Public Money, public Code: Wenn Behörden ihre Software teilen

In deutschen Behörden, Hochschulen und Institutionen werden jedes Jahr Millionen für Software ausgegeben. Warum steht diese Software nicht der Allgemeinheit zur Verfügung? Genau diese Frage stellt sich eine Initiative, die fordert, mit öffentlicher Hand finanzierte Software der Allgemeinheit zur Verfügung zu stellen. Das birgt einige interessante Möglichkeiten.

In Berlin stellen die Behörden gerade ihre Rechner von Windows 7 auf Windows 10 um. Grund: Microsoft beendet im Januar 2020 endgültig den erweiterten Support für Windows 7. Die IT-Profis der Hauptstadt müssen daher 76.000 Rechner umrüsten – und die Mitarbeiter müssen geschult werden. Einige Politiker fürchten nicht weniger als ein „Datenchaos“ in Berlin.

Freier Code für freie Bürger

Welche Software Kommunen, Behörden, Länder und Bund einsetzen, entscheiden sie selbst. Bedeutet: Wir Bürger bezahlen teure Softwarelizenzen – und haben nichts davon.

Gut, das gilt auch für die steuerfinanzierten Kekse, die im Büro der Bundeskanzlerin bereit liegen. Aber Software ist ein anderes Thema. Vor allem Software, die – aus der öffentlichen Hand finanziert und für oder in Behörden, Universitäten und öffentlichen Einrichtungen entwickelt wird.

„Public Money, public Code“ heißt eine Initiative, die genau das ändern will. Das Ziel: Software, die durch Steuergelder erstellt oder beschafft wird, sollte generell OpenSource sein – also für jeden zugänglich.

Klingt für den Laien erst mal abenteuerlich. Wie: Jeder soll die Software meiner Behörde sehen dürfen, die meine Anträge bearbeitet? Das ist doch schlimm – nachher manipulieren Verrückte etwas daran…

Mehr Sicherheit durch das Viele-Augen-Prinzip

Verständliche Reaktion. Aber aller Erfahrung nach ist der umgekehrte Rückschluss richtig: Software, die von vielen Augenpaaren kontrolliert wird, weist weniger Fehler auf.

Weil Bugs schneller entdeckt und gefixt werden. Abgesehen davon würde sich die Öffentliche Hand aus den Zwängen der großen Konzerne befreien, die Herr über den Code sind und jederzeit entscheiden können, wann und was sich an den Programmen ändert. Und ob es Hintertürchen gibt – etwa, um Daten abzugreifen – wissen wir nicht.

Ich finde, die Initiative Freier Code für freie Bürger, die auch von Netzaktivist Sascha Lobo unterstützt wird, daher sehr sympathisch. Auch, weil sich aus diesem Gedanken wunderbare Synergieeffekte ergeben könnten.

Die Behörde aus Köln hat sehr wahrscheinlich denselben oder sehr ähnlichen Bedarf wie eine vergleichbare Behörde aus Stuttgart, Bochum oder Rostock. Warum alles mehrfach denken und entwickeln?

Ich würde allerdings nicht so weit gehen, die Forderung nach Öffentlichmachung des Programmcodes generell und ausnahmslos zu stellen.

Ich denke, es gibt Bereiche (Polizei, Geheimdienste, Bundesregierung), die gehen möglicherweise niemanden etwas an. Dieser Aspekt wäre zumindest zu diskutieren. Ansonsten aber ein interessanter Vorschlag, der sehr viele Vorteile bietet.

 

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