Wie geht es mit TikTok weiter?

Auf deutschen Schulhöfen ist TikTok ein Dauerthema – und auf den meisten Smartphones der Jugendlichen eine Must-have-App. Das macht schon deutlich, welche Bedeutung TikTok bei Jugendlichen hat. Aber keineswegs nur dort. Anderenfalls würde sich US-Präsident Donald Trump nicht persönlich mit TikTok beschäftigen. Man könnte es auch so ausdrücken: TikTok ist den Präsidenten ein Dorn im Auge – und er geht vehement gegen das Netzwerk vor. Offizieller Grund: Datenschutz und Privatsphäre.

Vor einigen Tagen hat US-Präsident per Dekret Geschäfte mit der aus China stammenden App TikTok verboten. In rund 40 Tagen soll das Verbot greifen.

Es ist kein Verbot der Plattform – das wäre juristisch schwieriger durchzusetzen. Er verbietet in den USA Geschäfte mit TikTok. Das hat dramatische Folgen: Mitarbeiter in den USA könnten nicht mal ihre Gehaltsschecks bei der Bank einlösen – weil das ein Geschäft mit TikTok-Eigner Bytedance wäre. Ganz zu schweigen natürlich, dass niemand auf TikTok werben darf und vieles andere mehr. Trumps Regierung will TikTok austrocknen. Betreiber Bytedance wehrt sich mit aller Macht und hat in den USA dagegen geklagt.

Trump: „Gefahr für die nationale Sicherheit“

Donald Trump begründet das Verbot damit, TikTok sei „eine Gefahr für die nationale Sicherheit“.

Nun, die genauen Beweggründe kennt natürlich nur der Präsident selbst. Aber offiziell stört sich der Präsident daran, dass bei der Verwendung von TikTok Nutzerdaten nach China fließen könnten. Das gefährde die Privatsphäre amerikanischer Nutzerinnen und Nutzer, argumentiert die Administration. Aber es kommen noch reichlich andere Gründe dazu. Zum einen herrscht fast schon Eiszeit zwischen den Handelsmächten USA und China.

Trump hat China schon reichlich Steine in den Weg gelegt. Und: TikTok hat den Präsidenten schon mehrfach gedemütigt. Es gab sehr einfallsreiche und effektive Aktionen gegen Trump auf TikTok.

So haben die User zum Beispiel Karten für eine Wahlkampfveranstaltung von Trump reserviert – aber nie abgeholt. Donald Trump musste vor halb leeren Tribünen sprechen. Das hat ihn massiv verärgert. Last not least möchte der Präsident aber, dass ein amerikanisches Unternehmen TikTok übernimmt – am liebsten Microsoft. Dann würde das Verbot auch erlöschen.

PRAGUE, CZECH REPUBLIC – NOVEMBER 22 2018: TikTok mobile video-sharing app company logo on phone screen with internet homepage in background on November 22, 2018 in Prague, Czech republic.

Daten, die bei TikTok anfallen

In jedem Sozialen Netzwerk fallen erhebliche persönliche Daten an. Bei TikTok sicher auch – wieso aber ist das was anderes?

Es ist was anderes, weil die Daten tatsächlich nach China gehen könnten. Wie wir alle wissen, sind Regierung und Wirtschaft in China alles andere als entflochten. Wenn die Regierung etwas will, kriegt sie das auch – und ein Unternehmen dürfte ganz sicher nicht darüber sprechen, wenn Daten abfließen.

Auf diese Weise ließen sich zum Beispiel die Aufenthaltsorte oder Bewegungsprofile von Nutzern ermitteln; auch wer sich wann, wo und mit wem trifft – sofern alle Beteiligten TikTok nutzen. Betreiber Bytedance versichert, dass keine Daten nach China geleitet werden. Derzeit wird sogar ein eigenes Rechenzentrum in Irland für Europa gebaut. Aber das ist kein Beweis. Begründete Zweifel bleiben.

Wir sollten auch in Europa strenger werden

Welche Schlüsse sollen wir in Europa daraus ziehen – was sagt der Netzdenker über diese Entwicklung?

Nun, psychologisch gesehen ist es möglicherweise eine Projektion: Trump traut TikTok genau das zu, was in den USA auch üblich ist. Die NSA greift – wie wir seid Snowden wissen – auch gerne Daten im großen Stil ab. Bei Facebook, Amazon, Youtube und Co. sind sie garantiert nicht sicher. Was man selbst macht, unterstellt man auch den anderen. Wir Europäer sollten auch so selbstbewusst sein wie Donald Trump: Daten von europäischen Nutzern sollten nur auf EU-Server gespeichert werden, nach europäischem Datenschutzrecht.

Jede Weiterleitung in die USA oder nach China ohne ausdrückliche Genehmigung und unter jederzeitiger Möglichkeit einer Kontrolle sollte strikt verboten sein und zum sofortigen Verlust der Betriebserlaubnis führen. Die in den USA durch TikTok angestrebte Klage finde ich klasse, denn dann müssen alle Parteien Beweise vorlegen. Trump für seine Behauptung – und TikTok dafür, dass es nicht nur ein leeres Mantra ist, dass keine Daten nach China gehen. Das wird spannend!

 

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