Freischalten des Handys mit dem Handy

Mein Gesicht gehört mir: Kommt ein Verbot für Gesichtserkennung?

Mehrere Verbände und Vereine – darunter auch der Chaos Computer Club – unterstützen eine Petition, die in der EU die Massenüberwachung mit Hilfe von biometrischen Daten wie Gesichtserkennung oder Fingerabdruck verbieten will. Wenn die Petition mehr als eine Million Unterschriften erhält, muss sich der EU-Rat damit beschäftigen.

Unser Gesicht ist wohl eins unserer eindeutigsten Erkennungsmerkmale: Jeder hat eins – und trägt es stets gut sichtbar mit sich herum.

Und es ist heute häufig öffentlich zu sehen: In Fotos, Postings und Videos. Das machen sich windige Unternehmen wie Clearview AI aus New York oder auch PimEyes aus Polen zunutze: Sie sammeln ungefragt im großen Stil öffentlich im Netz zugängliche Fotos und Videos ein, archivieren die enthaltenen Gesichter und erstellen biometrische Daten.

Iris Scan

Biometrische Daten sind extrem sensibel – da unveränderlich

Die Folge: Wir sind ganz leicht anhand unseres Gesichts zu identifizieren. Es reicht ein Profilfoto bei Twitter oder Facebook – schon können mich entsprechend gefütterte Systeme mit einer erstaunlich hohen Trefferquote auf einem Foto erkennen. Für ein Sicherheitssystem noch OK – aber ganz sicher nicht, wenn Konzerne damit Geld machen und so jede Privatsphäre verloren geht. Auch noch ohne ausdrückliche Zustimmung der Betroffenen.

Das ist keine kleine Sache. Jeder von uns sollte es selbst in der Hand haben, ob seine biometrischen Daten in einer Datenbank landen – insbesondere in der eines kommerziellen Anbieters. Denn Gesichtserkennung ist ein weiteres, sehr potentes Mittel zur kommerziellen Totalüberwachung. Unsere biometrischen Merkmale sind nun mal unabänderlich. Eine Art „serienmäßig eingebaute Advertising-ID“ – so dürfte es die Werbeindustrie sehen.

Wichtig zu wissen: Es ist heute technisch wirklich sehr einfach, Gesichtserkennung umzusetzen. Entsprechende Server sind bei Amazon oder Microsoft ohne weiteres buchbar. Und: Sie funktioniert erstaunlich gut.

Europäische Initiative strebt konsequentes Verbot an

Der Chaos Computer Club (CCC) hat sich jetzt deswegen einer europäischen Initiative angeschlossen, die sich Reclaim Your Face nennt und heute (17.02.2021) startet. Wörtlich: Wir sollen die Kontrolle über unser Gesicht zurückerlangen. Zentrale Forderung der Initiative: Das Sammeln von Gesichtern, aber auch anderer biometrischer Daten wie Fingerabdruck, Stimm- oder Gangmuster, Iris etc. als Mittel der Massenüberwachung per EU-Verordnung zu verbieten.

Eine mehr als sinnvolle Initiative, wie ich finde. Denn der unkontrollierten kommerziellen Nutzung gehört ein Riegel vorgeschoben. Es ist allerhöchste Zeit, denn das nächste Clearview AI wartet schon – da bin ich sicher. Und auch Facebook und Co. warten nur darauf, ein sich bietendes Regel-Vakuum zu nutzen.

Traurig genug, dass die Politik nicht von sich aus nach den bereits gemachten Erfahrungen mit Clearview AI, PimEyes und anderen entsprechende Schritte eingeleitet hat. Jetzt wird Druck gemacht – und das ist gut!

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Gesichtserkennung: Kommerzielle Anbieter nutzen biometrische Daten ungefragt

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