#GOA2019: Trend Crowdfunding

von | 20.06.2019 | Digital

Der Grimme Online Award zeichnet die besten deutschsprachigen Netzangebote aus: Webseiten, YouTube-Inhalte, Online-Reportagen, Recherche-Projekte. Mittwoch Abend war es wieder so weit. Acht Angebote haben den begehrten Preise erhalten, der als Oscar des deutschsprachigen Webs gilt. Ein Tremd: Crowdfunding.

Die Preisträger in diesem Jahr sind sehr interessant – und auch sehr unterschiedlich. Gewonnen hat zum Beispiel das 2014 gegründete Journalismus-Portal Krautreporter. Hier gibt es unabhängigen, konstruktiven Journalismus – werbefrei, gegen Bezahlung. Und anfangs crowdfinanziert. Einen Preis gab es auch für „Buterbrod und Spiele„, ein crowdfinanziertes Blog.

Die zwei Macher sind 2018 während der WM durch Russland gefahren – und haben spannende Reportagen aus dem Land geliefert. Oder „Mensch Mutta“, ein Podcast, der sich aus subjektiver Sicht mit dem Leben einer Mutter in der DDR beschäftigt. Und ein wirklich toller Strichmännchen-Zeichner aus Krefeld, der unter Krieg&Freitag wunderbar witzige, bissige und augenzwinkernde Cartoons zeichnet.

Trend: Crowdfunding und Crowdsourcing

Die Angebote sind schon sehr unterschiedlich. Es gibt aber trotzdem eine gewisse Gemeinsamkeit zwischen einigen der Angebote: Die Crowd – Community – spielt bei vielen von ihnen eine immer größere Rolle, nicht nur als „Konsumenten“ der Angebote.

Das Journalismus-Portal Krautreporter zum Beispiel ist 2014 überhaupt erst an den Start gegangen, weil sich eine ausreichende Zahl von Leuten gefunden hat, die das Projekt unterstützt – dafür Geld bezahlt.

Heute gibt es etwa 11.000 regelmäßige Unterstützer. Oder Butterbrod und Spiele: Die beiden Russland-Reporter haben ein Live-Crowdfunding gemacht. Jeden Tag Geld eingesammelt – und im Blog sogar gezeigt, wofür sie das Geld ausgegeben haben. Es fließt bei diesen Projekten nicht nur Geld, sondern es entsteht eine Beziehung. Aber nicht die einzige Form der Crowd-Beteiligung.

Andere Arten der Crowd-Beteiligung

Die Crowd – Communuty – kann auch Daten liefern und so Projekte ermöglichen. „Wem gehört Hamburg“ ist ein Beispiel. Ein Datenjournalismus-Projekt. Hier haben Profi-Rechercheure von Correctiv rausfinden wollen, wie die Mieten in Hamburg sind – und wer wo wieviel zahlen muss. Tausende von Menschen haben mitgeteilt, wie sie wohnen, wie viel Miete sie zahlen, wem die Wohnung gehört.

So konnten eine Menge Daten ermittelt – und auch Missstände aufgedeckt werden. Crowdsourcing wird das genannt, wenn die Community ein Projekt mit Daten versorgt. „Herausragend“ findet das die Jury, weil die Ergebnisse der Recherchen allem zugutekommen.

Kann das funktionieren?

Das ist eine gute Frage. Das Beispiel „Butterbrod und Spiele“ zeigt: Es funktioniert durchaus, ein zeitlich befristetes Projekt durch Crowdfunding – zumindest teilweise – zu finanzieren. Obwohl es schwieriger ist, für ein zeitlich befristetes Projekt zu werben, denn es braucht eine Zeit, bis genügend Menschen erreicht werden, die mitmachen und unterstützen.

Aber das Projekt Butterbrod und Spiele zeigt, dass es geht. Krautreporter zeigt, dass es auch bei langfristigen Projekten funktionert. Und das Cartoon-Projekt „Krieg und Freitag“ zeigt, dass die Crowd auch für Spenden genutzt werden kann: Für jeweils 5 EUR, die für ein Flüchtlingsprojekt gespendet wurden, hat der Macher von Krieg&Freitag ein Menschchen in der Menschchenkette gezeichnet. Am Ende sind es über 1.200 geworden – auch ein erfolgreiches Beispiel für Crowdfunding.