Klage in den USA: Ist Google zu mächtig?

von | 21.10.2020 | Digital

Das US-Justizministerium hat Klage gegen Google eingereicht. Der Vorwurf: Ausnutzen der Marktmacht zum Nachteil der Verbraucher. Denn Google bezahlt nicht nur Hardware- und Softwarehersteller dafür, auf ihren Geräten und in ihren Programmen die Nummer 1 Suchmaschine zu sein, sondern verdrängt möglicherweise auch im Werbeumfeld den Wettbewerb. Das wird ein interessanter Prozess!

Es gibt viele Suchmaschinen im Netz. Zumindest Theoretisch. Aber nur eine kennen alle – und zwar so gut, dass ihr Name weltweit zum Pseudonym für „Suchen im Netz“ geworden ist: Google.

Das allein verleiht einer Suchmaschine ungeheure Macht. Die beeindruckenden Marktanteile, die Googles Suchdienst vorweisen kann, bestätigen den Erfolg.

US-Justizministerium – und elf US-Staaten

Doch nun hat das US-Justizministerium Klage eingereicht in den USA – und elf Bundesstaaten haben sich bereits angeschlossen. Der Vorwurf: Google habe seine Marktmacht missbraucht, den Wettbewerb unterdrückt und dadurch die Verbraucher geschädigt. In der Klageschrift wird das auch ausführlich begründet.

Die Klage ist kein Pappenstil, denn das US-Justizministerium ist mächtig. Gerichte werden sich nun ganz genau anschauen, wie die Mechanismen bei Google sind. Und es geht dabei nicht um die Suche selbst, sondern um die Art und Weise, wie Anzeigen präsentiert werden – auf den Suchseiten von Google, aber auch bei Android.

Der Vorwurf: Marktmacht  ausgenutzt

Denn das darf man nicht vergessen: Google ist nicht nur die führende Suchmaschine, sondern stellt auch das mit Abstand populärste mobile Betriebssystem. Der konkrete Vorwurf: Google habe Milliardenbeträge an Hardwarehersteller wie LG, Motorola, Samsung oder Apple gezahlt, um als präferierte Suchmaschine eingetragen zu sein. Ebenso beim Browser Firefox: Auch hier erscheint Google an erster Stellt – und das lässt sich der Konzern eine Menge kosten.

Google habe sich zudem eine außerordentliche Stellung als „Gatekeeper“ verschafft: Wenn alle alles googeln, bekommt Google nicht nur alles mit (und sammelt Daten), sondern verkauft auch jede Menge Anzeigen. Und die sind deutlich teurer, wenn es keinen Wettbewerb gibt. Mehr gefunden werden will, muss dafür bezahlen.

Prozess könnte reinigendes Gewitter sein

Natürlich ist die Sache deutlich komplexer – aber das in etwa ist der Knackpunkt. Google weist in einer ersten Reaktion darauf hin, dass kein Mensch gezwungen würde, Google zu nutzen. Das stimmt natürlich – und Google ist wirklich eine exzellente Suchmaschine.

Aber Google unternimmt alles, dass es keine Konkurrenz gibt – und nutzt dafür die bereits vorhandene Macht, dass es auch so bleibt. Das lässt sich nun wirklich nicht bestreiten.

Der Prozess wird groß werden. Es gibt Experten, die davon ausgehen, dass der Prozess gegen Microsoft vor 20 Jahren im Vergleich dazu klein war. Die gute Nachricht aber: Microsoft gibt es nach wie vor. Und die Wettbewerbssituation war nach dem Prozess fairer – im Interesse der Verbraucher.

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