Goldrausch in der Kunstwelt: Non-fungible Tokens NFTs

von | 29.03.2021 | Digital

Das Netz hat mal wieder einen neuen Trend und ein neues Schlagwort: NFT. Die „Non Fungible Token“ sorgen gerade für eine Goldgräberstimmung. Milt Hilfe der Blockchain wird die Kunstwelt aufgewirbelt. Interessenten zahlen Millionenbeträge für digitale Kunste. Das könnte man für abgedreht halten – und ist es sicher auch -, aber es gibt einige interessante Aspekte dahinter.

Vor ziemlich genau 15 Jahren hat Twitter-Gründer Jack Dorsey den ersten Tweet online gestellt. Der wurde jetzt auf einer Online-Auktion verkauft – so wie ein Kunstwerk. Wert: 2,9 Millionen EUR. Damit gehört der erste Tweet nicht mehr Jack Dorsey, sondern einen – wohlhabenden – Sammler aus Asien. Für ein rein digitales Kunstwerk wurden jetzt 69 Mio. Dollar bezahlt. So viel hat noch kein lebender Künstler für seine Arbeit erhalten. Und genau das ist ein neuer Trend: Reim digitale Güter und Kunstwerke haben einen Wert, werden versteigert, wechseln den Besitzer.

Jack Dorseays erster Tweet

Wie kann einem denn ein Tweet gehören?

Wenn man das verstehen will, muss man sich frei machen von dem „Besitz“-Denken im klassischen Sinne: Was ich besitze, das kann ich mir an die Wand hängen oder im Safe verstauen – und niemand sonst kann es sehen. Diese Zeiten sind vorbei. Der verkaufte Tweet ist besonders. Es ist der erste Tweet überhaupt, von Twitter-Gründern Jack Dorsey geschrieben und vor 15 Jahren veröffentlicht.

Der Tweet ist etwas Besonderes – und ist auch heute noch für jeden zu sehen. Trotzdem hat ein Geschäftsmann aus Asien jetzt dafür die unglaubliche Summe von 2,9 Mio. Dollar bezahlt. Und damit gehört der Tweet ihm. Er hat ein Echtheitszertifikat erhalten, verbunden mit einer Besitzurkunde. Der Tweet gehört dem Käufer. Aber er bleibt trotzdem im Netz. Es ändert sich in diesem Fall also eigentlich nicht viel, wir alle können den Tweet noch sehen. Aber der Besitzer ist stolz, den ersten Tweet zu besitzen. Das klingt vielleicht ein bisschen ungewöhnlich, aber so viel anders ist es in der Kunstwelt auch nicht. Da werden für Originale auch mehr gezahlt als für Kopien.

Ein Zertifikat – das mit Rechten einhergeht

Aber welche Rechte gehen damit einher, wenn ich ein digitales Werk für so viel Geld kaufe?

Im Vordergrund steht schon der Besitz an sich. Also das Gefühl. Und die Möglichkeit der Wertsteigerung – so wie bei echten Kunstwerken auch. Vielleicht ist das digitale Werk – das kann ein Foto, ein Bild, eine Animation, ein Video oder auch ein Audio sein – schon bald deutlich mehr wert, dann kann man es natürlich weiterverkaufen. Aber es gibt auch Verwertungsrechte.

Wenn mir ein Bild gehört und die Verwertungsgerechte übertragen sind, kann ich natürlich auch entscheiden, ob es weiter frei im Netz zugänglich sein soll. Ich kann Gebühren berechnen dafür, wenn ein Bild auf T-Shirts gedruckt wird oder es jemanden vervielfältigen oder anderweitig verwenden will. Dafür würde aber natürlich auch ein Vertrag auf Papier ausreichen.

Non-fungible Token: NFT

Jetzt müssen wir aber auch mal über ein Fachwort sprechen. NFT.

Denn damit sind all diese spektakulären Käufe der jüngsten Zeit überschrieben. Denn die sind nicht auf Papier beim Notar festgehalten worden, sondern ganz modern in der Blockchain. Was bedeutet NFT und wie funktioniert das?

NFT ist die Abkürzung für „Non fungible Token“ – ein Begriff aus der modernen Welt der Kryptografie. Fungible bedeutet: Austauschbar. Nun-fungible entsprechend: Nicht austauschbar. Wenn ich Dir 10 EUR leihe und Du gibst mir die nach eine Woche zurück, dann erwarte ich nicht, dass es exakt derselbe 10 EUR Schein ist. Es kann irgend einer sein. Oder auch zwei 5er. Der EUR hat einen Wert – ist aber fungible. Austauschbar.

Dasselbe gilt für den Bitcoin. Aber wenn ich Dir einen echten Picasso leihe, der bei mir natürlich im Wohnzimmer hängt, dann erwarte ich, dass ich genau diesen Picasso auch zurück erhalte – und nicht einen Nachdruck. Dieser Picasso ist nicht fungible, non-fungible.

Und genau darum geht es bei NFTs – „Nifties“ ausgesprochen. Es handelt sich um nicht austauschbare Objekte. Und das sind digitale Kunstwerke, wenn es um die Originale geht. Weil man die nicht anfassen kann, bekommt man also eine Art Echtheitszertifikat: Diese digitale Kopie ist das Original und gehört Dir. Das besagt der „Token“ im NFT – das Zertifikat. Es wird mit Rechten und Echtheitszertifikaten gehandelt, ohne dass der Kuriert kommt und etwas anliefert.

Die Blockchain spielt eine grpße Rolle

Ist das jetzt nur ein Hype, eine Blase – oder bleibt das?

Im Augenblick versuchen viele, auf diese Art und Weise Geld zu verdienen: Indem sie Tweets, Animationen, Texte, Bilder, Videos online zum Verkauf stellen. Prominenten Personen gelingt das. Denn am Ende sind natürlich nur besonders außergewöhnliche Inhalte und Kunstwerke das Geld wert: Es ist eine Wertanlage. Aber das Konzept ist trotzdem auch für uns alle interessant.

Denn es lässt sich weiterdenken. Wenn Musik, Fotos, Animationen künftig auf diese Weise in der Blockhain abgelegt werden, könnte ein Fotograf sagen: Dieses schöne Foto hier darf jeder verwenden. Kostet aber 50 EUR auf einer Webseite, 10 EUR in einem Tweet – und 1.000 EUR auf einem Cover.

Jeder könnte diese Konditionen sehen und auch, wohin die Lizenz zu überweisen ist. Alles wäre glasklar geregelt – international. Ein interessantes Konzept also, um leidige Verwertungsprobleme zu lösen. Gut möglich, dass so etwas kommt.

 

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