Comedian des Jahres: Mark Zuckerberg #F8

von | 03.05.2019 | Tipps

Auch Facebook hat seine eigene Messe. Sie findet einmal im Jahr in Kalifornien statt. Diesmal in San José. Für Entwickler, Partner und Anhänger des Konzerns. Auch jetzt wieder. Bei der F8-Konferenz kündigt das Unternehmen richtungsweisende Veränderungen, Neuheiten und Kurskorrekturen an.

Damit all jene, die dem Unternehmen besonders verbunden sind (etwa durch Kooperationen), auf Kurs gebracht werden. Klar, dass Facebook-CEO Mark Zuckerberg hier auftaucht und die Anwesenden einschwört. Und verführt: Jeder einzelne Besucher hat eine Ocolus-Rift-VR-Brille im Wert von 400 Dollar geschenkt bekommen. Mann, das macht gute Laune!

Sieger in der Kategorie „Pokerface“

Fast zwei Stunden spricht der Facebook-Lenker auf der Bühne und stellt dem Publikum diverse Neuerungen vor. Etwa ein Redesign bei Facebook – nicht nur optisch. Zuckerberg kündigt zum wiederholten Mal einen Totalumbau an – diesmal von Facebook, WhatsApp, Messenger und Instagram. Sie alle sollen noch enger zusammenrücken. Und – dann der Gag schlechthin: Zuckerberg kündigt eine „auf Privatsphäre ausgelegte Plattform“ an. Alle nicht vollständig Sedierten warten auf die Pointe – aber es kommt keine.

„The future is private“, behaupten die Facebook-Manager/innen ernsthaft. Die Zukunft ist privat. „Wir sind heute hier, um darüber zu sprechen, wie wir ein auf Privatsphäre fokussiertes Soziales Netzwerk bauen“, sind Zuckerbergs ersten Worte auf der Bühne. Natürlich. Dieser wirklich vorzügliche Gag, eisern zwei Stunden vorgetragen, qualifiziert Mark Zuckerberg nun vollends für den Titel als „Comedian des Jahres“. Und zwar in der Kategorie „Pokerface“.

Es ist unglaublich: Das Unternehmen, das am aktivsten an der Aufhebung der Privatsphäre arbeitet, behauptet ernsthaft, der Privatsphäre gehöre die Zukunft. Das ist in etwa so, als würde ein Metzger sich den Schlachtruf erlauben: „Die Zukunft ist vegan!“ Zukunftsforscherin Amy Webb ist da realistischer: Sie spricht längst vom Ende der Privatsphäre.

Alle Probleme und Herausforderungen totgeschwiegen

Von diesem Gag-Feuerwerk muss man sich erst mal erholen. Aber auf der F8 lacht niemand. Die Anwesenden nehmen das ernst. Sie akzeptieren offensichtlich auch, dass Zuckerberg und seine Kohorte auf der Bühne mit keinem Wort auf die dramatischen Ereignisse und Unverschämtheiten des Unternehmens in den letzten zwölf Monaten eingeht.

Diverse Skandale wie ausspionierte Jugendliche, im Klartext herumliegende Passwörter, gehackte Facebook-Konten – ganz zu schweigen von der Frage der Verantwortung für Hate Speech, Lynchmorden und Live-Übertragung von Terroranschlägen über das Facebook-Netzwerk. Für Zuckerberg kein Thema.

Man(n) muss halt Prioritäten setzen.

Mark Zuckerberg geht in seiner Keynote mit keinen Wort auf die Skandale ein