Wer ist noch echt? KI erzeugt Gesichter und Porträtaufnahmen

Wenn wir Werbeanzeigen sehen – egal ob in der Zeitung, im Internet oder im Fernsehen –, dann ist uns klar: Da wird uns was vorgemacht. Wir sehen Models, die begeistert sind, sich freuen, schick und fröhlich aussehen. Aber: Es sind immerhin Menschen. Oder? Na, da kann man sich nicht mehr so sicher sein. Denn immer häufiger sind nicht mal die Menschen echt. Sie kommen heute oft aus der Retorte. Besser: Aus der KI.

Dass KI Gesichter erkennen kann, darüber haben wir hier ja bereits gesprochen. Aber nun kann KI auch Gesichter erzeugen

Künstliche Intelligenz wird tatsächlich verstärkt dazu eingesetzt, um Porträtaufnahmen von Menschen zu erzeugen. Man könnte auch sagen: zu faken. Denn die KI erstellt Porträtaufnahmen von Menschen, die wirklich täuschend echt aussehen. Es gibt praktisch keinen Hinweis darauf, dass die auf dem Foto gezeigte Person nicht existieren könnte. Wer sich davon selbst überzeugen möchte, geht mal auf die Webseite thispersondoesnotexist.com. Hier wird jedes Mal – in genau dem Moment! – ein neues Porträtfoto erzeugt und gezeigt. Die Person gibt es garantiert nicht!

Aber wie ist das möglich? Wie kann KI solche wirklich verblüffend echt aussehenden Fotoaufnahmen generieren?

Täuschend echt aussehende Porträts

Das ist die Stärke von KI: Man füttert die Software mit Hunderten, Tausenden von Fotos – davon gibt es im Internet ja reichlich. Die KI analysiert die Aufnahmen und erstellt Regeln, wie menschliche Gesichter aussehen: Wie sehen Augen aus, wo sitzt die Nase, wo der Mund – und das alles in verschiedenen Blickrichtungen und bei unterschiedlichen Kamerapositionen.

Wenn genügend Datenmaterial verfügbar ist, kann die KI-Software aus diesen Vorlagen blitzschnell neue Fotos zusammensetzen: Die Augen von Person A, mit der Augenfarbe von Person B, mit dem Silberblick von Person C, mit der Brille von Person D, mit der Nase von Person E, dem Lächeln von Person F und der Frisur von G – und so weiter. Dann werden noch Aspekte mit Licht, Schatten etc. perfekt berechnet – fertig ist das Porträtfoto einer Person, die es gar nicht gibt.

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Wissenschaftler haben den Täuschungseffekt untersucht

Und das lässt sich wirklich nur schwer erkennen – auch wenn das schwer vorstellbar ist.

Das haben zwei Wissenschaftler von der University Washington untersucht. Sie wollten wissen: Können die User mühelos echte von falschen Aufnahmen unterscheiden? Unter www.whichfaceisreal.com kann jeder den Test selbst machen: Zwei Fotos sind zu sehen – eins ist echt, eins aus der KI. Der Besucher muss sich nur entscheiden, welche der beiden Aufnahmen er für echt hält. Danach erfährt man auch gleich, ob man richtig gelegen hat… So viel kann ich schon sagen: Es ist fast unmöglich. Statustisch gesehen denkt mindestens die Hälfte der Menschen, dass die unechten Fotos echt sind.

Einsatz in der Werbung

Aber was macht man mit solchen Fake-Gesichtern? In der Werbung einsetzen?

Zum Beispiel. KI-Porträts sind ideal geeignet für Werbung im Netz. Werber bekommen so unverbrauchte Gesichter, die garantiert noch nirgendwo sonst zu sehen waren – und täuschend echt aussehen. Außerdem kosten sie nichts, es gibt keinen Ärger, weil man die Aufnahmen für bestimmte Zwecke einsetzt – nur Vorteile also. Unter generated.photos kann sich jeder eine Datenbank mit 100.000 KI-Gesichtern kostenlos herunterladen und die Aufnahmen nutzen. Das ist nur ein Anfang.

Da liegt der Verdacht nahe, dass es auch Missbrauch gibt. Die Aufnahmen werden natürlich immer besser. Sie werden eingesetzt, um Fake-Profile bei Facebook und Co. echt aussehen zu lassen. Der nächste Schritt sind dann von KI erzeugte Gesichter in Videos. Das ist natürlich deutlich schwieriger. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis auch das geschafft ist. Bedeutet für uns: Wir können nichts mehr glauben. Alles ist Fake. Unecht. Virtuell.

 

 

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