Fairphone3: Wer traut sich, fair zu sein?

von | 28.08.2019 | Hardware

Smartphone? Da denken die meisten an iPhone oder Galaxy, an Hersteller wie Apple, Samsung oder Huawei. Dabei gibt es einen Hersteller, dem Nachhaltigkeit, Umweltschutz und faire Bezahlung aller Mitarbeiter in der Entstehungskette wichtig ist: Fairphone. Warum nur sind die Geräte des niederländischen Herstellers nicht längst ein Kassenschlager – in diesen Zeiten?

Das neue Fairphone 3 ist da. „Ein Smartphone, das sich traut fair zu sein“, lautet der Slogan des niederländischen Unternehmens. Eine äußerst kluge Bemerkung. Denn es ist wirklich mutig, ein Fairphone auf den Markt zu bringen. Ein Smartphone, das nicht in erster Linie auf Schick, Style, Funktionen und Coolness achtet, sondern darauf, die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten, die herstellenden Mitarbeiter fair zu bezahlen und auf Nachhaltigkeit zu achten.

Denn: Leider interessiert das praktisch niemanden.

Jedes Smartphone ist eine Belastung

Jedes gekaufte Smartphone ist eine enorme Belastung für die Umwelt. Es sind teure, weil seltene Edelmetalle und Rohstoffe verbaut. Die Materialen müssen aus aller Welt zusammengetragen und verbunden werden. Meist in China. Von da aus gehen die Geräte dann wieder in die ganze Welt. Um nach spätestens zwei Jahren als unschick und antiquiert zu gelten. Ersatz muss her – und das „Alt“-Gerät wird entsorgt. Meist leider nicht fachgerecht.

Noch nie waren Umwelt- und Klimaschutz ein so großes Thema wie derzeit. Eigentlich müsste doch jeder, der diese Ziele ernsthaft unterstützt, die Anschaffung eines Fairphone erwägen. Denn die verwendeten Materialien werden vergleichsweise fair auf dem Weltmarkt beschafft. Zinn und Wolfram kommen aus konfliktfreiem Abbau. Zu fairen Preisen. Noch wichtiger: Das Gerät lässt sich in seine Einzelteile zerlegen. Theoretisch kann es jeder selbst reparieren. Es gibt sogar Reperaturanleitungen. So halten die Geräte länger, können länger genutzt werden.

Lieber schick als gut für Umwelt und Gewissen?

Alles extrem wichtige Punkte – und im Fairphone vorbildlich umgesetzt. Aber: Es gibt nur ein Modell (schont die Umwelt). Nur alle vier Jahre ein Update (schont die Umwelt). Die Kamera ist zwar besser als im Vorgängermodell, aber nicht so gut wie bei den Highend-Geräten von Apple, Samsung, Huawei und Co. Sprich: Die anderen Marken sind „cooler“ als das Fairphone.

Deshalb sieht man praktisch nie jemanden mit einem Fairphone herumlaufen. Man kann nun wirklich nicht behaupten, dass das Fairphone ein Verkaufsschlager wäre und alle anderen Geräte vom Markt verdrängt. Das Fairphone ist ein Nischenprodukt. Für einige, wenige Fans. Schade.

Dabei müsste das Konzept doch boomen: „Fridays for future“ ist ein Massenphänomen – das Fairphone aber ein Ladenhüter. Obwohl alle anderen Hersteller sich praktisch gar nicht um die Umwelt scheren, greifen selbst Klimaaktivisten lieber zum stylischen Luxus-Handy.