ohne, dass sie sie angefordert hätten.

Sie müssen die Proben auch nicht zurück schicken. Das können Duschgels sein, Klo-Pads, Spülmittel, Cremes, Cracker, Hundefutter, Toilettenpapier – vor allem solche Artikel, die man regelmäßig bestellt.

Die Empfänger können sie ohne jede Verpflichtung nutzen und ausprobieren. Viele Eltern kennen das: Wenn ein Kind auf die Welt kommt, bekommt man auch oft Warenproben von Pampers, Puder, Cremes etc. Amazon nennt sein neuen Service Amazon Samples. In den USA ist das schon gestartet.

Versand nach ausgewählten Kriterien

Man darf eins nicht vergessen: Der Onlinehändler kennt seine Kunden ziemlich gut. Amazon ist einer der mächtigsten Datenhändler der Welt – wir übersehen das nur gerne. Amazon fungiert heute wie eine Suchmaschine. Die meisten schauen zuerst bei Amazon nach, was ein Produkt kostet.

Oft kaufen sie es auch dort – aber nicht immer. Doch Amazon bekommt alles mit. Erst recht, wenn wir bei Amazon einkaufen. Der US-Konzern weiß eine Menge, etwa ob jemand eher hochwertige oder preisgünstige Produkte schätzt, wie viele Menschen vermutlich im Haushalt wohnen, ob man sich vegan ernährt oder Bioprodukte bevorzugt und vieles andere mehr.

Es ist nachgewiesen: Amazon weiß, dass eine Frau schwanger ist, bevor die Frau selbst es weiß. Weil sich die Bedürfnisse ändern, das Such- und Einkaufsverhalten. Es ist erschreckend, was sich alles an unseren Such- und Einkaufsverhalten ablesen lässt. Das vergoldet Amazon nun, indem gezielt Warenproben verschickt werden.

Was Amazon davon hat

Es ist ein perfektes Marketingkonzept: Amazon verschickt die Produkte nicht im Gießkannenprinzip, sondern sehr ausgewählt. Die Trefferquote dürfte sehr hoch sein – und eine anschließende Bestellung sehr wahrscheinlich.

Manche Produkte wie zB Spülmittel oder Socken kann man dann sogar im Abo bestellen: In Regelmäßigen Abständen kommen die Produkte ohne extra Bestellung nach Hause. Der Onlineshop generiert so mehr Umsatz. Allerdings verkauft Amazon diese Marketingleistung an die Hersteller.

Der Hersteller eines Spülmittels bezahlt also Amazon dafür, dass die Warenproben verschickt werden. Amazon geht null Risiko ein. Amazon stellt für den Hersteller oder Händler den Kontakt zu den Kunden her, die vermutlich am besten passen. Dasselbe Prinzip wie bei einer Werbeanzeige, nur dass echte Produkte ausgeliefert werden

Kommt das nach Deutschland?

Amazon Samples gibt es in Deutschland noch nicht, ich halte das allerdings nur für eine Frage der Zeit. Denn das Konzept ist für Hersteller und Händler zu verlockend: Amazons Datenquellen für gezieltes Marketing zu nutzen, dürfte vielen gefallen.

Es ist schon möglich heute Anzeigen bei Amazon zu schalten, um für den eigenen Onlineshop oder die eigenen Produkte zu werben. Das Versenden von Gratisproben ist der nächste Schritt. Ich sehe grundsätzlich kein datenschutzrechtliches Problem, da keine Daten herausgegeben werden.

Es ist ja Amazon, der die Pakete verschickt. Natürlich kann man sich von Amazon Samples auch abmelden. Ich denke nicht, dass die DSGVO dem Projekt einen Stein in den Weg legen wird.

 

 

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