Wie wir die Gesundheitsämter entlasten könnten: „Mitdenken statt Querdenken!“

Corona wird uns noch eine ganze Weile beschäftigen. Doch wie lassen sich die hoffnungslos überlasteten Gesundheitsämter digital unterstützen? Alle reden von Digitalisierung – aber kaum jemand macht konkrete Vorschläge. Doch es gibt Ideen. Gemeinsa  mit Dennis Horn stelle ich in der neuen Ausgabe vom Cosmo Tech Podcast vielversprechende Projekte vor. Wir sprechen auch mit Deutsch-Rapper Smudo von den Fantastischen Vier, der eins der Projekte fördert.

Wir hören immer wieder den Satz: „Wir müssen die Gesundheitsämter digitaler“ machen. Auch im Zusammenhang mit der Corona Warn App (CWA). Da gab es anfangs ja auch keine optimale Anbindung an die GA.

Aber was bedeutet der Satz genau? Welche Forderungen sind damit verbunden? Welche Ideen gibt es?

Eigentlich keine bis wenige. Jedenfalls hören wir da aus der Politik nicht viel. Die Sommermonate sind sang- und klanglos vorbei gerauscht. Niemand hat sich ernsthaft auf die vorhergesagte zweite Welle vorbereitet.

Das Problem mit den Clustern

Es gibt in Deutschland rund 400 Gesundheitsämter. Sie werden nicht zentral gesteuert, jedes entscheidet für sich. Das macht es schwierig, einheitliche Wege zu gehen.

Und das größte Problem sind heute die sogenannten „Cluster“. So wird das genannt, wenn mehrere Menschen sich treffen, bei einem Meeting, bei einer Feier, im Restaurant.

Virologe Christian Drosten erklärt im NDR Podcast, wieso diese Cluster bei der Nachverfolgung so wichtig sind – und wendet sich auch mit einem Appell an uns alle. Christian Drosten spricht klar und deutlich die Schwierigkeiten an, vor denen wir stehen: Wie wollen wir eigentlich herausfinden, wann und wo sich jmd angesteckt hat. Und wichtiger noch: Wer war sonst noch alles bei einem Treffen dabei?

+ Podcast: Das Coronavirus-Update von NDR Info

, Wie wir die Gesundheitsämter entlasten könnten:  „Mitdenken statt Querdenken!“

https://www.ndr.de/nachrichten/info/podcast4684.html

Christian Drosten sagt aber auch: Wir Menschen haben enorme Schwierigkeiten uns zu erinnern. Klar, ich wüsste auch nicht so ohne weiteres, wo ich vor 14 Tagen gewesen bin – und wen ich dort ggf. getroffen habe. Du? Deshalb regt Christian Drosten ein Kontakttagebuch an.

Die Corona Warn App ist bei all diesen Dingen leider keine besondere Hilfe. Denn die CWA ist sehr datensparsam, merkt sich nichts und verrät noch weniger. In Sachen Cluster-Nachverfolgung kommen wir da nicht weiter.

Also sollten wir uns Gedanken machen, wie wir das Thema Cluster-Nachverfolgung in den Griff bekommen. Wir – die wir verantwortungsvolle Mitbürger/innen sind. Es gibt da verschiedene Möglichkeiten, die wir Euch heute vorstellen wollen.

Kontakttagebuch führen

Die App Cluster Diary ist kostenlos und ist vom Funktionsumfang her wirklich sehr überschaubar. Nutzer tragen hier einfach ihre Kontakte und Begegnungen ein: Wann habe ich wann wo wen wie lange getroffen. Nicht mehr, nicht weniger. Das alles lokal im eigenen Smartphone gespeichert. Wie ein Logbuch, ein Tagebuch eben. Praktisch ist: Personen, die man regelmäßig trifft, lassen sich fest hinterlegen – und so dann schneller ins Protokoll eintragen, quasi per Autofill-Funktion.

Mit dieser App kommt man dem Wunsch von Christian Drosten nach, ein Kontakttagebuch zu führen. Es gibt keine Anbindung ans Gesundheitsamt whatsoever. Man führt vorsorglich ein Tagebuch. Im Fall der Fälle hat man dann alle Begegnungen zur Hand – und kann sie easy dem GA übergeben. Schnell, lückenlos, datenschutzsicher.

Cluster Diary

Die Luca App

Nun ist so ein Kontakttagebuch mit Cluster Diary schon mal ein Schritt nach vorne, aber keineswegs ein Durchbruch. Jeder macht sein eigenes Ding. Cluster lassen sich so noch lange nicht erkennen – und auch keine Fortschritte erreichen beim Durchbrechen von Infektionsketten.

Gerade jetzt ist eine App gestartet, die Luca App.

In der dieser Ausgabe von Cosmotech sprechen mit einem Musiker. Etwas ungewöhnlich vielleicht bei einem Digital-Podcast. Aber Smudo von den Fantastischen Vier ist wie wir technikbegeistert. Er interessiert sich für Digitalisierung. Und er will etwas unternehmen gegen die Pandemie; das hört man deutlich raus, wenn man mit ihm spricht.

Ich habe mit Smudo gesprochen, aus terminlichen Gründen schon vor der Aufzeichnung des Podcast. Und zwar über die Luca App. Oder besser: Das Konzept Luca. Hier geht es genau um das, was Christian Drosten fordert: Ein System, das Cluster-Nachverfolgung ermöglicht. Mit einer App.

Als die Restaurants noch aufhatten, mussten wir immer mit einem Stift uns in eine Liste eintragen. Das ist Dokumentation aus der Steinzeig. Die Luca App macht das viele einfacher und moderner.

Per QR-Code. Die Idee: Wenn mehrere Menschen zs kommen, dann richten sie einen Cluster ein. Einer erstellt den Cluster, erzeugt einen QR-Code – und alle anderen registrieren sich dort. Das Zusammentreffen wird in den Smartphones gespeichert. Verschlüsselt. Pseudonym. Datensparsam.

Nur wenn es zu einer Infektion kommt, lassen sich die Daten nutzen. Gesundheitsämter, die mitmachen, können dann die Daten freigeben lassen – und nutzen. Daten, die jeder freiwillig hinterlassen hat – und die sowieso mitgeteilt werden müssten. So aber lückenlos sind und sofort zur Verfügung stehen.

luca app

Kadoin: Kartenbasierte Dokumentation mit Google Maps

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) und im Hamburger Start-Up Ubilabs wurde eine interessante Lösung für eine der aktuell größten Herausforderungen in den Gesundheitsämtern entwickelt: für die Kontaktnachverfolgung.

Jeder, der sich mit Covid-19 infiziert, muss dem Gesundheitsamt alle relevanten Kontakte der letzten 14 Tage mitteilen. Die Corona Warn App ist da keine Hilfe. Sie sagt mir ja nicht, wen ich getroffen habe. Sie warnt bestenfalls die betreffenden Personen selbst.

Also muss sich ein an Covid-19 erkrankter Mensch erinnern. Gar nicht so einfach – und personalaufwändig. Denn das Gesundheitsamt führt ein “Interview” durch. Ein Grund, wieso in vielen Gesundheitsämtern heute Soldaten sitzen, die diese Aufgabe übernehmen. Aber auch das reicht schon lange nicht mehr – einfach zu viele Fälle. Genau hier kommt “Kadoin” ins Spiel: Die kartenbasierte Dokumentation von Indexpatienten.

Die Idee: Bürgerinnen und Bürger sollen sich selbst erinnern – indem sie ein interaktives Formular ausfüllen. Am PC, Tablet oder Smartphone. Keine App, sondern eine Web-Anwendung. Hier tragen die Bürger jede einzelne Begegnung ein. Praktisch: Häufiger besuchte Orte muss man nur einmal eintragen. Dann sind sie gespeichert und können schnell abgerufen werden. Dasselbe gilt für Personen, die jemand regelmäßig trifft.

+ Projektseite Kadoin

https://www.mhh.de/presse-news/hilfe-bei-der-identifikation-von-infektionsketten

Kadoin Anwendung

 

 

SCHIEB+ Immer bestens informiert

Schieb+ Tarife
Nach oben scrollen