Filterblase: Doch nicht so folgenreich wie gedacht?

von | 09.12.2019 | Internet

Der Begriff „Filterblase“ hat sich gest eingeprägt – und steht für die Vermutung, dass wir in einem Sozialen Netzwerk nur noch Artikel. Posts, Videos und Meinungen zu sehen bekommen, die uns in unserem Weltbild bestätigen. Alles andere bleibe ausgeblendet. So funktionieren die Algorithmen der Netzwerke nun mal… Aber es gibt eine Studie, die an der Wirkungskraft der Filterblase Zweifel hegt.
Der Netzaktivist Eli Pariser hat im Jahr 2011 ein Buch geschrieben und darin den Begriff „Filterblase“ eingeführt. Das Argument: Weil uns die (intransparenten) Algorithmen von Google, Facebook und Co. ganz bestimmte Informationen präsentieren und andere vorenthalten, leben wir in einer Art Filterblase. Manche sagen auch Echokammer dazu. Meint: Wir hören und lesen nur, was uns bestätigt. Denn die Algorithmen sind so programmiert.

Ist die Filterblase besser als ihr Ruf?

Ein für mich völlig schlüssiges Bild. Allerdings sollte man ja auch immer offen für neue Argumente sein. Der aktuelle Reuters Digital News Report kommt zu einem anderen Ergebnis. Einige Wissenschaftler sind der Ansicht, dass es nicht die Algorithmen sind – jedenfalls nicht sie alleine -, die dazu führen, dass wir so häufig bestätigende Aspekte, Artikel und Argumente lesen, sondern wir selbst.

Einige Forscher kommen zum Schluss: Wir waren noch nie besser informiert, hatten noch nie so viel Auswahl. Einiges stimmt ja auch: Eine Suchmaschine präsentiert Links zu vielen Angeboten. Da sind garantiert auch immer Quellen darunter, die wir bis dato noch gar nicht gekannt haben. Suchmaschinen sind also ein Segen. Wenn wir das Geschenk annehmen und uns eben auch mal mit anderen Argumenten aus unbekannten Quellen auseinandersetzen.

Buzzard verspricht: „Eine App, alle Perspektiven“

Ein neues Projekt, das sich Buzzard nennt und von zwei Journalisten gerade geplant wird (Finanzierung läuft), soll helfen: Die App will ganz bewusst und gezielt unterschiedlichste Argumente aus unterschiedlichsten Quellen gegenüberstellen und zusammen präsentieren. Dann kann sich der geneigte Leser mit konkreten Argumenten und Gegenargumenten, Sichtweisen und Gegensichtweisen auseinandersetzen.

Ein Service, der zwar nicht kostenlos sein wird – aber das Spektrum erweitert. Natürlich: Ein Klimaaktivist will nicht lesen, dass oder warum jemand den nach fast einhelliger Forschermeinung menschengemachten Klimawandel anzweifelt. Umgekehrt ignoriert der Klimawandelleugner gerne die Erkenntnisse der Wissenschaft. Aber vielleicht kann es auf diese Weise dennoch gelingen, andere Argumente zu verstehen und über Details nachzudenken.

Einfach ist es sicher nicht – aber das Netz macht es möglich!

 

 

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