Wenn KI das nächste Tor vorher sagt…

von | 15.01.2020 | Digital

Die meisten sind die besseren Trainer und die besseren Schiedsrichter sowieso: Der Fußball hat viele Experten. Doch das nächste Tor voraussagen – wenn wird es fallen, wer wird es schießen, wer gewinnt am Ende? -, das kann bislang niemand wirklic´h zuverlässig. Bislang! Denn jetzt ist ein Service angekündigt, der mit KI-Hilfe solche Vorhersagen machen soil. Doch zerstört das nicht am Ende den Spaß?

Die schönste Nebensache der Welt: Fußball. Die einen wissen alles über ihren Verein und ihre Lieblingsspieler. Die anderen wissen überhaupt nichts. Dazu gehöre ich.

Aber für alle anderen könnte es interessant sein, was die „Deutsche Fußball Liga“ (DFL) da plant. Denn demnächst können sich alle Fans live Spiel-Statistiken auf dem Handy anschauen. Wer dominiert gerade? Wann fällt das nächste Tor? KI macht’s möglich…

Amazon-Cloud wertet das Geschehen aus – live

Dazu nutzt die DFL diverse Cloud-Dienste von Amazon. Was viele nicht wissen: Amazon ist einer der größten Cloud-Anbieter der Welt. Hier kann man so ziemlich jede Cloud-Dienstleistung buchen. Auch KI und selbstlernende Systeme. Genau das hat die Bundesliga jetzt gemacht und ein eigenes KI-System auf die Beine gestellt. Und das erst mal die den Spieldaten von 10.000 Begegnungen „gefüttert“.

Nicht nur, wer gegen wen gespielt und wer gewonnen hat. Nein, viel mehr. Jeder Ballkontakt. Strategien. Konkrete Spielsituationen… All das hat sich die KI angeschaut – und daraus ihre Schlüsse gezogen. Deshalb „weiß“ die KI jetzt, was bei einer Begegnung zu erwarten ist – auch, was es bedeutet, wenn sich zwei Spieler gegenüberstehen und austricksen wollen.

Statistiken und Prognosen aufs Handy

Das erlaubt konkrete Prognosen, wie das Spiel steht, wie es weitergeht und sogar, wann und wie das nächste Tor fallen wird (oder könnte). Alles in Echtzeit. Im Hintergrund ist die KI aktiv, wertet jeden Spielzug aus, bewertet Chancen und Risiken und jagt die Infos auf das Handy des Fans. Der kann das alles sogar individualisieren. Dann zeigt die App nur die Infos, die für ihn/sie interessant sind. Was scheren einen die Chancen des Gegners?

Der neue Info-Service soll schon zur Rückrunde starten – und dann nach und nach ausgebaut werden. So soll es später auch ein Video-Archiv geben, sogar ein individualisiertes.

Too much information: Wirklich sinnvoll?

Für echte Fans sind solche Analysen und Prognosen natürlich interessant und sicher auch ein Spaß. Wenn sich das „bewährt“ (also: gut rechnet), wird es solche Dienste womöglich auch schon bald in anderen Sportdisziplinen geben.

Und wie wär’s: Eine Bundestags-KI, die live die Geschehnisse im Plenum bewertet und Prognosen wagt, wie die Abstimmung ausfällt… Vielleicht doch nicht immer wünschenswert, dass KI einem alles vorkaut, das eigene Denken abnimmt und damit auch den Spaß verdirbt. Dass solche KI-Auswerten für Trainer und Live-Reporter interessant sind, liegt auf der Hand. Aber für die Allgemeinheit? Attraktiv finden das bestimmt viele. Nur: Ist es auch sinnvoll?

Was der Spaß kosten soll, steht noch nicht fest. Doch Vereine und Verbände kassieren ja gerne ab – ein Schnäppchen wird es wohl eher nicht.