China baut eine neue Mauer: Geblockte Inhalte

von | 19.11.2019 | Digital

Freies Internet? In China gibt es das nicht. Die Regierung hat seit den 90er Jahren eine „Great Firewall of China“ installiert – und immer weiter ausgebaut. Viele Angebote aus der westlichen Welt werden in China geblockt. Aber welche Angebote? Ein neues Tool hilft dabei herauszufinden, welche Angebote in China, Russland und Türkei geblockt werden.

Die Chinesische Mauer ist ein beeindruckendes Bauwerk. Ich war zwar noch nie auf dem Mond. Aber es heißt, man könne die Chinesische Mauer von da oben aus mit bloßem Auge erkennen. Als einziges Bauwerk der Erde. Beeindruckend! Derweil ist China dabei, eine neue Mauer zu errichten – und die hat ebenfalls längst gigantische Ausmaße angenommen. Allerdings ist die „Great Firewall of China“ weitgehend unsichtbar. Selbst wenn man direkt davor steht. Allerdings lässt sich der Effekt beobachten.

So funktioniert Meinungsfreiheit in China

Die „Great Firewall of China“ ist ein überaus mächtiges Zensurinstrument der chinesischen Regierung, die es bereits seit den 90er Jahren gibt. Natürlich nur – so die Regierung – , um die chinesischen Bürger zu schützen. So werden Inhalte blockiert, die sich kritisch mit der chinesischen Regierung auseinandersetzen.

Die übliche Logik: Kritik = Terror. Wird also gesperrt. Gerne werden dann gleich komplette Domains vom Netz genommen, nicht etwa nur einzelne Artikel oder Videos. Das wäre ja auch viel zu differenziert – und aufwändig.

Webangebote, die von der Great Firewall of China blockiert werden, sind nicht etwa Webseiten mit Verschwörungstheorien oder vom IS (das wäre nicht nur verständlich, sondern auch sinnvoll), sondern Inhalte von Tagesschau, NDR Fernsehen oder ARTE. Nicht einzelne Beiträge, die nicht gefallen, sondern die kompletten Domains. Weggeschlossen – aufgrund von kritischer Berichterstattung.

13 deutsche News-Angebote in China geblockt

Woher ich das weiß? Nein, ich mache nicht gerade Urlaub in Peking oder Shenzhen – sondern nutze einen extrem praktischen neuen Service von experte.de: Hier könnt auch Ihr überprüfen, welche Angebote in China gerade gesperrt/blockiert sind. Die Entwickler dieser Seite betreiben dazu drei Server in China (Peking, Shanghai, Shenzhen) – und können so – live! – ermitteln, welche Webangebote in China blockiert sind. Darunter folgende Angebote aus Deutschland:

  • Arte
  • BILD
  • Deutsche Welle
  • Euronews
  • FOCUS
  • Frankfurter Allgemeine Zeitung
  • Heise
  • manager magazin
  • n-tv
  • NDR
  • SPIEGEL
  • Süddeutsche Zeitung
  • Tagesschau

Wir vom WDR sind noch nicht darunter – kann sich nach diesem Beitrag aber ändern.

Natürlich kann jedes Land selbst entscheiden, wie es mit Themen wie Meinungsfreiheit umgeht. Allerdings dürfen wir uns unsere Gedanken dazu machen. Und spätestens dann, wenn es um die Frage geht, ob ein Hersteller aus China beim 5G-Netzausbau eine führende Rolle spielen sollte (Huawei), spielt es allerdings sehr wohl eine Rolle. Denn will man wirklich zulassen, dass Technik eingesetzt wird aus einem Land, die Meinungsfreiheit aktiv und derart breitflächig unterdrückt?

Eigentlich eine Aufgabe der Politik, sich zu diesem Thema zu äußern. Eigentlich.

Übrigens: Der praktische Service von experte.de schaut auf Wunsch nicht nur nach, was in China blockiert ist, sondern auch in Russland oder Türkei. Da ist es mit der Meinungsfreiheit ja auch nicht so weiter her.