5G kommt … aber langsam

von | 09.03.2021 | Mobility

Die Mobilfunkanbieter werben damit. Die Hersteller luxuriöser Smartphones ebenso. 5G. Das klingt nach Zukunft, Zuversicht, Hoffnung – auf jeden Fall nach mehr Datentempo. Genau das, was wir brauchen, denn Podcasts, Webseiten, Musik und Videos kommen heute aus dem Neth. Und wer unterwegs arbeiten muss, will nicht ewig auf seine Dokumente warten, die in der Cloud liegen. Aber macht 5G wirklich alles besser und schneller?

Wer möchte das nicht: Schneller im Netz unterwegs sein. Webseiten, die sich blitzschnell öffnen, völlig ohne Ladezeiten, Video Streams auf dem Smartphone in höchster Qualität und niemals mehr Ruckler, Aussetzer oder Verzögerungen. So das Bild, das gezeichnet wird.

Ein Marketingversprechen

Vor allem aber ist 5G ein Marketingversprechen: Die Industrie braucht so etwas. Ein neues Produkt, das Aufbruchstimmung verspricht. Denn so lassen sich mehr Smartphones verkaufen, teure Mobilfunktarife rechtfertigen – mit einem Wort: Es lässt sich mehr Umsatz machen. Darum geht es vor allem. Nicht darum, dass wir wirklich überall guten Empfang haben, Und der ist bisher ein Riesenproblem.

Deutschland steht grottenschlecht da – beim Breitbandausbau, aber auch beim Mobilfunk. Das Fachmagazin „connect“ hat vor kurzem mal wieder die Mobilfunkanbieter in Europ verglichen, in Sachen Netzausbau, Datenraten und Latenz – also Reaktionszeiten. Die deutschen Anbieter landen auf Platz 33, 44 und 77. Bei gleichzeitig höheren Preisen als im Ausland. Es ist – beschämend!

Könnte mit 5G alles besser werden? Klar – in der technischen Theorie, im praktischen Alltag hab ich da noch erhebliche Zweifel.

Denn auch bei LTE bzw. 4G –waren die Erwartungen hoch. Doch immer noch gibt es in Deutschland jede Menge Funklöcher, auch entlang wichtiger Straßen – und im Zug sowieso. Und das theoretisch mögliche Datentempo, das LTE anbieten könnte, bekommen nur die aller wenigsten.

Längst nicht überall, wo 5G angeboten wird, gibt’s 5G Tempo

Lassen wir uns also nicht täuschen – das wird bei 5G nicht anders sein. Ich bin mit meinem super-modernen Luxus-Handy schon in 5G-Funkzelllen gewesen, die deutlich schneller waren als LTE. Aber auch in solchen, wo ich gar keinen Unterschied bemerkt habe. Denn die Funkzellen allein machen noch kein Tempo. Sie müssen auch optimal angebunden sein, per Glasfaser. Leider ist auch der Glasfaser-Ausbau in Deutschland eine Katastrophe – und das hat auch Auswirkungen auf den Mobilfunk.

Bitte nicht falsch verstehen: Wir brauchen 5G. Allein schon deshalb, um das aktuelle LTE-Netzwerk zu entlasten. Denn wir brauchen insgesamt mehr Bandbreite – nicht, damit der einzelne seine Downloads schneller erledigt. Sondern um die Bandbreite auf die rasant wachsende Zahl an Mobilfunkgeräten aufteilen zu können.

Moderne Autos setzen auf Mobilfunk. Nicht nur für die Navigation, sondern künftig auch, damit sich die Fahrzeuge gegenseitig vor Gefahren oder Staus warnen. Unsere Notebooks und Tablets gehen überall online. Aber auch Smartwatches. Fitness-Geräte. Und die Industrie sowieso, die Container, Pakete, Produkte online bringt. In immer mehr Bereichen unseres Lebens gehen wir wie selbstverständlich davon aus, immer „online“ sein zu können. Ein gut funktionierendes, überall erreichbares Mobilfunknetz ist immer weniger Luxusgut, sondern lebensnotwendig.

Machen wir uns also bitte nichts vor. 5G bringt keinen „Boost“ in Sachen Datentempo. Das wird in den meisten Regionen des Landes noch sehr lange dauern. Es fehlt am Ehrgeiz, in Deutschland tatsächlich ein schnelles Mobilfunknetz aufzubauen, das flächendeckend ist – und schnell. Aber in der vernetzten Zukunft brauchen wir genau so etwas, sonst bleiben viel zu viele offline zurück.