Wir brauchen strengere Regeln für Influencer

von | 31.05.2021 | Digital

Viele Influencer sorgen für gute Unterhaltung und haben zu Recht viele Follower unf Fans. Doch einige sind ausschließlich auf Werbeeinnahmen aus – und einige wenige kennen keine Tabus. So haben einzelne Influencer sich von einer Agentur beauftragen lassen, Stimmung gegen Biontech-Impfstopff zu machen – mit gezoelter Desinformation.

Die Entwicklung ist besorgniserregend: Eine PR-Agentur namens „Fazze“ aus London hat viele namhafte Influencer auf drei Kontinenten kontaktiert – alles gewohnt diskret.

Die PR-Profis wollten die Multiplikatoren für eine Desinformations-Kampagne gewinnen. Ihre Aufgabe: Den Biontech-Impfstoff schlecht machen und über eine angeblich steigende Zahl von Todesfällen berichten. Es wurden auch gleich Fake-Statistiken mitgeliefert, wie viele Menschen nach einer Impfung mit Biontech verstorben sein sollen.

Impfdose

Aufgabe: Influencer sollen Biontech dissen

Auch der deutsche Influencer Mr. Wissen2Go Mirko Drotschmann hat das Angebot bekommen – und empört abgelehnt. Aber mindestens zwei Influencer sind der Aufforderung nachgekommen. Einer aus Brasilien und einer aus Indien.

Laut Recherchen vom ARD-Magazin Kontraste und netzpolitik.org stecken russische Quellen dahinter. Die PR-Agentur in London ist eine Scheinfirma, die ihren eigentlichen Sitz wohl eher in Russland hat – und auf jeden Fall vor allem russische Kunden.

Wer auch immer dahinter steckt: Das Beispiel macht deutlich, dass wir uns längst in einem Info-War befinden. Nachdem es schwieriger geworden ist, auf Facebook, Twitter und Co. politische Kampagnen zu buchen oder Bots Unsinn verbreiten zu lassen, wenden sich die Agitatoren nun an Influencer in aller Welt.

Influencerin

Influencerinnen bewerben asbesthaltige Crème

Aus Sicht der Manipulatoren ein geschickter Schachzug. Denn Influencer unterliegen kaum einer Kontrolle. Viele von ihnen recherchieren nicht einmal und haben auch keinen Berufsethos. Wenn Geld fließt, wird es gemacht.

Das zeigt ein anderes Beispiel. Der Youtuber Marvin Wildhage hat enormen Aufwand betrieben. Er hat eine Pseudo-Crème namens „Hydro Hype“ entwickelt. Der Inhalt: Simple Gleitcreme – aber schick verpackt. Mit fancy Fake-Webseite, um das Produkt zu promoten.

Dann hat der Youtuber diversen Influencerinnen ein Angebot gemacht: Gegen die übliche Bezahlung sollten sie von der Crème schwärmen. Hier im Video die ganze Geschichte.

Haben einige Influencerinnen auch gemacht. Und das, obwohl die Crème keinen Effekt haben kann – und auf der Verpackung als Inhaltsangaben bedenkliche Ingredienzien wie Uran, Asbest und Pipi-Kacka-Seed-Oil angegeben wurden. Hat die Influencerinnen nicht interessiert: Sie haben das angebliche Pflegeprodukt trotzdem in den Himmel gelobt.

Es braucht dringend Regeln – und Haftung

All das zeigt: Wir brauchen dringend Regeln für Multiplikatoren im Netz. Ab einer gewissen Zahl von Lesern oder Zuschauern sollte es strenge Regeln geben – möglicherweise auch eine Haftung. Es kann unmöglich so bleiben, dass Influencerinnen und Influencer für Geld unverantwortliche Dinge sagen oder zum Sprachrohr für Manipulationen werden.

Sorgfaltspflicht gilt auch für Influencerinnen und Influencer.

Viele Menschen informieren sich vor allem, nicht wenige sogar ausschließlich im Netz. Da braucht es Verlässlichkeit – und auch Schutz vor folgenreichen Desinformationen.

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Rechtsanwalt erklärt: Was dürfen Influencer und was nicht?