Refurbished IT: Lohnen sich generalüberholte Geräte?

von | 06.08.2019 | Hardware

Heutzutage gibt es kaum noch einen Haushalt ohne technisches Equiptment. Laut aktuellen Studien hatten 2018 bereits 90 Prozent aller Haushalte in Deutschland einen PC. Im Bereich der Mobiltelefone, darunter herkömmliche Handys und Smartphones, sind es sogar 96,7 Prozent. Doch wer sich mit Hardware versorgen will, muss nicht zwangsweise immer zu Neugerätem greifen.

Die Anschaffung neuer, hochwertiger Geräte, insbesondere PCs, Laptops, Notebooks, Tablets und Smartphones, kann ohne Weiteres ein großes Loch in den Geldbeutel reißen. Während die Kosten von Zubehör wie Kopfhörer, Maus und Co. für die meisten Menschen noch erschwinglich ist, sieht das bei der Anschaffung größerer Hardware anders aus.

Leider sind immer wieder Anschaffungen nötig – denn keine Hardware hält ewig.

Ungefähre Lebensdauer der Hardware eines PC

  • Lithium Akkus von Notebooks und Handys: 300 bis 800 Ladezyklen, theoretisch sieben bis 15 Jahre haltbar, praktisch jedoch zwei bis fünf Jahre;
  • Blei Akkus von USV-Anlagen: 400 bis 600 Vollzyklen, vier bis sechs Jahre;
  • Desktop PC: vier bis sechs Jahre;
  • Notebook: drei bis fünf Jahre;
  • Server wie HP oder Supermicro: fünf bis acht Jahre
  • andere Server und Eigenbau: vier bis fünf Jahre
  • Laserdrucker: drei bis zehn Jahre
  • Tintenstrahldrucker: vier bis zehn Jahre

Was sind Refurbished IT-Geräte?

Eine gute Alternative sind Geräte, die nicht fabrikneu sind, sondern generalüberholt. Also gebrauchte Hardware, die vom Hersteller oder einem Anbieter eingesammelt, unter die Lupe genommen und wieder auf Vordermann gebracht wird. Wie neu – aber eben nicht neu. „Refurbished“, ist der Fachbegriff dafür.

Oft handelt es sich dabei um Business-Geräte aus beendeten Leasingverträgen. Büros geben die Geräte zurück, nicht weil sie altersschwach oder defekt wären, sondern weil sie routinemäßig durch neue ersetzt werden. Nach der Rücksendung schließt sich ein sogenannter Audit-Prozess an, der sowohl die Überprüfung als auch eine detaillierte Beschreibung über die technische Ausstattung und die optische sowie technische Qualität enthält. Zum Audit-Prozess zählen unter anderem

  • die Reinigung der Geräte innen und außen,
  • die Datenlöschung,
  • ein ausführlicher Test der Hardware,
  • eventuelle Reparaturen einzelner Komponenten und
  • die Erfassung der Geräte im Bereich Technik und Qualität.

Manche Refurbished Produkte sind so gut wie neu

Durch das Rückgaberecht für Verbraucher wird es diesen leicht gemacht, technische Geräte wegen eines Defekts oder einfach wegen Nichtgefallens wieder zurückzugeben. Damit fällt die Neuware unter gebrauchte Produkte, auch wenn diese vielleicht überhaupt nicht oder nur wenig genutzt wurde.

Auch Refurbished Business-Geräte aus einem Leasingbestand sind aufgrund ihrer Hochwertigkeit und Langlebigkeit oftmals noch über einen langen Zeitraum nutzbar.


Einteilung der Refurbished Geräte in Stufen

Nach dem Auditprozess werden die Geräte in verschiedene Stufen eingeteilt, die sich wie folgt darstellen:

  1. Demoware – Diese stammt aus Messe- und Ladenausstellungen, Insolvenzen und ähnlichem. Sie sind absolut neuwertig und wurden entweder nur wenig oder noch gar nicht benutzt. Bevor die Demoware auf den Ladentisch kommt, erfolgt eine technische Überprüfung, Reinigung und die Werkeinstellungen werden zurückgesetzt.
  2. Neuware Sonderposten – Hierbei handelt es sich um neue, originalverpackte Geräte, die beispielsweise schon über einen längeren Zeitraum zum Lagerbestand gehören. Sie verfügen teilweise über keine Herstellergarantie, der Verbraucher erhält jedoch eine zweijährige Gewährleistung auf Neuware Sonderposten.
  3. Gebrauchte A-Ware – Diese Stufe beinhaltet Geräte, die professionell aufbereitet wurden und refurbished sowie technisch geprüft sind. Sie können leichte Gebrauchsspuren aufweisen.
  4. Gebrauchte B-Ware – Die Geräte erfüllen die gleichen Voraussetzungen wie A-Ware, jedoch können sie stärkere Gebrauchsspuren, die zu einem optischen Mangel führen, aufweisen. Eine Beeinträchtigung des Produkts in der Performance und der Funktion liegt nicht vor.

Vorteile von Refurbished IT-Geräten

Der deutlich günstigere Preis steht an erster Stelle bei Refurbished Produkten. Durch die gründliche Überprüfung, Reinigung und eventuelle Instandsetzung erhält man für weit weniger Geld als bei einem Neukauf ein nahezu gleichwertiges Gerät, insbesondere was die Technik anbetrifft.

Befürworter von generalüberholten Waren führen zudem an, dass ein gebrauchtes Gerät – im Gegensatz zu einem neuen – einer zusätzlichen Kontrolle beziehungsweise Prüfung unterzogen wurde. Eventuelle Schwächen oder Fehler wurden bereits vom Erstnutzer erkannt, was zur Rückgabe führte. Bei Refurbished Produkten wurden diese beseitigt. Dies führt zu einer geringeren Schadenshäufigkeit.

Nachteile von Refurbished IT-Geräten

Aufgrund der Tatsache, dass Refurbished IT häufig neuwertig ist und darüber hinaus mögliche Fehler bereits behoben wurden, entsteht beim Kauf im Prinzip kein Nachteil. Manche Menschen stören sich möglicherweise daran, dass in der Regel nicht die neusten Geräte in generalüberholter Form auf den Markt kommen.

Weist es deutliche Gebrauchsspuren auf, wirkt es sich ausschließlich nachteilig auf die Augen des Betrachters aus. Dies liegt jedoch in der Hand des Käufers, der ebenso viele Produkte ohne äußerliche Beschädigungen im Angebot findet. Als nachteilig kann angesehen werden, dass teilweise eine reduzierte Garantiedauer vorliegt.

 

Vorsicht beim Kauf von Refurbished IT-Geräten

Als problematisch für den Verbraucher stellt sich heraus, dass die Begriffe „refurbished“ und „generalüberholt“ nicht geschützt sind. Praktisch jeder Laden versteht darunter etwas anderes. Es ist wichtig, einen vertrauensvollen Händler aufzusuchen, da es sonst passieren kann, dass man ein Gerät erhält, welches möglicherweise nur äußerlich kurz gereinigt wurde.

Ein guter Shop bietet auf seine Refurbished IT-Geräte eine mindestens einjährige Garantie an. Grundsätzlich haben Käufer ein 14-tätiges Rückgaberecht. In dieser Zeit empfiehlt es sich, das Produkt ausführlich zu testen. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei auf dem Akku liegen. Liegt die Leistung noch auf etwa 90 Prozent, ist eine der Voraussetzungen für lange Haltbarkeit erfüllt.

Tipp: Es muss nicht immer eine Neuanschaffung sein. Vermeintlich defekte Geräte wie Smartphones, Tablets oder PCs lassen sich häufig auch kostengünstig reparieren.

Also: Wer auf das neuste Modell verzichten kann und nicht aus emotionalen Gründen an einem Neugerät festhält, ist mit einem Refurbished IT-Gerät bestens bedient. Die Nachteile sind gering und werden problemlos von der Einsparung beim Kauf überwogen. Voraussetzung ist allerdings eine gute Recherche, um einen vertrauensvollen Händler mit einem individuell passenden Produkt zu finden.

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