Die Methode Tesla: Keine Fragen, keine Antworten

von | 09.10.2020 | Hardware

US-Präsident Donald Trump regiert per Twitter – und hasst alle anderen Medien. Andere wollen seinem Beispiel folgen. Autobauer Tesla zum Beispiel schafft seine PR-Abteilung ab – und will gar nicht mehr mit Presse sprechen. Warum auch? Jede Art von Fragen sind ketzerisch. Sollen Journalisten doch die Tweets von Elon Musk abschreiben…

Autohersteller Tesla hat seine PR-Abteilung aufgelöst – berichtet die Branchen-Webseite Electrek. Keine Interviews mehr. Keine Informationen. Keine Antworten auf berechtigte Fragen. Etwa, welche Daten Tesla mit seinen Fahrzeugen erhebt. Was mit den Daten passiert. Wie genau das autonome Fahren funktioniert. Wer will schon lästige Fragen beantworten?

Elon Musk hält nichts von traditionellen Medien

Tesla-Chef Elon Musk himself hat bereits am 10. Juni getwittert: Führende Medien seien voreingenommen und berichteten ausschließlich negativ. Sie machten „traurig und ärgerlich“. Darauf hat der Multi-Milliardär keine Lust mehr – und hat jetzt die Konsequenzen gezogen: Keine PR-Abteilung mehr.

Keine Interviews, keine Antworten

Ich musste selbst diese Erfahrung machen, gerade erst. Vor zwei Wochen habe ich angesichts des Big-Brother-Awards für Tesla über die Hintergründe berichten wollen. Doch Tesla wollte kein Interview geben. Kein Fahrzeug bereit stellen. Nichts. Tesla verweigert der Öffentlichkeit jede Antwort. Begründung: Das sei eine „globale Unternehmensrichtlinie“.

Eine bedrohliche Entwicklung, wie ich finde. Klar, US-Präsident Donald Trump macht es vor. Er regiert per Twitter. Er maßregelt über Twitter. Er lobt über Twitter. Reguläre Medien sind ihm zuwider. Da könnte ja etwas Unvorhergesehenes passieren…

Wir machen, was wir wollen – wozu etwas erklären?

Nun wählt Elon Musk offensichtlich denselben Weg. Es muss doch reichen, wenn der „Leader“ des Konzerns sich ab und an auf Twitter oder sonstwo äußert. Wozu sich kritischen Fragen stellen? Wozu zuhören? Wozu Rede und Antwort stehen? Das Motto ist doch klar: Wir sind die Größten. Wir machen was wir wollen. Der Markt regelt es schon.

Ein überhebliches, um nicht zu sagen problematisches Verhalten.

Ich finde: Ein Unternehmen, das die Gesellschaft verändert, muss auch ins Gespräch gehen, sich Kritik und Fragen stellen. Und das ganz bestimmt nicht nur auf Twitter und Co.

Es ist eine mehr als besorgniserregende Entwicklung, dass nun auch Unternehmen meinen, sie könnten sich komplett von kritischen Fragen abschotten. Denn Medien sind dafür da, Missstände aufzudecken und den Mächtigen auf die Finger zu schauen. Und sie stellen – wenn alles gut geht – berechtigte Fragen und lassen sich (ebenfalls wenn alles gut läuft) nicht einfach abschütteln oder abspeisen.

Jetzt sind die Verbraucher dran: Wollen wir Produkte kaufen von einem Unternehmen, das nichts erklärt, das die Öffentlichkeit scheut oder gar verachtet?

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